Nach der 1:2-Niederlage gegen die AS Roma in der Europa League herrscht im Berner Lager Katerstimmung. Denn an diesem Abend wäre mehr dringelegen. Die YB-Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
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Torhüter
David von Ballmoos
Ein bitterer Abend für Von Ballmoos. Die Römer haben nur zwei gute Torchancen, beide nutzen sie. Beim ersten Gegentreffer kommt er weit aus dem Kasten und verkürzt so den Winkel, doch Peres findet die Mini-Lücke (siehe Bild unten). Beim Siegtreffer der Römer ist er machtlos, auch wenn ihm der Ball noch an den Oberarm klatscht. Aber bei einem wuchtigen Kopfball aus viereinhalb Metern kannst du nicht mehr reagieren.
Rechtsverteidiger
Nicolas Bürgy
Der 25-Jährige hat vor dem Roma-Spiel in dieser Saison erst 14 Minuten gespielt und zwar beim 0:0 am vergangenen Wochenende gegen Servette. Die fehlende Spielpraxis merkt man ihm nicht wirklich an, seine Leistung ist insgesamt solid. Direkt nach dem Römer Ausgleichstreffer hat er nach einer Ecke das 2:1 auf dem Kopf, setzt den Ball aber knapp am Pfosten vorbei. Das wär's gewesen …
Innenverteidiger
Fabian Lustenberger
Der Captain macht eine starke Partie, antizipiert mehrmals goldrichtig und luchst den Römern so die Bälle ab, weist eine starke Zweikampfquote aus und seine Pässe kommen fast immer beim Mitspieler an. Lustenberger strahlt grosse Sicherheit aus, leistet sich keine einfachen Fehler. Einzig beim Siegtreffer der Römer ist die komplette Hintermannschaft total desorientiert – da sieht dann auch Lustenberger für einmal nicht gut aus.
Linksverteidiger
Cédric Zesiger
In der Nachspielzeit riskiert Zesiger, der bereits in der 52. Minute für einen Trikotzupfer Gelb sah, leichtsinnig einen Platzverweis. Er wirft Peres den Ball mit der Hand zu und trifft diesen am Oberkörper. Gelb-Rot hätte allerdings auch Schauspieler Peres verdient, der sich theatralisch fallen lässt und mit beiden Händen ins Gesicht fasst – ausgerechnet er, der vor seinem Treffer für einen Ellbogenschlag hätte des Feldes verwiesen werden können.
Rechter Mittelfeldspieler
Silvan Hefti
Der 22-Jährige ist äusserst passsicher und macht auch in den Zweikämpfen eine gute Figur. Als ehemaliger FCSG-Spieler weiss er auch, wie Pressing richtig funktioniert. An ihm werden sie in Bern bestimmt noch viel Freude haben.
Zentraler Mittelfeldspieler
Fabian Rieder
Auf der YB-Homepage ist der 18-Jährige im Kader der 1. Mannschaft noch unauffindbar, das dürfte sich bald ändern. Mit seinem starken Super-League-Debüt am vergangenen Wochenende hat er sich für das heutige Spiel aufgedrängt. Und er zahlt das Vertrauen zurück. Schon in der 6. Minute erobert Rieder einen Ball und geht direkt in den Abschluss, das zeugt von viel Selbstvertrauen. Sieben Minuten später holt er den Elfmeter heraus, den Nsame zum 1:0 verwandelt. Seoane wird die eine oder andere Szene finden, in der Rieder besser hätte agieren können. Etwa in der 25. Minute, als er einen mit dem Rücken zum Tor stehenden Römer foult und so einen gefährlichen Freistoss verursacht. Und trotzdem: Rieder hat die Erwartungen klar übertroffen. In der 70. Minute macht er Aebischer Platz.
Zentraler Mittelfeldspieler
Vincent Sierro
Sierro macht im zentralen Mittelfeld ein ordentliches Spiel, er dürfte aber noch mehr Verantwortung übernehmen. Bei den Standards fehlt an diesem Abend oft die letzte Präzision, sodass die Mitspieler die Kugel immer knapp nicht erreichen können. In der 79. Minute hat er Feierabend.
Linker Mittelfeldspieler
Quentin Maceiras
Der 25-Jährige sieht beim ersten Gegentreffer neben Schnellzug Peres wie ein Bummler aus. Vielleicht hat ihm ja noch der Schädel gebrummt, denn ca. acht Minuten zuvor hat er eine Watsche kassiert (dafür gab es für Peres nur Gelb – und damit war er sicherlich gut bedient). Allerdings überzeugt er schon zuvor nicht wirklich. Das mag auch daran liegen, dass er sich auf der rechten Seite zu Hause fühlt, gegen Roma spielte er am linken Flügel.
Linke Spitze
Moumi Ngamaleu
Ngamaleu verliert den Ball an diesem Abend viel zu oft und kann kaum Nadelstiche setzen. Man muss allerdings auch festhalten, dass er von den Römern hart angegangen wird und so nicht weniger als vier Freistösse in der Gefahrenzone herausholt. So gesehen hat er dann doch die eine oder andere potenzielle Torchance indirekt «vorbereitet». In der 65. Minute wird er von Seoane aus dem Spiel genommen.
Rechte Spitze
Christian Fassnacht
Der 26-Jährige kommt nicht so richtig auf Touren, man wartet die ganze Zeit vergebens darauf, dass er einen Gang höher schaltet. Vielleicht fehlt im derzeit auch ein Stück weit das nötige Selbstvertrauen – in der 50. Minute etwa hätte er aus einer vielversprechenden Position einfach abziehen können, entschied sich dann aber anders und schon war der Ball bei den Römern. Nach 65 Minuten hat Seoane genug gesehen.
Mittelstürmer
Jean-Pierre Nsame
In der 14. Minute markiert er per Elfmeter das 1:0 – es ist bereits sein vierter Treffer auf internationalem Parkett in dieser Saison, dies bei vier Spielen. In der 36. Minute hätte ein fünfter dazukommen können, doch bei seinem Abschluss aus rund 18 Metern rutscht ihm der Ball über den Rist. Weitere nennenswerte Torchancen kann er sich nicht erarbeiten, auch weil der Linienrichter Nsame einmal fälschlicherweise im Abseits wähnt und die Römer ihn das eine oder andere Mal mit Fouls unschädlich machen. In der 79. Minute hat er Feierabend.