Nichts als Lob Er hat das Zeug zum Superstar – der steile Aufstieg des Ruben Vargas

Von Patrick Lämmle

7.7.2020

Ruben Vargas jubelt nach seinem Premiere-Tor in der Bundesliga.
Ruben Vargas jubelt nach seinem Premiere-Tor in der Bundesliga.
Bild: Getty

Kann sich Ruben Vargas in der Bundesliga durchsetzen? Diese Frage stellte sich vor einem Jahr, als der junge Schweizer für 2,5 Millionen Euro vom FC Luzern zu Augsburg wechselte. Eine Saison später wissen wir: Er kann!

Vargas hat keinerlei Eingewöhnungszeit gebraucht, um in der Bundesliga Fuss zu fassen. Bereits am zweiten Spieltag gegen Aufsteiger Union Berlin (1:1) erzielt der Linksaussen seinen ersten Treffer. Bei der folgenden 2:3-Pleite gegen Werder Bremen glänzt er als Doppeltorschütze. In diesem Stil geht es aber nicht weiter, zehn lange Spiele bleibt er nach seinem furiosen Start ins Bundesliga-Abenteuer ohne Skorerpunkt.

Seinen Stammplatz verliert er aber nie, seine Leistungen sind sogar so ansprechend, dass er von Nati-Coach Vladimir Petkovic im September mit einem Aufgebot für das EM-Quali-Spiel gegen Gibraltar belohnt wird. Beim ungefährdeten 4:0-Sieg darf er bei seinem Debüt 16 Minuten spielen. Bei den Partien im Oktober gegen Dänemark (0:1) und Irland (2:0) ist er mit der U21-Nationalmannschaft unterwegs (2 Spiele, 1 Tor). Im November darf er dann wieder mit den Grossen spielen, steht beim 1:0 gegen Georgien in der Startelf, genau wie drei Tage später gegen Gibraltar. Beim am Ende ungefährdeten 6:1-Sieg glänzt er beim ersten Treffer als Vorbereiter, kurz nach der Pause trifft er per Kopf zum 2:0.

Ruben Vargas wird nach seinem Premiere-Tor in der Nati von Cedric Itten beglückwünscht.
Ruben Vargas wird nach seinem Premiere-Tor in der Nati von Cedric Itten beglückwünscht.
Bild: Keystone

In der Liga darf er sich dann am 7. Dezember endlich wieder unter die Skorer einreihen, gegen Mainz bereitet er den 2:1-Siegtreffer vor. In diesem Spiel wird er zuvor verwarnt und muss am kommenden Spieltag eine Gelbsperre absitzen. Es wird das einzige Spiel der Saison bleiben, in dem Vargas nicht zum Einsatz kommt. 29-mal steht er in der Startelf, 4-mal kommt er von der Bank aus. Sowohl unter dem im März entlassenen Martin Schmidt, als auch unter Nachfolger Heiko Herrlich ist Vargas gesetzt.

Ende Saison stehen sechs Tore (je zwei mit links, rechts und dem Kopf) und zwei Assists zu Buche. Eine erfreuliche Ausbeute, zumal der pfeilschnelle Vargas auch viel wertvolle Defensivarbeit leistet und mit seinen Laufwegen Löcher in den gegnerischen Abwehrreihen aufreisst.

Lob von ehemaligen Trainern

Der «Kicker» hat nach der starken Debütsaison mit mehreren ehemaligen Trainern von Vargas gesprochen. Sie sind voll des Lobes und trauen dem 21-Jährigen eine noch glanzvollere Karriere zu.

Im Sommer 2017 empfahl der damalige FCL-U21-Trainer Gerardo Seoane Chefcoach Markus Babbel, den 19-Jährigen mit ins Trainingslager zu nehmen. Er sei «noch etwas schmächtig» gewesen, erinnert sich der Deutsche, «aber man hat trotzdem gesehen, dass er etwas hat. Er war schnell und für einen Flügelspieler unglaublich torgefährlich, auch seine Technik und Spielintelligenz waren auffällig».

Obschon der 1,74 Meter grosse und 68 Kilogramm leichte Vargas noch immer kein Kraftpaket à la Shaqiri ist, sieht sich Babbel heute bestätigt: «Ruben hat zugelegt und daran gearbeitet, das hat ihm sehr gutgetan.» Vargas habe einen «grossen inneren Willen, etwas zu erreichen». Er habe auch die Fähigkeit, auf dem Platz seine Schüchternheit abzulegen. «Er hat keine Angst vor Namen und kennt im Training kein Halbgas, teilweise muss man ihn schützen und mal rausnehmen», meint Babbel. Umgänglich ist er allemal, denn er höre zu und setze Dinge um, die man ihm mit auf den Weg gebe. Und er gebe sich nie zufrieden. «Ich traue ihm zu, nochmal den nächsten Schritt zu packen», schwärmt Babbel.

Juli 2018: René Weiler gibt Ruben Vargas Anweisungen.
Juli 2018: René Weiler gibt Ruben Vargas Anweisungen.
Bild: Keystone

Auch der heutige YB-Trainer, einst der grosse Vargas-Förderer, sagte einmal: «Ruben zweifelte nicht, sondern probierte einfach. Seine Entschlossenheit zeichnete ihn stets aus.» Lobende Worte gibt es auch von René Weiler, der inzwischen bei Al-Ahly in Kairo an der Seitenlinie steht. Vargas sei ein «grundehrlicher, bodenständiger und ehrgeiziger Mensch». Auch Weiler bescheinigt dem Shootingstar eine rosige Zukunft, rät aber zu Geduld und einem Verbleib in Augsburg: «Dort kann er sich und seine Skills weiterentwickeln.»

Vargas: «Ich setze mir nie ganz grosse Ziele»

Einen Abgang zieht der Jungnationalspieler vorerst aber auch gar nicht erst in Erwägung. Er wolle sich auf diesem Niveau stabilisieren, mit der fernen Zukunft befasse er sich nicht. «Ich setze mir nie ganz grosse Ziele», sagt Vargas bescheiden. Ganz nach dem Motto: Liefern statt lafern.

Der Schweizer mit karibischen Wurzeln wird am 5. August seinen 22. Geburtstag feiern. Sein Vertrag in Augsburg läuft noch bis 2024. Kann er im Verein seine Leistungen in der kommenden Saison bestätigen, dürfte er an der Europameisterschaft im kommenden Sommer auch in den Überlegungen von Nati-Coach Petkovic eine wichtige Rolle spielen. Sollte es so kommen, wird man ihn kaum bis 2024 in Augsburg halten können. Vargas bringt alle Anlagen und Charakterzüge für eine grosse Karriere mit.

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