Supercup «Er bleibt ein Rätsel» – Favre nach Pleite gegen Bayern unter Beschuss

lbe

1.10.2020

Steht nach der Niederlage im deutschen Supercup in der Kritik: Lucien Favre.
Steht nach der Niederlage im deutschen Supercup in der Kritik: Lucien Favre.
Bild: Getty

Borussia Dortmund ist drauf und dran, die Partie im deutschen Supercup gegen die Bayern zu drehen. Bis Lucien Favre der eigenen Mannschaft mit überraschenden Wechseln regelrecht den Wind aus den Segeln nimmt.

Lange weiss der BVB im deutschen Supercup gegen die Bayern wenig auszurichten, der 0:2-Rückstand nach einer guten halben Stunde ist verdient. Doch anschliessend findet die Mannschaft von Lucien Favre einen zusätzlichen Gang, noch vor dem Pausentee gelingt der Anschlusstreffer. Und nach dem Seitenwechsel ist Dortmund plötzlich das klar bessere Team. Die logische Konsequenz: Erling Haaland markiert nach 55 Minuten den verdienten Ausgleich.

Der deutsche Vizemeister drückt nun gehörig aufs Gaspedal und ist drauf und dran, die Partie komplett zu drehen. Nur fünf Minuten nach dem 2:2 taucht Haaland erneut alleine vor Manuel Neuer auf, diesmal scheitert der Norweger aber am deutschen Nationalkeeper. Dann folgt der grosse Bruch im Spiel von Schwarz-Gelb – wobei Trainer Lucien Favre für viele Fans die Hauptschuld dafür trägt. Insbesondere drei der vorgenommenen Auswechslungen sorgen für grosses Unverständnis.



Drei umstrittene Wechsel innert zehn Minuten

Mitten in der stärksten Dortmunder Phase nimmt Favre den enttäuschenden Thomas Meunier vom Platz. Nico Schulz, der bis vor kurzem verletzt ausfällt und in der laufenden Saison noch keinen Einsatz zu verzeichnet hat, wird eingewechselt. Der spielfreudige und etwas offensiver eingestellte Raphael Guerreiro dagegen schmort weiter auf der Ersatzbank – für einige Fans die klar falsche Wahl.

Nur eine Zeigerumdrehung später (68. Minute) zieht Favre den Zorn der Fans erst recht auf sich. Mit Erling Haaland wechselt er nur eine Minute später den mit Abstand torgefährlichsten Dortmunder aus, seinem Ersatz Reinier fehlt anschliessend jegliche Bindung zum Spiel. Dortmunder Torchancen sind ab sofort Mangelware. Damit aber nicht genug.

Eine Viertelstunde vor Schluss sorgt Favre erneut für Stirnrunzeln. Abwehrchef Mats Hummels, der gegen seine Münchner Ex-Kollegen sowohl in der Defensive als auch im Spielaufbau eine tragende Rolle einnimmt, muss den Platz verlassen. Für ihn kommt Lukasz Piszczek. Spätestens jetzt ist der Dortmunder Rhythmus gebrochen. Gerade mal fünf Minuten nach der Auswechslung von Hummels schlagen die Bayern zu, mit wilder Entschlossenheit markiert Kimmich den 3:2-Siegtreffer.

«Favre hat den BVB einfach komplett kaputt gewechselt»

Die Fans schäumen und lassen ihrem Ärger auf Twitter freien Lauf. «Warum nur wird bei Überlegenheit beim Stand von 2:2 Haaland ausgewechselt, der zumindest für Gefahr sorgte? Favre bleibt ein Rätsel», schreibt ein User. Ein anderer meint: «Lucien Favre hat den BVB einfach komplett kaputt gewechselt. Ein Erling Haaland, der als Einziger vorne Dampf macht, hätte man im Leben nicht auswechseln dürfen…»

Die merkwürdigen Wechsel lassen darauf schliessen, Favres Priorität liege auf dem Bundesliga-Spiel vom Wochenende, weshalb er die Stammkräfte Hummels, Haaland und wohl auch Guerreiro schonen wollte. Aber wäre ein Auswärtssieg und ein Titelgewinn gegen die Bayern nicht mehr wert? «Wir hätten das Spiel gewinnen können. Jetzt, kurz nach dem Spiel, fühlt es sich natürlich nicht gut an, weil wir wirklich nah dran waren», sagt beispielsweise Haaland nach dem Spiel.

«Wir hatten die Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen», ist auch für Trainer Favre klar. Der Frust scheint sich aber in Grenzen zu halten: «Ich bin zufrieden mit unserem Spiel, es gibt ein paar Sachen zu verbessern, aber insgesamt haben wir es gut gemacht – viel besser als in Augsburg. Leider haben wir unsere Torchancen nicht genutzt. Ich bin nicht top, top zufrieden, aber zufrieden.»

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