Maradona (✝60) Eine Stadt in Trauer – «Neapel hat einen Teil seiner Seele verloren»

tbz

26.11.2020

Mit 60 Jahren verstirbt Fussballheld Diego Maradona am Mittwoch viel zu früh. In Neapel, der Stadt seines Ex-Klubs, herrscht tiefste Trauer.

Von 1984 bis 1991 lief Diego Armando Maradona insgesamt 259-mal für den SSC Neapel auf. Mit 115 Toren schoss sich der Argentinier während dieser Zeit in die Herzen von Fussballfans rund um den Globus. Dementsprechend trauert die Fussballwelt derzeit um einen ihrer Helden. Besonders zahlreich sind die Tränen in Süditalien.

Am Fusse des Vesuv wurden am Mittwoch Kerzen angezündet. In Gedenken an Diego Maradona brannten sie auf Strassen und Plätzen, in Wohnungen und Kirchen und vor dem Fussballstadion San Paolo, wo sich am Abend zahlreiche Napoli-Fans versammelten, um ihren Heiligen zu verabschieden. Sie brachen in Sprechchöre und Gesänge aus, viele von ihnen konnten die traurigen Neuigkeiten nicht glauben. «Maradona ist für uns wie ein Vater, ein Bruder – wie einer aus der Familie. Mit ihm ist ein Teil von Napoli gestorben», erklärte ein Passant.

«Der König» – in Neapel wurde Diego Maradona gebührend verabschiedet.
«Der König» – in Neapel wurde Diego Maradona gebührend verabschiedet.
Bild: Keystone

«Neapel hat heute einen Teil seiner Seele verloren»

Auch in den sozialen Medien trauert Neapel um seinen Helden. «Ich habe Maradona gesehen», prangt in grossen Lettern über den offiziellen Kanälen der Gli Azzurri. Aktuelle und ehemalige Stars des Klubs nehmen Abschied von ihrem gemeinsamen Idol. «Du warst mein erster Gedanke, als ich bei Napoli unterschrieb», schreibt etwa Dries Mertens auf Instagram. «Neapel hat heute einen Teil seiner Seele verloren. Sollte mein Name jemals neben dem deinen gestanden haben, entschuldige ich mich. Ich werde nie auf deinem Level sein.»

Stadion soll umbenannt werden

«Er war ein grossartiger Anführer», so Klublegende Gianfranco Zola, der von 1889 bis 1991 mit dem Argentinier zusammenspielte. Marek Hamsik, ehemaliger Mittelfeldspieler der Süditaliener, forderte die Fans zum «grössten Applaus in der Geschichte der Stadt» auf, wenn Rijeka am Donnerstag in der Europa League im San Paolo zu Gast ist.


Lange dürfte das Stadion in Neapel übrigens nicht mehr so heissen. Wie Klub-Boss Aurelio de Laurentiis am Donnerstag bekanntgab, will er den Namen des San Paolo in Erinnerung an Diego Maradona abändern. «Ich finde es richtig, das San Paolo nach dir zu benennen. So kannst du immer noch bei uns sein», schrieb der 71-Jährige in einem offenen Brief an die verstorbene Fussball-Legende.

Auch Buenos Aires trauert

In der argentinischen Hauptstadt kam es am Mittwoch ebenfalls zu grossen Menschenansammlungen. Tausende Menschen feierten den verstorbenen Fussballstar überall in der Stadt. Nie war ein einzelner Spieler an einem grossen Turnier so dominant wie Maradona an jener WM 1986 in Mexiko. Praktisch im Alleingang führte er auch hier eine mässig talentierte Mannschaft zum WM-Titel, dem zweiten für die Albiceleste nach 1978.

«Gott brauchte ihn mehr als wir», fasste ein argentinischer Fan passend zusammen.


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