Die Schweiz verspielt gegen Dänemark spät eine 3:0-Führung. Das ist auf der einen Seite frustrierend, zeigt auf der anderen aber auch, dass die Nati bis zur 84. Minute nicht so gut war, wie es der Spielstand vermuten liess.
Von 3:0 zum 3:3 innert weniger Minuten. Mit einem Sieg gegen den Gruppen-Mitfavoriten hätte die Schweiz das EM-Ticket gefühlt schon im Sack gehabt, so muss die Nati die Leaderposition in der Quali-Gruppe fürs Erste Irland überlassen.
Aber wie konnte dieser gemütliche Vorsprung bloss verspielt werden? Die Antwort auf diese Frage ist schnell gefunden. Die Nati ist nach dem Tor zum 3:0 überheblich geworden. Angefangen beim Trainer: Petkovic nahm in der 79. Minute Granit Xhaka vom Platz. Für ihn kam Djibril Sow zu seinem vierten Kurzeinsatz in der Nati. Warum nimmt der Trainer den Captain, den überragenden Chef auf dem Platz, der für die Ordnung im Schweizer Spiel sorgt, in einem solch wichtigen Spiel runter? Es zeigt, dass Petkovic sich der Sache beim 3:0 schon zu sicher war.
Dass die Partie in der 84. Minute entschieden ist, glaubten auch die elf Spieler auf dem Platz, die nach dem Anschlusstor komplett die Ordnung verloren und auf einmal nervös wurden. Dabei war die Leistung auch bis zum Treffer zum 3:0 gar nicht so gut, wie es der Spielstand vermuten liess. Die Schweiz hat am Ende weniger Torschüsse als Dänemark (8:11) abgegeben. Und die Tore der Nati kamen eher glücklich zustande: Freulers 1:0 hätte wegen Ajetis Handspiel nicht zählen dürfen. Xhakas (haltbarer) Treffer kam wie aus dem Nichts, mitten in die Druckphase der Dänen. Und Embolos 3:0 war Slapstick pur.
Bis auf die drei Treffer hat sich die Nati kaum gute Torchancen erspielen können. Zudem hatten die Schweizer Glück, dass Poulsens vermeintlicher Treffer zum 1:3 kurz nach der Pause wegen Abseits nicht zählt, dabei hatte Zuber das Abseits aufgehoben, das Tor war also regulär. Ohnehin war Dänemark in der zweiten Halbzeit überlegen, sodass das Unentschieden am Ende auch verdient ist.
Ein Warnschuss für die Nati
Dass die Partie so leicht aus der Hand gegeben wird, ist ärgerlich. Es muss aber nicht nur schlecht sein. Denn es führt der Nati vor Augen, dass 45 gute Minuten nicht reichen. Sie muss über 90 Minuten konzentriert bleiben, wenn sie gegen grosse Gegner mithalten will. Zehn Franken ins Floskelschwein, aber die Partie ist nun mal erst zu Ende, wenn der Schiedsrichter abpfeift.
Dass die Schweizer aus einer solchen «Niederlage» lernen können, haben sie vor gut sechs Jahren bewiesen. Damals gab es in der WM-Quali gegen Island nach einer 4:1-Führung am Ende ein 4:4 – der letzte Treffer fiel ebenfalls erst in der Nachspielzeit. Die Nati hat sich von diesem Schock gut erholen und die letzten drei Qualispiele gewinnen können. Eine solche Reaktion muss auch dieses Mal das Ziel sein. Warum nicht schon im Juni beim Nations-League-Finalturnier in Portugal?