San Siro Die Geschichte mit dem brennenden und fliegenden Motorrad

tbz

10.12.2019

Inter-Fans werfen das Motorrad eines Atalanta-Anhängers aus dem zweiten Ring.
Inter-Fans werfen das Motorrad eines Atalanta-Anhängers aus dem zweiten Ring.
Bild: Getty

Das Guiseppe-Meazza-Stadion: Am Dienstagabend Schauplatz der Partie Inter Mailand – FC Barcelona (live auf Teleclub), vor achtzehneinhalb Jahren Schauplatz des vielleicht absurdesten Moments im italienischen Klub-Fussball.

Es ist der 6. Mai 2001, Inter Mailand trifft zu Hause auf Atalanta Bergamo. Die beiden Mannschaften verbindet vor allem eine innige Fan-Feindschaft und genau das soll auch das Einzige* sein, das von diesem Spiel in Erinnerung bleibt.


*Nicht ganz: Dank eines Doppelpacks von Christian Vieri (4’, 7’) und einem Treffer von Alvaro Recoba (32') gewinnt Inter das Spiel mit 3:0. Aber das ist nur Nebensache, lesen Sie weiter.


Mit dem Roller ins Stadion – ja, das geht!

Noch bevor das Spiel losgeht, kommt es vor dem Stadion bereits zu gewalttätigen Ausschreitungen. Was genau passiert ist, lässt sich nur noch schwierig rekonstruieren – aber wer dem italienischen Autor Giorgio Specchia (via Watson) Glauben schenkt, erhält eine abenteuerliche Geschichte.

In seinem Buch «Der Rowdy – 30 verfluchte Jahre in Mailand» beschreibt er den Aufmarsch der Bergamo-Fans – die per Rollerkorso nach Mailand gereist waren – so gewaltig, dass lediglich ein «riesiger, schwarzer Fleck» am Horizont zu sehen gewesen sei.

In der Nähe einer Fussballbar treffen die beiden Gruppierungen aufeinander. Zwar kann die Polizei zuerst dazwischen gehen, ein paar Dutzend finden die Lücke aber trotzdem. Dazu gehören ausgerechnet auch die Köpfe der zwei Fanlager. Es sei an dieser Stelle ergänzt, dass sich die Ultras von Inter und Bergamo auch politisch in entgegengesetzten Ecken zu Hause fühlen.

In einer blutigen Schlägerei hätten die Inter-Ultras dann das Moped des Rädelsführers aus Bergamo entwendet und dieses bis in den zweiten Ring des Guiseppe-Meazza-Stadions geschleppt. Dort wurde das Gefährt zeremoniell verbrannt und schliesslich über die Brüstung in die unteren Ränge geworfen. Vielleicht war das der Tag, an dem auch in Italien Sicherheitskontrollen eingeführt wurden.

Sie glauben das nicht? Dann schauen Sie sich diesen qualitativ höchst fragwürdigen Ausschnitt aus dem italienischen Fernsehen an.

Möge es gegen Barcelona (21 Uhr live auf Teleclub) keine brennenden Motorräder regnen.


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