Premier League Chaos beim Verkauf von Newcastle an saudischen Eigentümer

SB10/dpa

27.5.2020

Bekommen Fabian Schär (r.) und seine Teamkollegen bald Mohammed bin Salman als neuen Boss?
Bekommen Fabian Schär (r.) und seine Teamkollegen bald Mohammed bin Salman als neuen Boss?
Bild: Getty

Der mögliche Verkauf von Newcastle United an ein Konsortium mit saudischer Beteiligung ist umstrittener denn je. Auch ein Bericht der Welthandelsorganisation (WTO) lässt starke Zweifel an den neuen Besitzern aufkommen.

Die mögliche Übernahme vom englischen Traditionsklub durch einen  staatlichen Investitionsfonds Saudi-Arabiens könnte dank einer Entscheidung des Gerichtshofs der WTO doch noch in Gefahr geraten, wie der «Guardian» berichtet.

Der bisherige Newcastle-Boss Mike Ashley und die potenziellen neuen Eigentümer warten seit über zwei Monaten auf die Zustimmung der Liga, um das Geschäft abzuschliessen.

Dabei droht die Premier League, in den Konflikt zwischen den verfeindeten Golfstaaten zu ziehen. Der katarische Fernsehsender BeIN Sports warnte die 20 Vereine und die Führung der Liga bereits in einem Brief vor dem Geschäft.

Betrog der neue Besitzer die Premier League?

Der Sender besitzt die Rechte für Übertragungen der Premier-League-Spiele in der arabischen Welt, sieht diese aber durch einen saudischen Piratensender verletzt. Newcastles Käufer sei genau derjenige, der die kommerziellen Rechte der Premier League drei Jahre lang gestohlen habe und dies weiterhin tue, liess BeIN Sports mitteilen. 

Medienberichten zufolge will ein Konsortium, das von der britischen Geschäftsfrau Amanda Staveley angeführt wird, die «Magpies» für umgerechnet 360 Millionen Franken übernehmen. Der Öffentliche Investmentfonds Saudi-Arabiens hält demnach 80 Prozent an dem Konsortium und wäre somit auch Mehrheitseigner des Klubs. Einflussreichster Mann des Fonds ist der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, dem schwere Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt werden.

Der St. James' Park gilt als eines der stimmungsvollsten Stadien Englands. 52'405 Zuschauer finden hier Platz.
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Bild: Getty

BeIN Sports hatte dem in Saudi-Arabien ansässigen Piratenkanal BeoutQ – der Name ist als Wortspiel auf K(Q)atar gemünzt – vorgeworfen, illegal viele internationale Sportveranstaltungen zu übertragen und dafür das Programm des katarischen Senders zu stehlen.

BeoutQ sendet das Live-Bild des katarischen Senders nur um wenige Sekunden verzögert und legt einfach das eigene Logo auf die Übertragung. Die FIFA und UEFA sehen die Vorwürfe als belegt an und gelangten zusammen mit nationalen Ligen an die WTO. Und der 130-seitige Bericht der WTO, welcher noch nicht öffentlich ist, bestätigt eine direkte Verbindung zwischen Saudi-Arabien und dem Piratensender.

Die Premier League gerät so stark unter Druck, da sie bei einer Zustimmung des Deals einer Gruppe Macht zugesteht, welche die Liga mit ihrem illegalen Treiben viel Geld und Nerven kostete. BeIN Sports-Vorsitzender Nasser Al-Khelaifi, den man hierzulande vor allem als PSG-Präsident kennt, bezichtigt Saudi-Arabien, «die grösste Piraterie in der Geschichte der Sportübertragungen» zu betreiben.

Geopolitische Machtspiele

Hinter dem Streit steckt der grössere politische Konflikt am persischen Golf. Saudi-Arabien und mehrere Verbündete hatten im Sommer 2017 eine Blockade über Katar verhängt. Sie werfen dem benachbarten Emirat und Gastgeber der WM 2022 unter anderem zu enge Kontakt zum saudischen Erzfeind Iran vor. Katar wies die Vorwürfe zurück.

Amnesty International warnte, Mohammed bin Salman würde faktisch «wirtschaftlicher Eigentümer» des Klubs. Die Premier League riskiere, mit dem Verkauf zur «Witzfigur» zu werden – «ein bereitwilliger Tölpel derjenigen, die ihre katastrophale Menschenrechtsbilanz durch Sport reinwaschen wollen», hiess es in einem Brief an Liga-Boss Richard Masters.

Die Newcastle-Fans stehen mehrheitlich den neuen saudischen Besitzern positiv gegenüber. Sie sehnen sich nach grossen Erfolgen – zuletzt gewann der Klub 1969 einen Titel (Messe Cup). Für die Transferoffensive werden schon hochkarätige Namen gehandelt. Unter anderem sind Xherdan Shaqiri, Coutinho oder Gareth Bale im Gespräch.


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