Brasilien glückt Revanche Brasilien beendet den Traumlauf der Deutschen – Kroos kritisiert seine Mitspieler

sda/jar

27.3.2018 - 22:58

Brasilien fügt Deutschland die erste Niederlage seit 22 Spielen und dem verlorenen EM-Halbfinal 2016 gegen Frankreich zu. Der erste WM-Gegner der Schweiz gewinnt den Test in Berlin 1:0.

Im Gedächtnis der brasilianischen Öffentlichkeit und des Nationalteams nimmt der 8. Juli 2014 noch immer einen wichtigen Platz ein. Es ist der Tag des «Fluchs von Belo Horizonte», jenem 1:7-Debakel im WM-Halbfinal. «Die Wunde ist noch immer offen. Dieses Länderspiel in Berlin ist auch Teil des Prozesses der Vernarbung», sagte deshalb Nationaltrainer Tite, für den das Kräftemessen mit dem Weltmeister eine «emotional grosse Herausforderung» war.

Für den 56-jährigen Coach war die kapitale Niederlage und das Ende der Ära Dunga im Sommer 2016 gewissermassen der Startschuss seiner erfolgreichen Karriere. Tite übernahm die «Seleção» für das Olympia-Turnier in Rio de Janeiro – und holte Gold und das endgültige Vertrauen der Verbandsoberen.

Gabriel Jesus als einziger Torschütze

In Deutschland bewies Tite, dass Brasilien für die Mission «Sechster WM-Titel» gerüstet scheint. Gabriel Jesus, eines der prägenden Gesichter des vom Coach eingeleiteten Verjüngungsprozesses, half ihm dabei entscheidend. Der in einer Woche erst 21 Jahre alt werdende Stürmer von Manchester City erzielte im Prestige-Vergleich mit Deutschland das einzige Tor. Den scharfen Kopfball aus kurzer Distanz konnte Deutschlands Goalie Kevin Trapp nicht vor der Linie abwehren. Unter Tite gelangen Gabriel Jesus in 15 Spielen – in den ersten drei war er nicht aufgeboten - neun Tore.

Dass Brasilien nicht nur offensiv, sondern auch defensiv einiges zu bieten hat, unterstrich eine Szene im Berliner Olympiastadion. Roms Goalie Alisson musste gegen die deutsche Mannschaft, die in dieser Formation an der WM vermutlich nie spielen wird, erst weit in der Nachspielzeit seine einzige Parade abrufen. Das hatte aber auch damit zu tun, dass Tite mit Ausnahme von Douglas Costa (an seiner Stelle spielte Fernandinho im Mittelfeld) auf die gleichen elf Spieler in der Startformation wie beim 3:0 in Russland am letzten Freitag – und damit auf Kontinuität – setzte. Zudem wechselte Tite während der Partie nur einmal aus.

Kroos kritisiert Mitspieler scharf

Obwohl Jogi Löw kräfig durchrotierte und vielen Spielern des zweiten Anzugs eine Chance gab, waren die Deutschen mit dem Auftritt überhaupt nicht zufrieden. Allen voran Toni Kroos. Der Real-Star nahm seine Mitspieler nach dem Spiel im «ZDF»-Interview in die Pflicht: «Mannschaftlich überwiegt heute klar das Negative. Wir haben gesehen, dass wir doch nicht so gut sind, wie uns immer eingeredet wird. Das war von vielen heute deutlich zu wenig».

Kroos nennt keine Namen, vor allem Mario Gomez, Leroy Sané, Julian Draxler und Leon Goretzka dürften sich aber angesprochen fühlen. «Besonders die mit Ball (Offensivspieler, d. Red) haben mir gar nicht gefallen. Wir haben vorne kaum einen Ball halten können», sagt der Real-Star. «Und das, obwohl wir heute ein paar Spieler auf dem Platz hatten, die die Möglichkeit hatten, sich auf diesem Niveau zu zeigen. Das haben sie nicht getan.»

Die Niederlage der Deutschen seit dem verlorenen EM-Halbfinal 2016 gegen Frankreich könnte deshalb ein Warnschuss sein, meint Kroos: «Vielleicht ist es ganz gut, zu sehen, dass noch eine Menge Luft nach oben ist. Heisst jetzt nicht, dass wir nicht zur WM fahren brauchen, aber da fehlt schon noch ein Stück.»

Etwas weniger dramatisch sieht Löw die Situation. «Es war irgendwie einfach nicht unser Tag», sagt der Bundestrainer.

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