Die Bundesanwaltschaft (BA) hat am Montag den ehemaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter wegen einer Zahlung von zwei Millionen Franken im Jahr 2011 an den damaligen Uefa-Chef Michel Platini einvernommen. Ob es zu einer Anklage kommt, wird erst später entschieden.
Der 85-jährige Blatter war von der BA um neun Uhr morgens in Zürich aufgeboten worden. Weil er sich immer noch in einem sehr fragilen Gesundheitszustand befinde, sei seine «Einvernahme-Fähigkeit» auf 90 Minuten beschränkt, teilte sein Kommunikationsberater mit.
Die BA schrieb auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die Durchführung von Schlusseinvernahmen lasse keinen Rückschluss auf den Abschluss eines Strafverfahrens zu, also ob dieses am Ende eingestellt, ob ein Strafbefehl ausgestellt oder Anklage erhoben wird.
Gemäss der BA geht es dabei darum, die Beschuldigten noch einmal zu befragen und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu den Ergebnissen der Untersuchung Stellung zu beziehen. Blatter steht im Verdacht, den damaligen Präsidenten des europäischen Fussballverbandes (Uefa) 2011 unrechtmässig bereichert zu haben.
Kampf um Kandidatur?
Die beiden galten vor Jahren als Rivalen um die Fifa-Spitze. Laut Medienberichten vermuten die Schweizer Ermittler, dass die zwei Millionen Franken an Platini gezahlt wurden, damit dieser nicht gegen Blatter für das Fifa-Präsidium kandidiere.
Wegen der Zahlung hatte die Ethikkommission der Fifa Blatter und Platini 2015 suspendiert. Platini wurde danach für acht und Blatter für sechs Jahre für alle Tätigkeiten im Fussball gesperrt. Platini erhielt zudem eine Busse von 80'000 Franken. Seine Sperre wurde später auf vier Jahre reduziert.
Blatters Sperre war erst im März dieses Jahres wegen diverser Verstösse gegen das Ethikreglement – unter anderem Bonuszahlungen in der Höhe von 23 Millionen Franken – von der Fifa-Ethikkommission um weitere sechs Jahre und acht Monate verlängert worden. Ausserdem wurde er mit einer Busse von einer Million Franken belegt.
«Geld für Beratertätigkeit»
Im Zusammenhang mit der Zwei-Millionen-Zahlung ermittelt die BA seit 2015 gegen Blatter und seit 2020 auch gegen Platini. Beide werden des Betrugs verdächtigt, Blatter zusätzlich der Veruntreuung und der ungetreuen Geschäftsbesorgung und Platini der Teilnahme an Veruntreuung und an ungetreuer Geschäftsbesorgung und der Urkundenfälschung.
Der 85-jährige Blatter selber liess über seinen Berater mitteilen, die Zahlung der Fifa in der Höhe von zwei Millionen an Platini habe auf einem mündlichen Vertrag basiert. Damit sei dessen Beratertätigkeit für die Fifa zwischen 1998 und 2002 geregelt worden. Die Fifa sei zunächst nicht in der Lage gewesen, die gesamte Summe auszuzahlen. Deshalb sei die Zahlung mit Verzögerung erfolgt.
Platini habe die Forderung auch erst 2010 geltend gemacht und den Betrag an seinem Schweizer Wohnsitz versteuert. Noch heute frage er sich, wer die BA über die «Ereignisse von 2011» informiert habe, schrieb Blatter. Platini war im März von der BA einvernommen worden. Für beide gilt die Unschuldsvermutung.