Baskenland Baskenland: Die spezielle Region dominiert Spanien mit eigenen Regeln

von Syl Battistuzzi

7.3.2020

Hartes Duell gegeneinander auf dem Platz, abseits gemeinsam fürs Baskenland: Sociedads Ödegaard wird von Athletics Berchiche bedrängt.
Hartes Duell gegeneinander auf dem Platz, abseits gemeinsam fürs Baskenland: Sociedads Ödegaard wird von Athletics Berchiche bedrängt.
Bild: Getty

In Spanien überstrahlen Barcelona und Real Madrid den Rest. Doch im Baskenland wehrt man sich tapfer gegen die finanzielle Übermacht. Nun sind zwei ihrer Teams ins Pokalfinal gekommen, was kein Zufall ist.

Athletic Bilbao und Real Sociedad haben in der Copa del Rey nach Barcelona und Real Madrid auch ihre anderen Gegner eliminiert. Somit stehen sich im Final am 18. April die beiden Riesentöter gegenüber, welche zufälligerweise aus der gleichen Region stammen, dem Baskenland.

Als Baskenland wird das Gebiet an der Atlantikküste in der Grenzregion der Staaten Spanien und Frankreich bezeichnet. Es umfasst in Spanien die drei Provinzen der autonomen Gemeinschaft Baskenland sowie die Provinz Navarra und in Frankreich das nördliche Baskenland im Westen des Départements Pyrénées-Atlantiques.

Doch nicht nur das Territorium, sondern vor allem die gemeinsame Sprache (Baskisch ist die einzige Sprache Europas, die mit keiner anderen verwandt ist) und gelebte Kultur macht das Wesen eines Basken aus. So unterscheiden sich die gut zwei Millionen traditionsbewussten Einwohner des politisch autonomen Gebiets grundlegend vom Rest Spaniens.

Bei ihrem heissgeliebten Fussball nehmen sie sogar eine Vorreiterrolle ein und dominieren LaLiga. In der Meisterschaft sind nicht weniger als fünf Teams aus dem Baskenland vertreten: SD Eibar (16.), Deportivo Alavés (13.), Ossasuna (12.) sowie Athletic Bilbao (10.) und Real Sociedad (6.)

Aufwendige Personalpolitik

Das «Anderssein» spiegelt sich auch in der eigenwilligen Transferpolitik, welche die Klubs betreiben. Die meisten Schranken setzt sich dabei Athletic Bilbao, welches stets in der obersten Liga spielte und dabei höchst erfolgreich war: Acht Mal wurde man Meister und sogar 24-mal Pokalsieger. Dies, notabene ausschliesslich mit Spielern aus der Region, was einerseits ein grosses Zusammengehörigkeitsgefühl im Team hervorruft, andererseits auch eine starke Bindung zu den Fans bewirkt. Im 2013 eröffneten San Mamé peitschen durchschnittlich 40'000 Anhänger die Mannschaft lautstark nach vorne.

Um für den Klub aufzulaufen, musste man früher im Baskenland geboren sein. Baskische Wurzeln alleine genügen nicht, weshalb etwa ein Gonzalo Higuain keine Option darstellt. Seit ein paar Jahren reicht es aber auch, seine Jugendausbildung bei einem baskischen Verein absolviert zu haben. So konnte mit Iñaki Wil­liams, Sohn eines Gha­naers und einer Libe­ria­nerin, auch das dun­kel­häu­tige Stürmertalent ins Kader aufgenommen werden.

«Ath­letic ist ein­zig­artig und das Beste, was es gibt.»

Iñaki Wil­liams
Iñaki Wil­liams stürmt für seine grosse Liebe.
Iñaki Wil­liams stürmt für seine grosse Liebe.
Bild: Getty

Die selbstauferlegten Regeln wurden in jüngerer Zeit manchmal etwas gebeugt, um dem höheren Zweck zu dienen. So wurde Aymeric Laporte in der Jugend für ein Jahr bei einem baskischen Kooperationsverein von Athletic Bilbao geparkt, um danach bei den «Rojiblancos» (dt.: Rot-Weissen) spielen zu können. 

Dennoch gilt ein Wechsel eines Leis­tungs­trä­gers häufig als Verrat am Verein und seinen Werten. In den letzten zwölf Jahren sind nur vier Spieler diesen Schritt gegangen: Javi Martinez (Bayern, 40 Mio. Euro) , Aymeric Laporte (City, 65 Mio.), Ander Herrera (ManUtd, 36 Mio.) und Kepa (Chelsea, 80 Mio.). Für interessierte Klubs sind bei Transferanfragen daher Nerven und vor allem ein dickes Portemonnaie gefragt.

Oft scheitern aber die Wechsel an der Treue der «Leones» (dt.: Löwen). Für viele Spieler hat Athletic Bilbao den Charakter einer Nationalmannschaft. Kein Wunder verspürt Bayerns Martinez' Heimweh. Doch eine Rückkehr ist auch für einen «Export-Schlager» wie ihn nicht so leicht, wie Athletic-Präsident Aitor Elizegi klarstellt: «Es ist sehr wichtig, dass er auch kommen will und sein Bestes gibt, dass er uns etwas gibt, was wir noch nicht im Kader haben. Und er darf die Entwicklung eines jungen, aufstrebenden Talents nicht blockieren. 

Junges Kader mischt LaLiga auf

Real Sociedad ist bei seiner Transferpolitik weniger strikt und konnte so unter anderem auch einen gewissen Antoine Griezmann nach San Sebastián holen. Der Franzose ist neben Xabi Alonso der schillerndste Name in der Vereinsgeschichte.

Doch auch aktuell hat man vielversprechende und vor allem junge Profis im Kader: Die beiden ehemaligen Dortmund-Flops Mikel Merino (23) und Alexander Isak (20) sind hier wieder aufgepäppelt worden. Auch Real-Madrid-Leihgabe Martin Ödegaard (21) beweist beim «anderen Real», warum er als aussergewöhnliches Talent gilt. Als grösstes Tafelsilber gilt aber Captain Mikel Oyarzabal (22), an dem City-Trainer Pep Guardiola dran sein soll.

Die zwei aktuell grossen Aushängeschilder des Baskenlands haben trotz sportlicher Rivalität ein entspanntes Verhältnis. Mit dem baskischen Fussball steht der Sieger beim Pokalfinal, welcher leider in Sevilla ausgetragen wird, sowieso schon fest.

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