Wilde Gerüchte Wie Impfgegner ihre Theorien jetzt auf dem Buckel von Eriksen verbreiten

Martin Abgottspon

18.6.2021

Die ganze Fussballwelt ist momentan in Gedanken bei Christian Eriksen.
Die ganze Fussballwelt ist momentan in Gedanken bei Christian Eriksen.
Getty Images

Für Corona-Skeptiker und Impfgegner ist der Zusammenbruch von Dänemarks Christian Eriksen der perfekte Nährboden für wilde Theorien. Vor Falschaussagen sollte man sich in Acht nehmen. 

M. Abgottspon

18.6.2021

Die gesamte Fussballwelt hielt beim Spiel zwischen Dänemark und Finnland den Atem an, als Christian Eriksen zu Boden ging. Mittlerweile geht es dem Inter-Legionär den Umständen entsprechend gut. Nach seinem Herzstillstand postete er auch schon Selfies aus dem Spital, die Fans optimistisch stimmen.

Impfgegner allerdings laben sich regelrecht an diesem tragischen Ereignis. Denn in ihren Augen ist eindeutig die Corona-Impfung schuld am Zusammenbruch. Das lassen sie ihre Follower auf Twitter, Instagram & Co. auch umgehend wissen. 

Erfundene Quellen und berühmte Sprachrohre

Das Bizarrste daran: Christian Eriksen wurde noch nicht einmal gegen Corona geimpft. Inters Geschäftsführer Beppe Marotta sagte beispielsweise ziemlich rasch, dass dies nicht der Fall gewesen sei. Und auch der dänische Mannschaftsarzt Marten Boesen dementierte entsprechende Meldungen an einer Pressekonferenz.



Im ganzen Trubel von Falschmeldungen in den sozialen Netzen gehen solche Aussagen aber komplett unter. Unter Impfgegnern wird munter weitergeteilt, dass die Impfung zu Herzstillständen führen kann. Selbst bekannte Persönlichkeiten wie der frühere Fussballer Matt LeTissier teilen die Falschaussagen weiter. Wer sie eines Besseren belehren will, wird zurechtgewiesen. Entweder verweist man auf angebliche Quellen wie einen Kardiologen in Diensten von Inter Mailand oder teilt die Meinung, dass nur Eriksen selber die Wahrheit kenne und mit dieser schon noch rausrücken werde.

Die ganze Verwirrung könnte auch zu Teilen mit der Aussage von Inters Mannschaftsarzt Piero Volpi zusammenhängen. Gegenüber der Sportzeitung «La Gazetta dello Sport» sagte dieser Mitte Mai: «Zu Beginn der Meisterschaft werden alle geimpft sein.» Gemeint war aber die Meisterschaft der Serie A in Italien und nicht die Europameisterschaft.

Daumen hoch: Mit diesem Selfie meldete sich Christian Eriksen aus dem Spital bei seinen Fans.
Daumen hoch: Mit diesem Selfie meldete sich Christian Eriksen aus dem Spital bei seinen Fans.
Instagram

Israelische Fälle als Auslöser der Gerüchte

Und so brodelt die Gerüchteküche munter weiter. Grundlage für die Verbreitung der Spekulationen bieten auch die seltenen Fälle von Herzmuskelentzündungen (Myokarditis), die vor allem bei jungen Männern in Israel beobachtet wurde. 



Studien kamen zum Ergebnis, dass es einen möglichen Zusammenhang zwischen der zweiten Dosis des Biontech-Impfstoffs und dem Auftreten von Myokarditis bei Männern im Alter von 16 bis 30 Jahren gibt. 

Impfstoffhersteller Pfizer sagt gemäss «Reuters», dass man sich der in Israel beobachteten Fälle von Myokarditis bewusst sei. Aus Sicht des Unternehmens ist bisher jedoch kein kausaler Zusammenhang mit dem Impfstoff festzustellen. Man konnte keine Häufung der Herzmuskelentzündung beobachten, die über das in der allgemeinen Bevölkerung zu erwartende Mass hinausgeht.

Im Zweifel das BAG kontaktieren

Um sich über die möglichen Nebenwirkungen der Corona-Impfung zu informieren, hält man sich als Schweizer Bürger am besten an die Aussagen des Bundesamts für Gesundheit. Dieses schreibt auf seiner Website: «Pfizer/BioNTech haben den Impfstoff in einer Studie mit 43'000 Teilnehmern getestet. Die Hälfte der getesteten Personen erhielt den Covid-19-Impfstoff, die andere Hälfte ein Placebo ohne Wirkung. Bei den Studienteilnehmenden traten klassische Nebenwirkungen auf, die auch nach anderen Impfungen vorkommen.»

Und weiter: «Vier der rund 43'000 Studienteilnehmer hatten schwere Nebenwirkungen wie eine vorübergehende Beinlähmung und eine Herzrhythmusstörung. Aber solche Nebenwirkungen gab es in der Impfstoffgruppe gleich häufig wie in der Placebo-Gruppe. Das spricht dafür, dass die Nebenwirkungen nicht durch die Impfung verursacht wurden.»



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