72 Minuten lang schmort Cristiano Ronaldo im WM-Achtelfinal auf der Bank. Das Spiel gegen die Schweiz, das schliesslich 6:1 endet, ist längst entschieden, als CR7 doch noch eingewechselt wird. Die Schlagzeilen gehören nach dem Spiel dennoch – oder genau deswegen – Ronaldo.
In einer Umfrage der portugiesischen Zeitung «A Bola» sprachen sich vor dem WM-Achtelfinal 70 Prozent dafür aus, dass Cristiano Ronaldo gegen die Schweiz auf die Bank gesetzt werden soll. Portugals Nationaltrainer Fernando Santos wird sich davon kaum beeinflusst haben lassen, doch er strich Ronaldo tatsächlich erstmals an dieser WM aus der Startelf. Eine Entscheidung, die sich als absolut richtig erwies: Ronaldo-Ersatz Goncalo Ramos wurde mit drei Toren zum Matchwinner bei der 6:1-Gala.
«Die Debatte darüber, ob diese Portugiesen ohne Ronaldo besser oder schlechter sind, ist nun beendet. Nachdem er wegen seines jüngsten Ausrasters aus der Startaufstellung gestrichen wurde, gibt es für ihn keinen Weg mehr zurück», kommentiert die britische Zeitung «Daily Mail» am Tag nach dem Spiel.
Santos seinerseits lässt die zukünftige Rolle des Superstars offen. «Das müssen wir sehen», antwortet der Coach nach der Partie auf die Frage, ob für Rekordtorschütze Ronaldo nun ein neuer Abschnitt im Nationalteam beginne. «Ich habe eine sehr enge Beziehung zu ihm. Aber wir sind Trainer und Spieler. Ich habe ihm gesagt, dass er ein sehr wichtiger Spieler ist, das weiss er.»
Die Spekulationen, er habe Ronaldo nach dessen Gemecker wegen der frühen Auswechslung im Spiel gegen Südkorea aus der Startelf gestrichen, dementiert Santos. Die Entscheidung für Ramos und gegen Ronaldo hätte nur sportliche Gründe gehabt: «Ich wähle die Spieler aus, die am besten zu meiner Strategie passen.»
Flucht in die Kabine und euphorischer Instagram-Post
Als die portugiesischen Spieler nach dem Spiel mit ihren Fans den Viertelfinal-Einzug feiern, ergreift der sichtlich genervte Ronaldo die Flucht und spaziert vom Feld. Auf ein TV-Interview verzichtet der 37-Jährige dann auch.
Ein Journalist kann ihm wenigstens noch eine Aussage zum Gerücht um den Wechsel zum saudi-arabischen Klub Al-Nassr entlocken. «Es ist nicht wahr, das stimmt nicht», sagt Ronaldo. Die spanische Zeitung «Marca» hatte am Montag vermeldet, dass Ronaldos 500-Millionen-Deal mit den Saudis in trockenen Tüchern sei. Sein Vertrag bei Manchester United wurde kürzlich nach einem explosiven Ronaldo-Interview aufgelöst.
Ein paar Stunden nach dem grossen Sieg der Portugiesen meldet sich der degradierte Superstar dann doch noch zu Wort. «Toller Tag für Portugal, mit einem historischen Ergebnis im grössten Wettbewerb im Weltfussball», schreibt Ronaldo auf Instagram. «Eine Luxusausstellung von einem Team voller Talent und Jugend. Glückwunsch an unsere Nationalmannschaft. Der Traum lebt! Bis zum Ende! Komm schon, Portugal!»