Eine Woche ist vergangen seit dem brutalen Foul von Luganos Fabio Daprelà an St.Gallen-Stürmer Cedric Itten, der sich dabei einen Kreuz- und Innenbandriss im rechten Knie zuzog. Im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel sagt FCSG-Sportchef Alain Sutter, wie es nun mit dem Fall weitergeht.
«Er wollte ihn sicher nicht verletzen, keiner geht auf den Platz, um seinem Gegner das Kreuzband zu reissen. Aber er wollte ihm weh tun, das war volle Absicht», sagt St. Gallens Sportchef Alain Sutter eine Woche nach der brutalen Aktion von Lugano-Verteidiger Daprelà.
Just nach dem Horror-Foul kündigten die FCSG-Bosse an, Zivilklage gegen den Übeltäter einzureichen. Noch ist aber nichts passiert. «Wir wollten zunächst Cedis Operation abwarten, um ihm auch genügend Ruhe und Abstand zu geben», sagt Sutter. «Dann werden wir mit ihm das Gespräch suchen, wie er nun vorgehen will. Uns ist es wichtig, die Sache eng mit dem Spieler abzustimmen.»
Natürlich gehe es auch darum, wie die Disziplinarkommission nun entscheiden wird. Diese hat den Lugano-Verteidiger vorerst für zwei Spiele gesperrt, fällt aber erst nach Abschluss der Beweisaufnahme das vollständige Urteil. «Auch wir Verantwortlichen im Verein müssen dafür sorgen, dass die Spieler geschützt werden. Für Cedi, aber auch für alle anderen Fussballer wollen wir klar Stellung beziehen: Solche Sachen gehen einfach nicht, da wurde eine Grenze überschritten», sagt Sutter. «Die Disziplinarkommission hat nun die Möglichkeit, zu zeigen: Das geht nicht.»
Zwyssig fordert Entschädigung für St. Gallen
Marco Zwyssig hat eine Idee, wie solche Fälle künftig bearbeitet werden könnten. «Es müsste vom fehlbaren an den geschädigten Verein eine Entschädigung fällig sein. Der Fussball-Verband SFV könnte dafür sorgen, dass das in Zukunft möglich ist», so der ehemalige St.Gallen- und Basel-Profi.
«Es geht uns nicht ums Finanzielle», meint Sutter zu Zwyssigs Vorschlag. «Es geht darum, dass Verein, Kommission und Verband hinstehen und sagen: Nein, das wollen wir nicht.» Ittens Verletzung könne schliesslich nicht rückgängig gemacht werden. «Wir müssen auf unseren besten Stürmer verzichten, die Saison ist für ihn vorbei. Es geht darum, dass man in diesem Fall nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann», so der FCSG-Sportchef.
«Der einzige, der schweigen muss, ist der Schiedsrichter»
Schiedsrichter Lionel Tschudi, der bei der Aktion nicht mal Foul gepfiffen hat, entschuldigte sich im Nachhinein für den ausgebliebenen Platzverweis für Daprelà. «Man ist als Schiri völlig hilflos», sagt der ehemalige Spitzenschiedsrichter Bruno Galler, der 1985 bei einem ähnlichen Fall im Mittelpunkt stand. Damals attackierte Vevey-Raubein «Gabet» Chapuisat Servettes Lucien Favre brutal und verletzte ihn schwer. Favre zeigte Chapuisat an und Schiri Galler musste dreimal vor Gericht aussagen. Der «Täter» wurde schliesslich mit einer Geldstrafe von 5000 Franken belegt.
«Im Fussball werden alle zum Oberrichter. Der einzige, der schweigen muss, ist der Schiedsrichter», sagt Galler, der 1992 den EM-Final zwischen Deutschland und Dänemark pfiff. Es sei für ihn «unvorstellbar», dass der Verband und der Schiedsrichterchef der Einladung für diese Sendung nicht folgten. «Man hätte hier klar Stellung beziehen können. Auch, um den Schiedsrichter zu schützen.»
Sutter meint, der Schiedsrichterchef habe sich richtig verhalten. «Daniel Wermelinger hat am Tag danach Matthias (Hüppi) und mich angerufen und sich entschuldigt. Die Schiedsrichter haben dann auch die Disziplinarkommission informiert und ihr gesagt, dass sie sich die Sache anschauen sollten.»
Der FCSG-Sportchef betont noch einmal, dass es ihm bei dem Fall nicht um den Schiedsrichter gehe. «Der Spieler hat einen Fehler gemacht. Er hat eine schwere Verlezung eines anderen Spielers in Kauf genommen. Wir müssen dafür sorgen, dass jeder weiss, wenn er sich so auf dem Platz verhält, hat es Konsequenzen.»
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