Zahlen und Fakten Stipic ist schon zweimal abgestiegen – jetzt soll er GC retten

Patrick Lämmle

6.3.2019

Tomislav Stipic: Noch hat der neue GC-Trainer gut lachen.
Tomislav Stipic: Noch hat der neue GC-Trainer gut lachen.
Bild: Keystone

Als GC heute vermeldet hat, dass Tomislav Stipic neuer Trainer wird, da dürfte sich manch einer gefragt haben: Stipic wer? «Bluewin» präsentiert einige Fakten und Auszüge aus der Pressekonferenz.

Wir verzichten auf eine komplette Wiedergabe der Pressekonferenz, vieles wurde bereits vorab in einem Communiqué kommuniziert.

Tomislav Stipic stellt früh klar: «Es ist nicht der Moment, um grosse Versprechen abzugeben.» Zuversichtlich, dass er den Abstieg verhindern kann, ist er natürlich trotzdem. Etwas anderes war ja auch nicht zu erwarten. Sie seien aber nicht blauäugig und sie wüssten, was auf sie zukommen würde.

Wir erfahren, dass Stipic 39 Jahre alt ist, ein gebürtiger Kroate und Vater von vier Kindern. So schlägt er den Bogen zu einer seiner Stärken: Dazu zähle er die Ausdauerfähigkeit. Doch braucht er die? Die Saison dauert nicht mehr all zu lang – 13 Spiele bleiben, um den direkten Abstieg abzuwenden.

«Ich kann ihnen sagen, was man in Deutschland wahrnimmt. Vor allem zwei Vereine nimmt man wahr. Basel und GC. 27 Titel sind eine grosse Zahl.»

GC-Coach Tomislav Stipic

Stipic hat zuletzt bei Frankfurt die U19 trainiert, eine Schweizer Vergangenheit hat er nicht. Kennt er den Schweizer Fussball? Seine Aussage überrascht: «Ich kann ihnen sagen, was man in Deutschland wahrnimmt. Vor allem zwei Vereine nimmt man wahr. Basel und GC. 27 Titel sind eine grosse Zahl.» Ja, GC ist Rekordmeister, doch den letzten Meistertitel haben die Grasshoppers 2003 gewonnen. Schliesslich sagt er den Satz, der wohl mehr Wahrheitsgehalt enthält: «Ich kenne die Liga nicht so gut. Aber ich habe die letzten Spiele meiner Mannschaft angeschaut und analysiert, wie auch die den nächsten Gegner.» Am Samstag empfängt GC den amtierenden Meister und Tabellenersten YB. Einen Verein also, den man in Deutschland nicht «wahrnimmt».

Hat sich Stipic von Adi Hütter beraten lassen?

Bei der 1. Mannschaft von Frankfurt steht mit Adi Hütter der YB-Meistertrainer der letzten Saison an der Seitenlinie. Einen Austausch habe es aber nicht gegeben. «Ich wollte mir selber ein Bild verschaffen, habe nicht nach links und rechts geguckt. Da bin ich sehr stolz. Es gab noch keinen Austausch über den Schweizer Fussball.» Viel Zeit, das nachzuholen, bleibt nicht. Aber Stipic scheint das auch gar nicht auf seine To-Do-Liste zu haben.

«Ich will so schnell wie möglich in die Köpfe und Herzen der Spieler eindringen.»

GC-Coach Tomislav Stipic

Auf die Frage, wo er den Hebel ansetzen möchte, stellt der neue GC-Trainer eine Gegenfrage: «Was würden denn Sie machen?» Die Antwort des Journalisten kommt wie aus der Kanone geschossen: «Also ich will den Job auf keinen Fall!» Nun ist der Ball wieder beim Kroaten, der dann meint, dass er viel mit den Spielern reden werde, ihnen Mut machen wolle. «Aktuell sehe ich mich als Sinnstifter. Alles muss mit Sinn und Verstand ablaufen. Ich will so schnell wie möglich in die Köpfe und Herzen der Spieler eindringen.»

Der Leistungsausweis von Stipic? Zweimal abgestiegen!

Grosse Erfolge hat der 39-Jährige keine vorzuweisen. Im Gegenteil: 2015 stieg er mit Erzgebirge Aue in die dritthöchste Deutsche Liga ab. Im darauffolgenden Jahr konnte er den Abstieg der Stuttgarter Kickers aus der dritten Liga nicht verhindern. Im Februar 2017 wagte er einen Abstecher nach China, wo er beim Drittligisten Nantong Zhiyun anheuerte. Im April war er bereits wieder weg, nach nur einem Pflichtspiel. Unterschiedliche Auffassungen von Fussball und der Spielidee sollen der Grund für den schnellen Abgang gewesen sein. Seit Sommer 2018 war Stipic als Trainer der U19 von Eintracht Frankfurt engagiert. Die Nachwuchsmannschaft ist in der Liga «Süd/Südwest» im 11. von 14 Rängen klassiert. Pro Spiel hat Stipic im Schnitt 1,05 Punkte gewonnen. Die letzten drei Spiele mit Frankfurt hat er allesamt verloren.

Das sind Zahlen und Fakten, bei denen man sich fragt: Ist Stipic wirklich der richtige Mann, um GC aus dem Dreck zu ziehen? Wie sieht er das selber, wieso soll er bei den Zürchern mehr Erfolg haben?

Isoliert betrachtet, habe er gute Arbeit geleistet, meint er selbstbewusst. Doch wirklich gute Argumente hat er nicht, deshalb sagt er auch: «Ich schaue lieber nach vorne.» Zweimal sei sein Team wegen der Tordifferenz abgestiegen, das sei schon hart. Die Erfahrung möchte er aber nicht missen und sie soll nun auch helfen, dass es nicht noch einmal so kommt. «Ich kann immer noch in den Spiegel gucken und blicke auf eine gute Zeit zurück.» Bei GC sehe er viele Chancen. Ob er die auch nutzen kann, das werden die kommenden Wochen zeigen. Ansonsten droht er zum dritten Mal abzusteigen. Das würde sich im Lebenslauf nicht gut machen.

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