2. Liga interregional Schiedsrichter attackiert: Rakitic-Klub sorgt in Zofingen für Eklat

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9.9.2019

Wild-West-Szenen auf der Zofinger Trinermatten. Weil die Spieler von NK Pajde, dem Klub von Ivan Rakitic, mit der Leistung des Schiedsrichters nicht zufrieden sind, gehen sie nach dem Schlusspfiff auf den Unparteiischen los.

Es sind schockierende Szenen, welche die Zuschauer am Samstagabend in Zofingen mit ihren Handykameras festhalten. Der Schiedsrichter muss vor wutentbrannten Amateurfussballern, die ihm an den Kragen wollen, die Flucht ergreifen. Letztlich fährt die Polizei mit drei Fahrzeugen ein und der Unparteiische erstattet gegen mehrere Personen Anzeige. 

Aber der Reihe nach: Es ist das Spitzenspiel der zweiten Liga interregional – SC Zofingen gegen NK Pajde, den Stammverein von Barcelona-Star Ivan Rakitic. Die Gäste aus Möhlin gehen mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen ins Aargauer Derby, Zofingen hat dreimal gewonnen und einmal verloren. Entsprechend gross sind die Erwartungen beider Teams vor dem Spiel, über das später nicht nur Experten des Schweizer Amateurfussballs diskutieren, sondern die ganze Schweiz.

Hektische Schlussphase

Im Mittelpunkt des Geschehens: Schiedsrichter Lumni Ukaj. Bereits in der vierten Spielminute stellt er Pajde-Spieler Ajdin Mujagic vom Platz. «Gemäss Beobachtern vor Ort wegen Schiedsrichter-Beleidigung», schreibt die «Aargauer Zeitung». In Unterzahl geht der Rakitic-Klub in Führung. Als kurz nach der Pause der Ausgleich für Zofingen fällt, beschwert sich Pajde-Trainer Dejan Rakitic – der Bruder von Weltstar Ivan – lautstark beim Unparteiischen, worauf der Coach die Gelbe Karte sieht. Dies bringt seinen Assistenten Marijan Bakula dermassen aus der Fassung, dass dieser von Ukaj auf die Tribüne verbannt wird. 

Die Zofinger können das Spiel schliesslich zu ihren Gunsten drehen und treffen in der 66. Minute zum 2:1. Doch Pajde gibt sich in Unterzahl nicht auf und kommt vier Minuten vor Schluss tatsächlich noch zum Ausgleich. Ein Spieler der Gäste lässt sich nach dem Tor kurz behandeln, will dann aber schnell wieder aufs Spielfeld. Doch der Schiedsrichter wartet mit dem entsprechenden Zeichen. Als der Pajde-Spieler dann doch wieder auf den Platz darf, wird auch Jovan Petrovic von Ukaj vom Platz gestellt. Wohl erneut wegen Beleidigung, mutmasst die «Aargauer Zeitung». 

Fünf Rote Karten und drei Polizei-Kastenwagen

Das bringt das Fass dann endgültig zum Überlaufen. Denn in doppelter Überzahl gelingt dem Heimteam in der 89. Minute das Siegtor. Und noch vor dem Schlusspfiff sieht mit Aldin Hrvanovic der dritte Pajde-Spieler die Rote Karte. Kurz darauf beendet Schiedsrichter Ukaj die Partie – und muss vor Spielern und Betreuern des Gästeteams flüchten. Videos zeigen, wie der Unparteiische angegangen und beleidigt wird. 

«Das war beängstigend. Wir haben die Polizei gerufen, die war dann zum Glück auch schnell vor Ort», wird Zofingen-Präsident Hansjörg Ryter vom «Blick» zitiert. Später werden im Spielbericht zwei weitere Pajde-Spieler mit einer Roten Karte sanktioniert. Laut Augenzeugen fährt die Polizei mit drei Kastenwagen auf der Trinermatten auf und nimmt Personalien auf. Gemäss der «Aargauer Zeitung» hat Schiedsrichter Ukaj zwei Vertreter von Pajde wegen Beleidigung und Tätlichkeit angezeigt.

Pajde-Trainer Rakitic rechnet mit «harter Strafe»

Der SC Zofingen wird auf eine Anzeige verzichten. «Wir hatten ja keine Probleme mit dem Klub. Ich finde nicht, dass NK Pajde ausgeschlossen werden muss, man kann nicht pauschal bestrafen», so Ryter. Pajde-Trainer Dejan Rakitic sagt dem «Blick» sogar, die Zofinger hätten sich bei den Gästen entschuldigt: «Sie sagten uns, wir hätten keine Chance gehabt, dieses Spiel zu gewinnen. Derart einseitig sei gepfiffen worden. So etwas ist nicht normal.» Schiedsrichter Ukaj habe zweimal Rot gezückt, weil ein Spieler über sich selbst geflucht hatte, so Rakitic. «Ich weiss nicht, was der gegen uns hatte. Vielleicht wegen der Nationalität ...»

Welche Folgen der Vorfall für Pajde haben wird, wird sich weisen. «Jene Spieler, die mit einer roten Karte sanktioniert wurden, werden gemäss den SFV-Richtlinien bestraft. Weitere Massnahmen gegen Spieler oder Funktionäre können ergriffen werden», wird Ramon Zanchetto, der Geschäftsführer der Amateurliga, vom «Blick» zitiert. Dejan Rakitic rechnet aber mit einer «harten Strafe», da nun der Eindruck entstehe, dass seine Spieler und Betreuer mit Schlagstöcken auf ihre Gegner losgegangen wären, obwohl sich die Situation rasch wieder beruhigt habe. «Aber wir werden dagegen vorgehen. Wir werden uns sicher nicht kampflos ergeben.»

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