Nachdem Stéphane Henchoz Anfang November sein Amt als Trainer des FC Sion niedergelegt hat, ging er mit den Spielern hart ins Gericht. Nun geht Goalie Kevin Fickentscher zum Gegenangriff über.
Bei seinem Amtsantritt im Sommer meinte Henchoz: «Ich bin auf diesen Job nicht angewiesen, habe aber riesige Lust auf diese Herausforderung.» Ihn reize es, bei einem Verein mit Ausstrahlung zu arbeiten. Ausserdem möge er die Walliser: «Sie haben harte Köpfe, sie sind stolze Menschen und gute Arbeiter – wie wir Freiburger auch.»
Fünf Monate später beendet Henchoz das Abenteuer, die Lust an der Herausforderung ist ihm offenbar vergangen. In Interviews rechnet er nach seinem Rückzieher mit den Spielern ab, wirft ihnen mangelnden Charakter vor. Und deshalb prophezeit er auch gleich noch, dass es auch für seinen Nachfolger nicht einfach werden würde.
Fickentscher rechnet mit Henchoz ab
In einem Interview mit «Le Matin» wehrt sich nun Sion-Goalie Kevin Fickentscher gegen die Vorwürfe und greift seinerseits den Ex-Trainer an. Er habe einige Tage gebraucht, um sich zu überlegen, was er sagen wolle. Aber er könne die Worte von Henchoz einfach nicht unkommentiert lassen: «Ich war zutiefst enttäuscht von dem, was er gesagt hat.»
Henchoz habe nie mit den Spielern geredet. «Ich stelle fest, dass er bei Journalisten mehr Mut hat als bei den Spielern.» Um das zu untermauern, nennt er ein Beispiel. Zwei Spieler seien vor einem Meisterschaftsspiel 15 bis 20 Minuten zu spät zum Essen gekommen, was überhaupt nicht in Ordnung sei. Als die beiden den Raum betreten hätten, habe Henchoz die beiden angeschaut und so getan, als wäre nichts passiert. «Und das Schlimmste daran: Diese beiden Spieler waren dann in der Startelf.»
Das sei ein Affront gegen jene Spieler, die dann auf der Bank oder der Tribüne Platz nehmen müssten. «Welche Botschaft sendet der Coach damit aus? Warum hat er keine Massnahmen ergriffen?» Die Antwort liefert Fickentscher gleich selbst: «Er hat keinen Mut. Und danach wird er sich beim Präsidenten ausgeheult haben.»
Henchoz habe sich immer versteckt. «Es ist einfach am Spielfeldrand 90 Minuten lang wie ein Stinktier rumzuschreien, um vor der Kamera gut auszusehen.» Doch einem Spieler etwas direkt ins Gesicht gesagt, das habe Henchoz nie gemacht. Mit dem Rundumschlag in den Medien habe sein Ex-Trainer die Mannschaft verraten. All das, was er der Mannschaft und den Spielern vorwerfe, das hätte er als Trainer ansprechen sollen, meint Fickentscher. Auf die Frage, ob er jemals wieder mit Stéphane Henchoz zusammenarbeiten könnte, nimmt Fickentscher kein Blatt vor den Mund: «Ehrlich gesagt, hat er mich dafür zu sehr enttäuscht. Das geht den anderen Spielern nicht anders. Mir wurde klar, dass er ein falscher Hund ist.»