Super League Marcel Reif: «Das ist nicht die Idee des VAR, auf diese Weise schadet er»

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20.7.2019

Angeregte Diskussionen im Teleclub-Studio nach der ersten Halbzeit der Partie St. Gallen gegen Luzern: Eine strittige VAR-Intervention sorgt für Unverständnis bei Experte Marcel Reif.

Zur Pause steht es zwischen St. Gallen und Luzern torlos unentschieden (Endresultat 0:2). Die Espen haben zu diesem Zeitpunkt über weite Strecken die Zügel in der Hand, auf den letzten Metern fehlt es aber an Durchschlagskraft.

Gesprächsstoff liefert eine Spielszene nach einer guten Viertelstunde: Der St. Galler Axel Bakayoko geht nach einer Grätsche von Lazar Cirkovic im Sechzehner zu Fall, Schiedsrichter Lionel Tschudi entscheidet auf Penalty, schaut sich das Ganze aber noch einmal auf dem Bildschirm nach einer Kontaktaufnahme des Videoassistenten (VAR) an und revidiert seinen Entschluss. 

Reif: «Der Schiedsrichter muss der entscheidende Mann auf dem Platz sein»

Das sorgt wiederum in der Pausenanalyse für klare Voten. Teleclub-Experte Marcel Reif findet: «War das eine klare Fehlentscheidung? Nein. Also hat der VAR hier nichts verloren. Wenn wir das hier so durchkriegen, bekommt der VAR eine Bedeutung, die ihm nicht zusteht. Der Schiedsrichter bewertet eine Situation (...) es gibt eine Berührung und der Verteidiger nimmt das Risiko. Der Schiedsrichter steht zudem nur fünf Meter entfernt. Er muss der entscheidende Mann auf dem Platz sein und nicht irgendwelche anderen Instanzen.»

Reif weiter: «Der Schiedsrichter hat hier Kompetenzen abgegeben. Wenn das so läuft, ist der er nur noch ein 'Erfüllungsgehilfe' von irgendwelchen Einflüsterern. Das ist nicht die Idee des VAR. Auf diese Art schadet er.»



Moderator Mevion Heim relativiert die Aussagen: «Nicht der VAR hat entschieden, sondern das ist ja auch nur ein Mensch, der meint, die Szene müsse nochmals angeschaut werden. Entschieden hat letztlich der Schiedsrichter.» Reif entgegnet: «Ich begreife einfach nicht, weshalb der Schiedsrichter hier sagt, ‘ich habe mich geirrt’. Es wäre schon wichtig zu erfahren, weshalb er seine Meinung änderte. Aber die Schiedsrichter dürfen ja nicht darüber sprechen.»

Konsens herrscht in der Expertenrunde mit Rolf Fringer und Marcel Reif indessen darüber, dass in den ersten Spielen mit dem neuen Videoassistenten Fehler passieren können. Es gehe hier nicht darum, den Schiedsrichter oder die Technologie schlechtzureden, so Marcel Reif. «In diesem Fall stellt sich mir einfach die Frage, ob der VAR eingreifen muss.» Denkbar ist bei der VAR-Intervention auch, dass der Videoassistent auf eine Schwalbe Bakayokos tendierte und diesen Entscheid überprüfen wollte. Die TV-Bilder lassen aber keinen eindeutigen Schluss zu, ob ein Kontakt stattgefunden hat.

Auch FCSG-Sportchef Alain Suter äussert sich zur besagten Szene in der ersten Halbzeit: «Von der Tribüne aus sah das wie ein klarer Elfmeter aus. Auch die Reaktion von Axel Bakayoko zeigt, dass eine Berührung da gewesen sein muss. Vor einigen Tagen waren die Schiedsrichter bei uns und sie haben uns klar gesagt, dass der VAR nur bei krassen Fehlentscheiden eingreifen werde.» 

VAR-Fortsetzung in der zweiten Halbzeit

Der FC Luzern übersteht in der Folge die zahlreichen Angriffswellen der Espen schadlos und schlägt im richtigen Moment zu: Nach einer Ecke wird Lucas Alves von Dejan Stojanovic am Kopf getroffen. Die Szene wird zurecht nochmals am Bildschirm überprüft. Blessing Eleke verwandelt den fälligen Penalty souverän. Der eingewechselte Christian Schneuwly setzt letztlich in der Nachspielzeit sogar noch einen Treffer drauf. Zum Spielbericht.


Die Highlights der Partie St. Gallen – Luzern (0:2)

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