FC St. Gallen Lukas Görtler: «Als mich die Bayern anriefen, habe ich abgesagt»

tbz

5.12.2020

Lukas Görtler war beim FC St.Gallen auf Anhieb ein grosser Erfolg.
Lukas Görtler war beim FC St.Gallen auf Anhieb ein grosser Erfolg.
Bild: Keystone

In einem Interview mit der «Bild» gibt St.Gallens Mittelfeldmotor Lukas Görtler Einblick in seine Vergangenheit beim FC Bayern und sagt, weshalb er die Ostschweizer nicht für den erstbesten Bundesliga-Klub verlassen würde.

Seit seinem Wechsel vom FC Utrecht zu St.Gallen ist Lukas Görtler unter Peter Zeidler unbestrittener Stammspieler. Der Dauerläufer steht für ein physisches Spiel, bringt beeindruckende Leader-Qualitäten mit und hat auch der spielerischen Qualitäten wegen grossen Anteil an den jüngsten Erfolgen des FCSG. Ausgebildet wurde der aus Bamberg stammende Deutsche einst beim FC Bayern München. Und das, obwohl der heute 26-Jährige dem Bundesliga-Rekordmeister vor sechs Jahren eigentlich eine Absage erteilte.

«Das war eine lustige Geschichte», erläutert Görtler seine erste Begegnung mit dem damaligen Nachwuchs-Coach der Bayern. «Erik ten Hag rief an und lud mich zum Probetraining ein: Ich sagte ihm ab», so Görtler, obwohl er 2014 mit 20 Jahren immer noch in der 4. Liga kickte. «Meine Begründung war, dass er mich doch schon zweimal in dieser Saison spielen gesehen hatte – bei den Aufeinandertreffen des FC Bayern und Bamberg in der 4. Liga. Ich bin so selbstbewusst, dass ich ihm sagen konnte, entweder will er mich nach den Eindrücken aus den Spielen oder eben nicht. Das fand er offenbar spannend.»

Am Tag darauf folgte die Einladung zum persönlichen Kennenlernen und kurz darauf wechselte der Mittelfeldspieler dann tatsächlich in die Nachwuchsabteilung der Münchner. Mit ten Hag habe er auch heute noch Kontakt, verrät Görtler. «Er hat mich 2017 von Lautern nach Utrecht geholt, ist dann aber nach ein paar Monaten zu Ajax gewechselt. Wenn wir uns heute Nachrichten schreiben, mache ich gerne Spässe nach dem Motto: ‹Wenn du einen guten Achter brauchst, ich kenne einen›. Bisher ist er leider noch nicht darauf eingestiegen. Aber vielleicht holt er mich ja später als Assistent. Ich kann mir definitiv eine Trainer-Rolle vorstellen.»

Pep Guardiola setzt in einem Spiel gegen Bayer Leverkusen auf Lukas Görtler.
Pep Guardiola setzt in einem Spiel gegen Bayer Leverkusen auf Lukas Görtler.
Bild: Getty

Guardiolas Trainings-Trick: «Das fand ich cool»

Während seiner Zeit bei den Bayern trainierte Görtler auch unter Trainer-Legende Pep Guardiola. Vor allem eine Szene ist dem 26-Jährigen bis heute geblieben. «Als ich zum dritten Mal bei den Profis dabei und noch sehr nervös war, forderte Pep, dass ich einen Diagonalball spielen sollte. Obwohl der Pass zweimal nicht beim Mitspieler ankam, sollte ich es trotzdem immer wieder machen. Ich bin fast verzweifelt, es funktionierte gar nichts mehr.»

Guardiola war aber nach dem Training alles andere als sauer auf seinen Schützling, viel mehr wollte er genau das erreichen, wie Görtler später erfuhr. «Pep hat mich nach dem Training zur Seite genommen. Er sagte: ‹Ich wollte dich nicht blossstellen, sondern auf solche Situationen im Spiel vorbereiten und dich daran gewöhnen mit enormem Druck umzugehen›. Das fand ich cool.»

Aber auch auf einen Anruf von Guardiola dürfte Görtler – trotz seiner unglaublichen Entwicklung in den letzten Jahren – vorerst vergeblich warten. Ein Problem ist das für den Deutschen indes nicht, den FC St.Gallen will er in nächster Zeit nämlich sowieso nicht verlassen. Nicht einmal, wenn die höchste Liga im Heimatland ruft? «Ich hätte sicherlich das Zeug dazu, in der Bundesliga meine Spuren zu hinterlassen. Aber ich weiss, was ich hier in St.Gallen habe, und das würde ich ganz bestimmt nicht für das erstbeste Angebot hinter mir lassen.»


Lukas Görtler ist am Sonntag ab 19:00 Uhr zu Gast in der Sendung «Heimspiel» auf «blue Zoom».


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