Kommentar Er kam, sah und siegte: Christian Constantin, wann stellen Sie sich endlich selber ein?

Von Tobias Benz

7.3.2021

Christian Constantin übernimmt für das Spiel gegen Lausanne an der Seitenlinie das Zepter beim FC Sion und führt die Walliser prompt zu einem 3:1-Erfolg. Ist es an der Zeit, dass sich der Präsident endlich selber als Cheftrainer einstellt?

Von Tobias Benz

7.3.2021

Eine Geschichte, wie sie wohl nur der FC Sion schreiben kann: Für das Super-League-Spiel in Lausanne steht wieder einmal der Klubpräsident höchstpersönlich an der Seitenlinie. Tatsächlich macht Christian Constantin dabei einen sehr guten Eindruck.

Mit jeder verstreichenden Minute versprüht der 64-Jährige an der Seitenlinie mehr Herzblut. Die Krönung folgt kurz vor Schluss, als er sich in bester Klopp-Manier über einen harmlosen Einwurf an der Mittelfeldlinie aufregt (siehe Video unten). Letztlich dirigiert er seinen FC Sion zu einem 3:1-Auswärtserfolg und entführt die Walliser aus dem Tabellenkeller. Zeit für eine Festanstellung? Wieso nicht!

Trotz 3:1-Führung: Sion-«Coach» Constantin dreht wegen Einwurf durch

Trotz 3:1-Führung: Sion-«Coach» Constantin dreht wegen Einwurf durch

Der FC Sion gewinnt unter der Leitung von Interimstrainer Christian Constantin bei Lausanne mit 3:1. Trotz der guten Leistung seiner Mannschaft, ist der Präsident an der Seitenlinie aber nicht mit allem zufrieden.

07.03.2021

Viel Lob von Spielern und Experten

«Er war so, wie er immer ist. Er will immer gewinnen. Das wollten wir auch und das hat heute auch den Unterschied gemacht», proklamiert Abwehrspieler Sandro Theler nach dem Sieg und wirkt dabei tatsächlich nicht so, als wolle er bloss seine eigene Haut retten. «Wenn der Präsident als Trainer da ist, dann will man gleich noch mehr machen.»



Christian Constantin als Motivationsspritze sozusagen. Und es funktioniert. Auch im Studio bei «blue Sport» gibt es nur lobende Worte. «Ich finde, es hat viel mit ihm zu tun. Er hat an die Ehre der Spieler appelliert», sagt Super-League-Experte Dennis Hediger, der dem Sion-Präsidenten etliche Trainerfähigkeiten zuschreibt. «Er stellt sich. Er begibt sich auf dünnes Eis. Er hätte heute auch 0:5 verlieren können und alle hätten sich auf ihn eingeschossen. Er hat die richtigen Knöpfe gedrückt, ist hingestanden und hat der Mannschaft die richtige Mentalität vermittelt.»

Zukünftige Doppelrolle für Constantin?

Hingestanden ist «CC» bekanntlich nicht zum ersten Mal. Bereits im Spätherbst 2008, im April 2009 und im August 2016 übernahm er das Amt des Interimstrainers. Seine Bilanz? Sehenswert.

Von den insgesamt sechs Spielen unter der Leitung Constantins gewann der FC Sion deren drei. Das ist ein Schnitt von 1,5 Punkten pro Spiel. Aktuell hätten die Walliser damit nach 24 Partien 36 Punkte auf dem Konto und grüssten von Platz zwei. Europa ahoi statt Abstiegskampf – da wäre eine Festanstellung doch durchaus eine Überlegung wert. Nein?

Nein. Constantin selbst sieht sich nämlich trotz des Erfolgs nicht als künftigen Sion-Trainer. «Das ist nicht meine Funktion», gibt sich der Sion-Boss im Interview bei «blue Sport» bescheiden. «Es war nur ein Sieg. Deshalb sind wir nun zwar nicht mehr Letzter, aber mehr haben wir nicht erreicht.» Er sei aber sehr zufrieden mit dem Auftritt der Mannschaft. Diese Mentalität sei genau das, was er vor der Partie von den Spielern gefordert habe. Seine Rolle sei jedoch die des Präsidenten – zudem fehlten ihm die nötigen Diplome für die Rolle als Trainer.

Die Zahlen lügen nicht: Christian Constantin als Sion-Trainer, das könnte durchaus funktionieren.
Die Zahlen lügen nicht: Christian Constantin als Sion-Trainer, das könnte durchaus funktionieren.
Bild: Keystone

Das Diplom-Problem wüsste der juristisch ausgefuchste Architekt aber sicherlich zu lösen. Als er das Amt des Interimstrainers seines Herzensklubs zum ersten Mal übernahm, da hatte der Walliser schliesslich auch einen Trick auf Lager. Der damalige Trainer Uli Stielike wurde nämlich nicht entlassen, sondern lediglich krankgeschrieben.

Gemäss eigener Aussage hat Constantin laut Reglement nun 21 Tage Zeit einen neuen Trainer zu finden. Spätestens am Osterwochenende, wenn Meister und Leader Young Boys im Stade de Tourbillon gastiert, muss Constantin eine Lösung gefunden haben. Aber wer will schon etwas von Regeln hören? Stellen Sie sich endlich selber ein, Herr Constantin!