Pressestimmen zum EM-Final «Der tiefste Schmerz in Englands Sportseele ist getilgt»

dpa

1.8.2022 - 09:40

Englische Fans feierten den EM-Titel noch bis tief in die Nacht hinein.
Englische Fans feierten den EM-Titel noch bis tief in die Nacht hinein.
Getty Images

Während sich die englischen Medien mit Superlativen überbieten, hadern die deutschen Medien nach dem Final mit den Unparteiischen. Alles in allem ist in den Medien aber vor allem die Begeisterung des gesamten Turniers spürbar.

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Grossbritannien

«Daily Mail»: «Das wilde EM-Final hat gezeigt, dass Frauenfussball keine zahmere und sanftere Version des Spiels ist. So viel harte Arbeit und Aufopferung haben sich in zwei glorreichen (und knochenharten) Stunden ausgezahlt.»

«Daily Mirror»: «Champions!!! England gewinnt die EM 2022 dank eines späten Kelly-Treffers in der Verlängerung in eindrücklichem Wembley-Final gegen Deutschland.»

«The Sun»: «It's come home! (Er ist nach Hause gekommen!) Englands Löwinnen brüllen voller Stolz, während sie ihren geschichtsträchtigen Triumph bei der EM 2022 feiern.»

«The Telegraph»: «Der tiefste Schmerz in Englands Sportseele ist getilgt. Und es ist eine Befreiung, die von Frauen vollbracht wurde – inmitten von Szenen reinsten Freudentaumels. (...) Dies ist ein Sport, der Frauen in England ein halbes Jahrhundert lang offiziell untersagt war. Noch in den 90er-Jahren wurde der Frauenfussball in der Fleet Street als «ein Spiel, das nur einvernehmlich von Erwachsenen im privaten Rahmen gespielt werden sollte» verhöhnt. (...) Doch heute hat sich Optimismus über Kurzsichtigkeit und Verachtung hinweggesetzt. Es ist eine Lektion (...): Stelle Frauen in den Vordergrund und sieh zu, wie sie in die Höhe schnellen.»

«The Guardian»: «England zum Champion der EM 2022 gekrönt, nachdem Kelly Deutschland in der Verlängerung versenkt hat.»

«The Times»: «Die Fans sangen vom «Fussball, der nach Hause kommt», und England musste eine Mannschaft besiegen, die für ihre Widerstandsfähigkeit bekannt ist und deren Vertreter sich ihnen in der Vergangenheit so oft in den Weg gestellt haben. Aber England hat die unaufhörliche Bewährungsprobe durch Deutschland bewältigt. Sie wurden ihren Erwartungen gerecht. Sie gingen in Führung, verloren sie und bewiesen dann ihren Charakter, indem sie sie zurückgewannen. Das machte ihre Leistung noch bedeutender, weil es Deutschland war.»

«The Independent»: «Kellys Treffer hat nicht nur den Sieg bei dieser Frauen-EM und den Löwinnen den ersten Turniererfolg ihrer Geschichte beschert. Man kann davon ausgehen, dass er noch viel mehr bewirken wird. (...) Zugegeben, ob Sieg oder Niederlage, Sarina Wiegman und ihre Spieler hatten das womöglich schon erreicht. Aber jetzt haben sie eine Trophäe, an der sie alles aufhängen können.»

Deutschland

«Bild»: «Bei der 1:2-Pleite nach Verlängerung werden wir fast genau 56 Jahre nach dem Skandal um das Wembley-Tor schon wieder betrogen. Kapitänin Leah Williamson verhindert das Gegentor sogar mit der Hand. Die Video-Schiris Paolo Valeri und Pol van Boekel sind sich einig, dass das Handspiel nicht strafbar ist, Schiri Kateryna Monzul schaut sich die Situation deshalb gar nicht an.»

«Eurosport»: «Es war der Schock kurz vor dem Anpfiff: Alexandra Popp fiel nach dem Aufwärmen mit muskulären Problemen aus. Ein Tiefschlag für die DFB-Elf. Lea Schüller ersetzte die Kapitänin in der Sturmspitze, doch vor allen Dingen die körperliche Wucht Popps in der Sturmspitze fehlte der deutschen Mannschaft gegen die starken Engländerinnen. Mit Tabea Wassmuth, Nicole Anyomi und Sydney Lohmann kamen drei Spielerinnen früh in die Begegnung, die im bisherigen Turnierverlauf nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatten. Zwar bereitete Wassmuth den Ausgleich von Lina Magull (79.) vor, doch in der entscheidenden Phase des Spiels fehlte der – gezwungenermassen – neu formierten deutschen Offensive schliesslich die Durchschlagskraft.»

«Kicker»: «Wunderbar! Dem Fussball der Frauen in Deutschland stehen nach dieser begeisternden EM trotz der finalen Niederlage gegen England fantastische Zeiten bevor. Nämlich dann, wenn alle Wellenreiter, die während des zunehmend populären Turniers aus ihrer Gleichgültigkeit aufgetaucht sind, im Herbst auch bei Spielen der Bundesligisten mitsurfen.»

«Spiegel»: «Was bleibt von diesem Turnier, das höchst ansehnlichen Fussball, Kampfgeist und grosse Dramatik auf die grosse Bühne brachte, muss die Zeit zeigen. Die Deutschen jedenfalls dürfen sich nicht Europameisterinnen nennen, am Montagnachmittag bei der Rückkehr nach Deutschland auf dem Frankfurter Römerplatz aber zurecht für grosse Leistungen feiern lassen.»

Frankreich

«L'Equipe»: «England beendet seinen Fluch mit Gewinn der Frauen-EM.»

«Le Figaro»: «Sarina Wiegman wurde nicht umsonst zur besten FIFA-Trainerin des Jahres 2017 und 2020 gewählt. Fünf Jahre nach dem Gewinn der Europameisterschaft am Steuer der Niederlande behielt die Niederländerin ihre Krone, diesmal aber mit England.»

«Libération»: «Die Engländerinnen beherrschen den Alten Kontinent.»

Spanien

«Marca»: «Es war ihre Europameisterschaft und sie durften nicht scheitern. England wollte debütieren und tat es im grossen Stil, mit einem brechend vollen Wembley und gegen ein Deutschland, das nicht wusste, wie es ist, ein Final zu verlieren.»

«La Vanguardia»: «England hat sein Traumziel erreicht. Nicht einmal die besten Drehbuchautoren hätten so eine perfekte Geschichte schreiben können.»

Österreich

«Kronen Zeitung»: «Europameister! England feiert heisses Sommermärchen.»

«Kurier»: «England erfüllt sich den grossen EM-Traum.»

Schweiz

«Blick»: «England ist Europameister! Joker Chloe Kelly entscheidet vor der Rekordkulisse von 87'192 Fans in der Verlängerung das Final-Spektakel im Londoner Wembley. Deutschland fühlt sich benachteiligt – wie 1966!»

Dänemark

«Politiken»: «Endlich hat es geklappt: Der Fussball kommt nach Hause. Ein mitreissendes und dramatisches Final vor den Augen des grössten Publikums eines EM-Spiels jemals endete mit einem Sieg für die Heimmannschaft. Ein internationaler Fussballklassiker setzte den wirksamen Schlusspunkt der Frauen-EM – und Deutschland gewann am Ende ausnahmsweise nicht.»

Norwegen

«Verdens Gang»: «Wembley war voller englischer Siegestränen, aber es waren Alexandra Popps verzweifelte, leere Augen, die den stärksten Eindruck hinterliessen. Dies war schliesslich ihre EM. Sie war auf dem Weg, die Königin der Meisterschaft zu werden, als der grösste Fussballtag ihres Lebens vorbei war, bevor er richtig begonnen hatte. Stattdessen wurde es Englands EM. Der Fussball ist nach Hause gekommen.»

Schweden

«Aftonbladet»: «Fussball ist ein einfacher Sport. 22 Spielerinnen versuchen, in 90 oder 120 Minuten die meisten Bälle ins jeweilige Tor zu schiessen. Am Ende gewinnt die Mannschaft, die währenddessen die wenigsten Probleme, die besten Spielerinnen auf der Bank und die beste Trainerin an der Seitenlinie hat. Nach vielem Wenn und Aber ist das England.»