Nati-Noten Calligaris verhindert mit Monster-Tackling den Super-GAU – drei Schweizerinnen ungenügend

Von Patrick Lämmle

9.7.2022

Viola Calligaris hindert die Portugiesin mit ihrem Tackling am Torschuss aus bester Position.
Viola Calligaris hindert die Portugiesin mit ihrem Tackling am Torschuss aus bester Position.
Keystone

Es sind keine fünf Minuten gespielt, da führt die Schweiz bereits 2:0. In der zweiten Halbzeit baut das Team von Nils Nielsen aber ab und offenbart bei Standardsituationen eklatante Schwächen. Die Nati-Spielerinnen in der Einzelkritik.

Von Patrick Lämmle

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch


Tor

Portait von Gaelle Thallmann, Torhueterin des Frauen Fussball A-Nationalteams, aufgenommen in Pfäffikon SZ am 6. April 2021. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  4.5

Torhüterin

Gaëlle Thalmann

In ihrem 97. Länderspiel verbringt sie eine äusserst ruhige erste Halbzeit –  nur zwei Mal wird es im Ansatz brenzlig, weil sie etwas viel Risiko nimmt beim Herausspielen. In der zweiten Halbzeit steht sie dann öfters als ihr lieb ist im Fokus. Beim Anschlusstor der Portugiesinnen sieht die 36-Jährige nicht glücklich aus, allerdings muss man vor allem ihre Mitspielerinnen rügen. Beim 2:2 ist sie machtlos. In der Folge ist Thalmann der gewohnt sichere Rückhalt, wehrt einen Freistoss gekonnt ab und pflückt eine Flanke souverän runter. Bei einem Schuss in der 88. Minute hat sie Glück, dass die Kugel am Pfosten landet.


Verteidigung

Ø  4

Rechte Aussenverteidigerin

Noelle Maritz

Die 26-jährige Arsenal-Verteidigerin ist defensiv stabil, spielt aber zu oft den langen, hohen Ball entlang der Linie – meist eine leichte Beute für die Portugiesinnen. Auch schaltet sie sich nur selten in die Offensive ein. In ihrem bereits 94. Länderspiel erreicht sie nicht ihr allerbestes Niveau.


Portrait von Viola Calligaris, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  5

Innenverteidigerin

Viola Calligaris

Die 26-Jährige hat eine gute Spieleröffnung, zieht auch mal mit dem Ball am Fuss zwischen zwei Gegnerinnen durch. Beim Ausgleich steht sie ein Ticken zu weit weg von Torschützin Jessica Silva und kann sie deshalb nicht entscheidend stören – allerdings versagen die Schweizer in der Entstehung dieses Treffers im Kollektiv. Die Levante-Söldnerin hält danach ordentlich die Eisen rein, in der 68. Minute stoppt sie ihre Gegenspielerin mit einer harten Grätsche und verhindert so das mögliche 2:3 – mit Gelb ist sie noch gut bedient. Schlichtweg überragend ist dann ihr Tackling in der 90. Minute, mit der sie den bereits sicher geglaubten K.o.-Stoss verhindert.


Portrait von Rahel Kiwic, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  5

Innenverteidigerin

Rahel Kiwic

In der 5. Minute ist die 1.85 Meter grosse Kiwic bei einem Freistoss der Schweizerinnen natürlich an vorderster Front dabei. Und siehe da, der Ball wird länger und länger und erreicht die 31-Jährige am zweiten Pfosten –  eiskalt nickt sie zum 2:0 ein. Und hinten ist sie eine Bank, gewinnt in der ersten Halbzeit fast jeden Zweikampf. Nach der Pause schleicht sich aber auch bei ihr der eine oder andere Fehler ein und ihr Zweikampfverhalten ist nicht mehr ganz so unwiderstehlich wie noch vor dem Pausentee. Mit ihrer Leistung darf die FCZ-Doublesiegerin aber zufrieden sein.


Portrait von Eseosa Aigbogun, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  3.5

Linke Aussenverteidigerin

Eseosa Aigbogun

In der 18. Minute wird die 29-jährige Spielerin des Paris FC verwarnt, knapp zehn Minuten später hat sie grosses Glück, dass sie nicht mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wird. Eine Aktion, die sich eine so erfahrene Spielerin nicht leisten darf. In der 80. Minute schaltet sie sich in die Offensive ein, lässt ihre Gegenspielerin mit einer schönen Finte ins Leere laufen und flankt gefährlich zur Mitte, dabei schaut immerhin die erste Ecke des Spiels heraus für die Schweizerinnen.


Mittelfeld

Portrait von Ana-Maria Crnogorcevic, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  4

Rechte Flügelspielerin

Ana-Maria Crnogorcevic

Zunächst herzliche Gratulation zum 136. Länderspiel, damit ist die 31-Jährige alleinige Rekordnationalspielerin – mit 67 Treffern hält sie auch den Rekord für die meisten Tore. Doch davon kann man sich natürlich nichts kaufen. Zu selten blitzt die Klasse der Barcelona-Söldnerin auf, ihre beste Aktion hat sie in der 84. Minute – da zieht sie am Flügel an ihrer Gegenspielerin vorbei und passt stark in den Rückraum, prompt wird es brandgefährlich, dafür hätte sie sich einen Assist verdient. Von einer Frau ihrer Klasse muss aber noch mehr kommen.


Portrait von Lia Waelti, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  4

Zentrale Mittelfeldspielerin

Lia Wälti

Sie ist die Leaderin und Taktgeberin im Mittelfeld – eigentlich. Gegen Portugal zeigt sie in der 1. Halbzeit gute Ansätze, baut dann aber in der 2. Halbzeit ab und beim Anschlusstreffer nach einer Ecke ist sie nicht von jeglicher Schuld freizusprechen. Zu selten glänzt die so ballsichere Arsenal-Spielerin als Ballverteilerin. Von der Kapitänin muss in den kommenden Spielen mehr kommen, ansonsten wird das für die Schweiz nicht gut ausgehen.


Portrait von Sandy Maendly, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  3.5

Zentrale Mittelfeldspielerin

Sandy Maendly

Nach der EM beendet die 34-Jährige ihre Karriere und man wünscht sich, dass sie noch einen glanzvolleren Auftritt als jenen gegen Portugal auf den Rasen zaubert. Auch an ihr läuft das Spiel über weite Strecken vorbei, weil die Portugiesinnen in der zweiten Halbzeit über weite Strecken drückend überlegen sind. Beim 1:2 müssen wir neben Wälti auch Maendly in die Pflicht nehmen, denn beide verteidigen den Raum, mit der Konsequenz, dass letztlich beide nicht eng genug bei der Torschützin stehen. In der 74. Minute wird Maendly ausgewechselt.


Portrait von Géraldine Reuteler, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  3.5

Linke Flügelspielerin

Géraldine Reuteler

Grosse Teile der letzten Saison verpasste die 23-Jährige aufgrund eines Kreuzbandrisses und sie ist noch nicht ganz die Alte. In der Offensive vertändelt sie mal einen Konter, mal passt sie nach einem Missverständnis ins Leere. Eine Aktion aus der 61. Minute steht sinnbildlich für ihren Auftritt: Erst verliert sie den Ball, dann kämpft sie ihn stark zurück, um ihn dann wieder einer Portugiesin in die Füsse zu passen. Beim 2:2 steht sie viel zu weit von der Flankengeberin weg. All das wären nur Randnotizen, hätte sie in der 80. Minute ihren sehenswerten Volleyschuss nicht ans, sondern ins Lattenkreuz getroffen. Aber das Glück ist ihr an diesem Tag nicht hold. 


Angriff

Portrait von Coumba Louisa Sow, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø  4.5

Hängende Spitze

Coumba Sow

Nach 80 Sekunden landet der Ball über Umwege vor ihren Füssen, mit voller Überzeugung feuert sie einen Schuss ab und der landet in den Maschen. Eine richtig starke Aktion, doch es ist die einzige Offensivaktion für lange Zeit. Erst in der 84. Minute kommt sie noch einmal gefährlich vors Tor, scheitert aber an der hervorragend reagierenden Torhüterin Pereira.


Ø  4.5

Mittelstürmerin

Ramona Bachmann

Die 31-jährige Stürmerin von Nobelverein PSG lässt ihre Klasse mehrmals aufblitzen, spielt aber auch mehrere Aktionen nicht sauber zu Ende. Ihre Freistossflanke, die zum 2:0 führt, ist perfekt getimt. Leider verpasst sie es, in der 53. Minute das Skore auf 3:0 zu stellen. Schön zwar, wie sie den Turbo zündet, doch dann schiebt sie das Leder – zugegebenermassen aus etwas spitzem Winkel – am Tor vorbei. Bachmann hat definitiv noch Luft nach oben, aber ein schlechter Auftritt ist es nicht.


Eingewechselte Spielerinnen

Portrait von Lara Marti, Spielerin des Frauen Fussball A-Nationalteams, aufgenommen in Pfäffikon SZ am 6. April 2021. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø 

Ab 74. Minute für Maendly

Lara Marti

Zu kurz für eine Benotung.


Portrait von Sandrine Mauron, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø 

Ab 91. Minute für Wälti

Sandrine Mauron

Zu kurz für eine Benotung.


Portrait von Fabienne Humm, Spielerin der Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen, fotografiert am 5. April 2022 in Zuerich. (KEYSTONE/SFV/Severin Bigler)
Ø 

Ab 91. Minute für Reuteler

Fabienne Humm

Zu kurz für eine Benotung.


Telegramm

Leigh Sports Village. – SR Adamkova (CZE). – Tore: 2. Sow (Reuteler) 0:1. 5. Kiwic (Bachmann) 0:2. 58. Gomes (Borges) 1:2. 65. Jessica Silva (Pinto) 2:2.

Portugal: Pereira; Amado, Gomes, Carole Costa, Marchão; Tatiana Pinto (Fatima Pinto), Dolores Silva, Norton; Borges (77. Nazareth), Jessica Silva (83. Encarnação), Diana Silva.

Schweiz: Thalmann; Maritz, Calligaris, Kiwic, Aigbogun; Crnogorcevic, Wälti (91. Mauron), Maendly (74. Marti), Reuteler (91. Humm); Sow; Bachmann.

Bemerkungen: Beide Teams komplett. 80. Lattenschuss Reuteler. 88. Pfostenschuss Encarnação. Verwarnungen: 18. Aigbogun (Foul), 69. Calligaris (Foul), 82. Reuteler (Foul).