Die ZSC Lions, im Herbst der meistgenannte Titelfavorit, müssen weiter auf den ersten Meistertitel seit 2018 warten. Im Halbfinal gegen Biel scheitern die Lions sang- und klanglos.
Im vierten Spiel führten die ZSC Lions 2:0 und 3:1, verloren letztlich aber 3:5. Kein einziges Spiel in dieser Serie vermochte das Team des Kanadiers Marc Crawford siegreich zu gestalten. Viktor Lööv gelang in der 52. Minute das siegbringende 4:3 für die Seeländer. Er bezwang Goalie Simon Hrubec mit einem wohl haltbaren Weitschuss. 74 Sekunden vor Schluss setzte Toni Rajala mit einem Schuss ins leere Tor für den Schlusspunkt.
So bleibt als Fazit: Die Bieler erwiesen sich gegenüber den ZSC Lions in allen Belangen überlegen. Sie verfügten mit Harri Säteri (und Joren van Pottelberghe in Spiel 2) über die besseren Keeper. Biel spielte besser Powerplay. Biel spielte besser mit gleich vielen Spielern auf dem Eis. Biel spielte disziplinierter – und vor allem auch viel cleverer.
Führung fahrlässig verspielt
Drei Spiele lang hatten sich die ZSC Lions nach einer Führung in einem Spiel gesehnt. Aber als sie im ausverkauften Heimstadion nach einer starken Startphase endlich führten, und sogar mit zwei Längen Vorsprung, nützte das gerade gar nichts.
Denn die ZSC Lions verspielten diesen Vorsprung fahrlässig. Und deshalb verloren sie im zweiten Abschnitt die Kontrolle über das Spiel komplett. Der ZSC führte nach neun Minuten 2:0 und bis zur 34. Minute 3:1. Aber die zwei Zweitore-Führungen verleiteten das Heimteam zu Übermut.
Kurz nach dem 2:0 durch Sven Andrighetto leistete sich Garrett Roe eine Strafe. Biel verkürzte durch Fabio Hofer im Powerplay auf 1:2. Und weniger als zwei Minuten nach Mikko Lehtonens 3:1 kassierte Justin Azevedo eine Zweiminutenstrafe. Wieder schlug Biels Powerplay zu (2:3 durch Jesper Olofsson). Weitere drei Minuten später glich Jere Sallinen mit dem dritten Überzahltor aus der dritten Powerplay-Chance zum 3:3 aus.
Biels Überzahlspiel überragend
Biels Powerplay! 5 Tore markierten die Bieler diese Woche aus sieben Überzahlgelegenheiten. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass auch die ZSC Lions in Spiel 4 endlich wieder ihre Powerplay-Stärke fanden. Die ZSC Lions skorten zwei ihrer ersten drei Tore in Überzahl, nachdem sie zuvor aus den letzten 27 Powerplay-Chancen (inklusive zweier fünfminütiger Powerplays) bloss einen einzigen Treffer erzielt hatten.
Es ist damit zu rechnen, dass man in Zürich nach dem neuerlichen Scheitern nicht einfach so zur Tagesordnung übergeht. Nicht zur Diskussion steht Trainer Marc Crawford, der erst spät in der Saison den Schweden Rikard Grönholm ersetzte. Aber andere Entscheidungsträger, wie Sportchef Sven Leuenberger, werden sich wohl unangenehme Fragen stellen lassen müssen.
Telegramm
ZSC Lions - Biel 3:5 (2:1, 1:2, 0:2)
12'000 Zuschauer (ausverkauft). - SR Wiegand/Borga, Obwegeser/Schlegel. - Tore: 6. Lammikko (Roe, Kukan/Powerplaytor) 1:0. 10. Andrighetto (Azevedo, Texier) 2:0. 12. Hofer (Rathgeb, Haas/Powerplaytor) 2:1. 30. Lehtonen (Azevedo, Andrighetto/Powerplaytor) 3:1. 34. Olofsson (Haas, Rathgeb/Powerplaytor) 3:2. 37. Sallinen (Rajala, Jakowenko/Powerplaytor) 3:3. 52. Lööv (Haas) 3:4. 59. Rajala 3:5 (ins leere Tor). - Strafen: 5mal 2 Minuten gegen ZSC Lions, 4mal 2 Minuten gegen Biel. - PostFinance-Topskorer: Azevedo; Rajala.
ZSC Lions: Hrubec; Kukan, Marti; Weber, Lehtonen; Trutmann, Geering; Phil Baltisberger; Texier, Azevedo, Andrighetto; Chris Baltisberger, Lammikko, Roe; Bodenmann, Sigrist, Truog; Riedi, Schäppi, Baechler; Leone.
Biel: Säteri; Rathgeb, Lööv; Grossmann, Jakowenko; Schneeberger, Forster; Delémont; Hofer, Haas, Olofsson; Kessler, Sallinen, Rajala; Künzle, Cunti, Hischier; Brunner, Froidevaux, Tanner; Stampfli.
Bemerkungen: ZSC Lions ohne Bachofner, Hollenstein und Wallmark (alle verletzt), Biel ohne Sheahan (überzähliger Ausländer). ZSC Lions von 57:40 bis 58:46 und ab 58:57 ohne Torhüter.
sda