Die frühere Weltklasse-Keeperin Florence Schelling wird Sportchefin beim SC Bern. Sie ist die erste Frau im Eishockey, welche diesen Posten einnimmt. Im Interview nimmt die 31-Jährige Stellung dazu.
Florence Schelling, als die Anfrage vom SC Bern kam, war es da für Sie sofort klar, dass sie den Job annehmen werden?
Als ich vor rund zwei Wochen den Anruf von Marc Lüthi (dem CEO des SCB) erhielt, kam das für mich sehr, sehr überraschend. Ich hatte das überhaupt nicht erwartet. Wir führten schon am Telefon ein sehr gutes Gespräch. Die Gespräche gingen dann unter anderen mit Rolf Bachmann (dem COO) weiter. Wir diskutierten die Eckpunkte einer möglichen Zusammenarbeit. Es waren sehr positive Diskussionen. Ich spürte extrem viel Unterstützung und Vertrauen. Von daher wusste ich rasch, dass ich diese Herausforderung unbedingt annehmen will.
Was reizt Sie an diesem Job? Es ist ja doch ein grosser Schritt.
Es ist ein grosser Schritt, aber ich bin ein zielorientierter und ehrgeiziger Mensch. Der Erfolg der Mannschaft wird über allem stehen. Ich habe mich in den letzten paar Jahren akribisch mit dem Schweizer und dem internationalen Eishockey auseinandergesetzt, schloss ein Master-Studium in Wirtschaft ab, hatte eine eigene Karriere in der Schweiz sowie auch im Ausland. All das wird mir in der neuen Position zugutekommen.
Sie sind die erste Frau im ‹Macho-Sport› Eishockey in einer solchen Position. Als wie wichtig erachten Sie es, dass eine Frau eine solche Chance erhält?
Ich machte den Schritt in die Männer-Welt schon mit vier Jahren, als ich mit Eishockey begann. Ich spielte bis zur damaligen NLB mit Männern. Ich fühle mich wohl in diesem Umfeld, bin damit aufgewachsen. Ich weiss, wie es in dieser Männer-Welt zu und her geht. Darum sehe ich es einfach als Job, in dem ich alles geben werde, um gute Arbeit zu leisten.
Dennoch dürften Sie als Frau mehr im Schaufenster stehen?
Das kann ich so nicht beurteilen. Ich weiss nicht, wie man mich anschauen wird. Klar ist, dass es für mich nur noch den SCB gibt, wenn es nächste Woche losgeht. Ich bin eine sehr lernfreudige und lernfähige Person und werde mich mit einem Bärenherz an die Arbeit machen.
Wie sieht Ihr Führungsstil aus?
Ich bin 31 Jahre alt, habe noch keinen konkreten Führungsstil, bei dem ich sagen kann, so und so wird das sein. Dieser wird sich während meiner Tätigkeit entwickeln.
Der SC Bern ist eine der Topadressen im Schweizer Eishockey. Haben Sie Respekt vor der Aufgabe?
Respekt hat man glaube ich immer, wenn man einen neun Job beginnt, egal was man macht, egal welche Organisation es ist. Wenn man keinen Respekt hätte, wäre etwas falsch. Ich bin jedoch sehr positiv eingestellt, da ich merke, dass ich sehr viel Vertrauen und Unterstützung erhalte.
Sie brachen sich im Februar 2019 bei einem Skiunfall das Genick, beginnen deshalb beim SCB mit einem 50-Prozent-Pensum. Wie stark sind Sie noch eingeschränkt?
Ich habe noch Beschwerden, stehe allerdings in sehr engem Kontakt mit meinen Ärzten. Wir werden genau beobachten, wie es funktioniert. Wir müssen Schritt für Schritt nehmen, sind aber alle sehr positiv eingestellt aufgrund des bisherigen Genesungsverlaufes. Zudem löst eine solche Stelle extrem viel aus im Körper, was ebenfalls positiv ist. Wir sind zuversichtlich, dass ich das Pensum in den nächsten Monaten auf 100 Prozent erhöhen kann.