SCB-Coach Fluchtirade trotz Mikrofon-Warnung: SCB-Coach Jalonen drohen Konsequenzen

Luca Betschart

20.11.2019

Endstation Lulea: Der SC Bern bleibt im Achtelfinal der Champions Hockey League chancenlos und verabschiedet sich vom internationalen Geschäft. Trainer Kari Jalonen droht allerdings ein Nachspiel.

Erstmals seit drei Jahren schaffen gleich drei Schweizer Mannschaften in der Champions Hockey League den Sprung unter die letzten Acht. Während Zug Tappara Tampere dank einem 3:1-Heimsieg souverän eliminiert, müssen Lausanne und Biel lange zittern und können ihre Achtelfinal-Duelle erst in der Verlängerung zu ihren Gunsten entscheiden. Für den SC Bern hingegen bedeutet die erste K.-o.-Runde gleich Endstation. Gegen den schwedischen Vertreter Lulea bleiben die Mutzen über beide Spiele ohne echte Chance und unterliegen mit dem Gesamtscore von 2:7.

Dabei startet der Schweizer Meister nach der deftigen 0:3-Heimpleite gut ins Rückspiel. Bereits in der fünften Minute gelingt Andrew Ebbett der Führungstreffer – in Unterzahl notabene. Einer scheint sich darüber aber nicht wirklich freuen zu können und sieht das drohende Unheil wohl bereits kommen: SCB-Trainer Kari Jalonen.

Anders ist nicht zu erklären, wieso sich der normalerweise stoisch ruhige Finne in der achten Minute dermassen aufregt, als er während des «Powerbreak» Informationen von den Unparteiischen erhält. Zunächst scheint er mit den Spielleitern vollkommen einverstanden zu sein. Doch als diese sich von der SCB-Bande entfernen, wettert der 59-Jährige: «Verdammte deutsche Schiedsrichter. Derselbe Mist wie in Malmö letztes Jahr. So verdammt arrogant!»

Ein Fall für den «Disciplinary Board»

Im Gegensatz zu den Schiedsrichtern ist für die Zuschauer am TV jedes Wort des Finnen klar und deutlich hörbar – und ist deshalb wohl auch ein Fall für den «Disciplinary Board», einem übergeordneten Gremium der Champions Hockey League. «Es spielt keine Rolle, ob ein Vergehen von den Schiedsrichtern rapportiert wurde oder nicht. Das Gremium kann Strafen auch im Nachhinein aussprechen – sowohl für mündliche Regelverstösse als auch für Fouls», erklärt Kommunikationschefin Monika Reinhard auf Anfrage von «Bluewin».

So geschehen im September. Im Spiel gegen Ambri-Piotta verliert München-Trainer Don Jackson komplett die Nerven. Im Nachhinein prüft der «Disciplinary Board» die Szene und bestraft den Amerikaner mit zwei Spielsperren und einer Geldstrafe in Höhe von 2'000 Euro.

«Es soll autenthisch sein»

Wie Jalonen wird auch Jackson womöglich zum Verhängnis, dass die Trainer in der Champions Hockey League seit mehreren Jahren zu Unterhaltungszwecken mit einem Mikrofon versehen werden. «Wir wollen dem Fan so einen Mehrwert bieten», begründet Reinhard.

Dennoch ist natürlich nicht das Ziel, dass die Zuschauer laufend Beleidigungen zu hören kriegen. Nur ist es beinahe unmöglich, das Mikrofon immer im richtigen Moment abzudrehen. «Wenn man sowas hört, sollte das Mikrofon ausgeschaltet werden. Aber man kann nicht in einer oder zwei Sekunden reagieren» führt Reinhard aus. «Und letztlich soll es authentisch sein – nicht wie in Schweden, wo alles zuerst angeschaut wird, bevor es veröffentlicht wird.»

Zudem sei für alle Beteiligten offengelegt, zu welchem Zeitpunkt sie im TV zu hören sind. «Es ist klar geregelt, wann das Mikrofon offen ist, nämlich immer während den Powerbreaks und den Time-outs. Das ist wichtig», so Reinhard. Zweifelsohne stellen klare Regeln eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung dar, um dem TV-Zuschauer künftig verbale Aussetzer zu ersparen. Denn obwohl alle Bescheid wissen: Die Gedanken der Coaches werden sich auch in den kommenden Duellen nicht ständig um das angehängte Mikrofon drehen – und das ist doch eigentlich ganz gut so. 

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport