Am Donnerstag ist die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft nach Riga geflogen, wo sie am Freitag und Samstag gegen Lettland die letzten beiden Testspiele vor der WM an gleicher Stätte bestreitet.
Die Schweizer wollten sich mit sieben Partien auf das erste WM-Spiel am 22. Mai gegen Tschechien vorbereiten, bislang waren aber bloss zwei Tests gegen Russland (3:1 und 1:0) möglich. Die vorgesehenen Begegnungen der vergangenen Woche gegen Italien und zweimal Frankreich wurden allesamt abgesagt, weil es bei den Italienern zwei und bei den Franzosen einen positiven Corona-Fall gab.
Zwar hätten diese Partien stattfinden können, die Schweizer wollten aber keinerlei Wagnis eingehen, um nicht wegen Corona-Erkrankungen mit einem arg dezimierten Team an der WM antreten zu müssen. «Das ist für uns absolut zentral», sagt Nationaltrainer Patrick Fischer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Zur Strategie der Risikominimierung gehört auch, dass die sechs aufgebotenen Spieler des EV Zug aufgrund der Meisterfeier erst am Donnerstag zur Mannschaft gestossen sind – sie trainierten gemeinsam in Zug auf dem Eis. An jedem der drei Tage vor der Abreise nach Riga liessen sie sich testen.
Wegen Corona vieles anders
Am Samstag rücken noch die NHL-Spieler Nico Hischier, Timo Meier, Philipp Kuraschew und Jonas Siegenthaler nach. Eine Absage gab es von Pius Suter, der sich mit einer starken ersten Saison in der besten Liga der Welt bei den Chicago Blackhawks eine gute Ausgangslage für einen neuen Vertrag geschaffen hat. Von daher wollte er auf Nummer sicher gehen und stiess damit bei Fischer auf Verständnis. «Wir haben auch ohne ihn eine sehr gute Mannschaft», ist dieser überzeugt.
Zum Damoklesschwert Coronavirus sagt Fischer: «Das gehört leider zur Realität. In der aktuellen Zeit lernt man, flexibel und geduldig zu sein. Ich hoffe jedoch, dass wir vor der WM nicht mehr flexibel sein müssen und mit 28 gesunden Spielern in die Quarantäne (nach den Partien gegen Lettland) gehen können. In der Bubble sollten wir dann sicher sein.»
Wegen Corona dürfen an dieser WM 28 statt wie normalerweise 25 Spieler gemeldet werden. Aktuell besteht das Team aus 32 Spielern, das heisst, dass vier noch gestrichen werden. Fischer wird das Turnier mit fünf kompletten Blöcken und drei Torhütern in Angriff nehmen.
Die Mannschaft hat er bis auf «drei, vier Positionen» im Kopf. «Unsere Hauptaufgabe ist es, für die jeweiligen Rollen die besten Spieler zu finden», führt Fischer aus. Auf eine klassisch defensive Linie setzt er mittlerweile allerdings nicht mehr, alle Blöcke müssen auch in der Offensive ihre Qualitäten haben.
Ziel: ein gutes Gefühl holen
«Die Selektionen werden immer schwieriger, wir verfügen mittlerweile in der Schweiz über viele unglaublich gute Spieler», sagt Fischer. Auch deshalb hätte er gerne mehr Testpartien bestritten, «um noch klarer zu sehen, wer dabei sein soll und wer nicht.»
Dafür blieb ihm mehr Zeit für Trainings und den Feinschliff des Systems – zudem wurden viele interne Spiele durchgeführt. «Wir richteten das Augenmerk auf jene Sachen, die wir verändert haben.» Die Korrekturen betreffen in erster Linie das Spiel mit der Scheibe.
Ohnehin funktioniert die Defensive, was auch die Duelle gegen Russland zeigten. Erstaunlich war gegen den Rekord-Weltmeister, wie rasch die Schweizer die höhere Intensität adaptierten. Das hat auch damit zu tun, dass die Trainercrew sehr grossen Wert auf einen hohen Rhythmus in den Trainings legt, nach dem Motto: «lieber kürzer und dafür intensiv».
In den beiden Partien gegen Lettland geht es für Fischer darum, so zu spielen, «dass wir mit einem guten Gefühl in die WM gehen. Ich bin gespannt, wo wir stehen. Es wird noch nicht alles klappen, aber ich bin guter Dinge.»