Die Schweizer Nationalmannschaft gibt Rätsel auf. Begeisternd in der Vorrunde, wie Anfänger in den Viertelfinals. Patrick Fischer scheint ratlos.
Patrick Fischers Stimme ist am Ende eines sicherlich unangenehmen Medienmarathons leise. Das Gesicht wirkt abgespannt und müde, geradezu resigniert. Zum fünften Mal hintereinander hat er mit seinem Team einen Viertelfinal an einem Grossanlass (WM und Olympische Spiele) verloren, der Glanz der Silbermedaille von 2018 ist schon fast vollständig verblasst.
«Ich habe noch keine Erklärung», sagt er nach der 1:3-Niederlage im WM-Viertelfinal. Der gewöhnlich eloquente und charismatische Zuger stellt sich auch selber in Frage. Wenn man immer wieder an dieser Hürde scheitert, müsse es einmal ein anderer versuchen. «Zu dieser Aussage stehe ich», bekräftigt Fischer, der seit Ende 2015 Nationaltrainer einer Mannschaft ist, die in der Vorrunde immer wieder begeisternd auftritt, aber ebenso regelmässig und oft unerwartet im ersten K.o.-Spiel scheitert.
Völlig unerwartet
«Die Verantwortung liegt schlussendlich immer beim Coach», ist sich Fischer bewusst. Sein Vertrag läuft noch ein Jahr, wie es weitergehe müssten andere entscheiden. «Die wichtigste Frage für mich ist, ob ich das Vertrauen der Spieler spüre», betont Fischer. Ist dieses noch da? «Das werden wir sehen, ich weiss es noch nicht. Bis jetzt habe ich es gespürt.» Die volle Überzeugung klingt anders.
Abgezeichnet habe sich das Debakel nicht, so Fischer. Auch die im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel geschonten Spieler – Nino Niederreiter war zum Beispiel krank, Nico Hischier hatte wegen Jetlag drei Nächte nicht geschlafen – waren wieder dabei. «Erstmals waren (fast) alle wieder im grünen Bereich», stellt er fest. Im vergangenen Jahr bei der Viertelfinal-Niederlage gegen die USA (0:3) war dies noch anders gewesen, diesmal fehlte einzig Denis Malgin.
Das Gegentor habe sie verunsichert, bedauert Fischer. Captain Niederreiter beklagt, dass sie danach zu ungeduldig geworden seien, nachdem sie zu Beginn noch dominiert hätten. «Dann 'secklet' man überall herum und wird müde. Das ist inakzeptabel.» Vor allem für eine Mannschaft mit der Klasse von sechs NHL-Stars und genügend Routine.
Deutsche Vorfreude
Am Ende machten die Deutschen den Eindruck, Freude an diesem Spiel zu haben, während bei den Schweizern ein unglückliches Gegentor reichte, um das grosse Zittern auszulösen. Vielleicht half dabei der Turnierverlauf. «Wir hatten nach den drei Niederlagen zum Auftakt vier Ausscheidungsspiele, die wir nicht verlieren durften», sagt der deutsche Cheftrainer Harold Kreis. Die Schweizer hatten hingegen am Dienstag ein Kehrausspiel gegen Lettland und vermochten den Schalter nicht mehr umzulegen. «Wir hatten die richtige Denkweise», stellt der ehemalige Lugano- und ZSC-Meistercoach fest. Die Schweizer nicht – und deshalb bleiben Ratlosigkeit und viele offene Fragen zurück.