Champions League «Sehr enttäuscht» – Favre spart nicht mit Kritik an den BVB-Stars

dpa/jar

21.10.2020

Vier Spiele, vier Niederlagen – die jüngste Bilanz des BVB in Auswärtsspielen der Champions League zeugt von fehlender Reife. Regelmässig lassen sich die Dortmunder in der Fremde den Schneid abkaufen. Auch beim 1:3 in Rom war kein Fortschritt erkennbar.

Selbst der eigentlich für seine Zurückhaltung bekannte Lucien Favre verlor die Contenance. Nach dem indiskutablen Auftritt von Borussia Dortmund beim 1:3 (0:2) gegen Lazio Rom verspürte der Fussball-Lehrer wenig Lust, seine Profis in Schutz zu nehmen. «Ich habe heute nicht viel Gutes gesehen», klagte der Schweizer im Interview bei Sky, «wir waren nicht da und nicht bereit, gemeinsam zu verteidigen. Ich bin sehr enttäuscht.»

Der kapitale Fehlstart des vermeintlichen Gruppenfavoriten in die Champions-League-Saison sorgte bei allen Beteiligten für grosse Ernüchterung. Obwohl Favre zahlreiche Stars im vergangenen Ligaspiel bei 1899 Hoffenheim (1:0) geschont hatte, mangelte es an Frische, Gegenwehr und Laufbereitschaft.

«blue Sport»-Experte Marco Streller befürchtete nach dem Spiel schon, dass nun wieder viel Kritik auf Favre einprasseln könnte. «Ich hoffe nur, die Diskussionen gehen jetzt nicht wieder los», so der frühere FCB-Stürmer. Nach jeder Niederlage werde die Schuld immer dem Schweizer Coach in die Schuhe geschoben. «Das ist einfach nicht fair. Dortmund verfolgt eine Philosophie mit jungen Spielern. Wenn du den Titel holen willst, brauchst du mehr Erfahrung im Team.»

BVB-Coach Lucien Favre ist nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.
BVB-Coach Lucien Favre ist nicht zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.
Bild: Getty

Kehl: «Desolate Leistung»

Ähnlich wie Favre machte auch Sebastian Kehl aus seiner Verärgerung keinen Hehl: «Das war eine desolate Leistung vor allem in der ersten Halbzeit. Es gab nur wenige Spieler, die auch nur annähernd an ihre Leistungsgrenze gekommen sind. So können wir in der Champions League nicht auftreten.»

Zum Leidwesen des Lizenzspielerchefs steht der Revierclub in den kommenden Partien gegen Zenit St. Petersburg (28. Oktober) und beim FC Brügge (4. November) nun mächtig unter Zugzwang. «Wenn wir so weiter auftreten, werden wir es in der Gruppe ganz schwer haben», orakelte Kehl.



Es passte zum Verlauf eines gebrauchten Abends, dass ausgerechnet der ehemalige Dortmunder Ciro Immobile beim Gegner als Matchwinner gefeiert wurde. Den Treffer zum 1:0 (6. Minute) erzielte der beim BVB nach nur einer Saison im Sommer 2015 ausgemusterte Angreifer selbst, das 3:1 durch Jean-Daniel Akpa-Akpro (76.) bereitete er vor. Dieses Tor des ivorisch-französischen Profis nahm der Borussia nach dem Anschlusstreffer von Erling Haaland (71.) alle Hoffnungen auf Schadensbegrenzung.

Vierte Auswärtspleite in Folge in der Königsklasse

Für die Borussia war es nach dem 0:2 bei Inter Mailand, dem 1:3 in Barcelona und dem 0:2 in Paris die saisonübergreifend vierte Champions-League-Niederlage in Serie. Das zeugt von anhaltender fehlender Reife in Stadien potenter internationaler Gegner. «Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen. Das ist eigentlich unerklärlich und natürlich nicht unser Anspruch. Wir haben heute alles komplett vermissen lassen», gestand Kapitän Marco Reus.

Der für einen deutschen Vizemeister unwürdige Auftritt in Rom taugte nicht als Einstimmung auf das Duell am Samstag mit dem FC Schalke 04. Mit einer ähnlichen Leistung könnte selbst der seit nunmehr 20 Bundesligaspielen sieglose Erzrivale zur Gefahr werden. «Wir haben am Wochenende das Derby. Da müssen wir uns ganz anders präsentieren», forderte Kehl.

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