Jamie Carragher läuft in seiner Aktivzeit 737 Mal für Liverpool auf und verfolgt die Auftritte der Reds als TV-Experte nach wie vor ganz genau. Nach der 2:5-Pleite gegen Real ist der 45-Jährige der Verzweiflung nahe.
Am Tag nach Liverpools Schmach und der 2:5-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League taucht in den sozialen Netzwerken ein Video von TV-Experte Jamie Carragher auf, das Symbolcharakter hat.
Erst bejubelt Carragher im Studio ausgelassen die schnelle 2:0-Führung seines Herzensklubs, bevor sich die Miene des 45-Jährigen von Minute zu Minute und von Tor zu Tor immer weiter verdüstert. Die beiden Benzema-Tore zum 2:5-Endstand lässt der konsternierte Carragher dann schliesslich gänzlich unkommentiert.
Umso härter geht Carragher dafür nach dem Schusspfiff mit den Schützlingen von Jürgen Klopp ins Gericht. «Das war eine Katastrophe von Liverpool. Peinlich», wettert er und meint vor allem den Auftritt nach dem Seitenwechsel: «Nicht einmal eine Chance zu haben, nach den Toren keinen Kampf zu zeigen und die zweite Halbzeit mit 0:3 zu verlieren – das ist absolut beschämend.»
«Komplett auseinander gefallen»
Vor allem defensiv hinterlässt Liverpool einen miserablen Eindruck. Alle fünf Gegentore entstehen durch haarsträubende Fehler. «Jahrelang hatten sie sechs Spieler vor sich, die wahrscheinlich härter und intelligenter gearbeitet haben als jede andere Mannschaft im Weltfussball. Aber jetzt, wo das nicht mehr der Fall ist, ist es komplett auseinander gefallen», sucht Carragher nach Erklärungen.
Rolf Fringer zieht im blue Champions-League-Studio eine ähnliche Schlussfolgerung und zeigt die Problematik am Beispiel von Fabinhos Verhalten unmittelbar vor dem vierten Gegentreffer auf. «Sie laufen alle, aber es ist keine Mannschaft mehr», erklärt Fringer. «Fabinho als Mittelfeldspieler läuft in den eigenen Strafraum zurück, aber es ergibt keinen Sinn, dass er neben drei Teamkollegen steht. Er rennt und rennt, aber ist überall zu spät.»
Carragher kritisiert Innenverteidiger-Duo
Auch Carragher schreckt nicht zurück, Namen zu nennen. Insbesondere das Innenverteidiger-Duo um Joe Gomez und Virgil van Dijk kriegt sein Fett weg. «Vielleicht sollte ich nicht jemanden treten, wenn er am Boden liegt. Denn ich bin sicher, dass Joe Gomez sich momentan schrecklich fühlt», entschuldigt sich Carragher schon fast für seine Kritik.
Und doch macht er auch vor Virgil van Dijk nicht Halt. «Was mich zum Lachen bringt: Vor zwei Monaten hat van Dijk gesagt, ich würde in der Viererkette nicht spielen», erinnert sich Carragher und spuckt grosse Töne: «Ich denke, im Moment würde ich auch seinen Platz einnehmen.»