Der FC Bayern schlägt zwar Köln zu Hause mit viel Mühe, doch ein Spieler geht trotzdem als Verlierer vom Platz. Leroy Sané musste nach der Pause runter und wird von einem Teil des Publikums mit Pfiffen und hämischen Applaus eingedeckt.
Am Ende eines für ihn bitteren Fussballabends musste der deutsche Nationalspieler Leroy Sané auch noch im Regen mit den Reservisten Tempoläufe absolvieren. Während sich Doppel-Torschütze Serge Gnabry und der für ihn eingewechselte Schwungbringer Jamal Musiala nach dem in der zweiten Spielhälfte spektakulären 3:2 des FC Bayern gegen den 1. FC Köln für den ersten Saisonsieg in der Bundesliga feiern lassen konnten, war Sané ein Verlierer im Team des Siegers.
Beim x-ten Ballverlust und einem missglückten Freistoss erntete Sané in der nicht nur von ihm mauen ersten Spielhälfte Pfiffe. Und die Ansage seiner Auswechslung zur Pause wurde in der Allianz Arena sogar von einem Teil der 20'000 Zuschauer mit hämischem Applaus bedacht.
Diese Reaktion störte Trainer Julian Nagelsmann, der ahnt, dass der 25-jährige Sané als Reizfigur auch zu einem Problemfall für ihn werden könnte. «Die Pfiffe habe ich auch kurz wahrgenommen», sagte Nagelsmann nach seinem ersten Bundesligasieg mit dem FC Bayern.
«Am Ende finde ich, gehört es sich, dass die eigenen Fans Spieler unterstützen», appellierte Nagelsmann an die Anhänger. «Das ist mir immer mehr wert und wichtig. Ich glaube, es gibt keinen Spieler auf dieser Welt, der nicht am liebsten eine Topleistung abruft.»
Er wolle die Pfiffe nicht grossartig thematisieren, erklärte der 34-Jährige. Von Sané wiederum erwartet er eine engagierte Reaktion: «Demotiviert jetzt zu spielen, würde ja keinen Sinn machen. Dann würden die Pfiffe jetzt nicht weniger werden.» Nagelsmann empfiehlt Sané vielmehr, «noch motivierter aufzutreten».
Rückendeckung erhält Sané auch von Teamkollege Thomas Müller. «Das wollen wir nicht, das ist nicht schön. Da erwarte ich von den Fans mehr Unterstützung für uns Spieler», meint er gegenüber «Sport1».
Sané als Reizfigur
Sané selbst sagte kürzlich in einem Interview mit «Sport Bild»: «Ich weiss selbst, dass ich ein Spieler bin, bei dem es in der Öffentlichkeit selten ‹Grau› gibt, sondern häufig nur Schwarz oder Weiss». Der Flügelstürmer war bereits nach dem EM-Aus der deutschen Nationalmannschaft stark in die Kritik geraten.
Sané war vor der vergangenen Saison nach vier Jahren bei Manchester City für rund 50 Millionen Euro zu den Bayern gewechselt, überzeugte dort noch nicht wie erhofft (in 44 Pflichtspielen 10 Tore und 12 Assists). Nun muss Sané aber «den nächsten Schritt» machen (O-Ton Sportvorstand Hasan Salihamidzic).
«Ich stehe sicherlich vor einer sehr wichtigen Saison, aber auch beispielsweise meine erste Saison bei Manchester City war eine sehr grosse Herausforderung», so Sané.
«Ich möchte mich nicht nur an Toren und Vorlagen messen lassen», hielt er vor Saisonstart fest. «Wenn ich den einen oder anderen Scorerpunkt weniger sammle, dafür aber wirklich wichtige Spiele in der Bundesliga oder Champions League entscheide und wir am Ende die entsprechenden Titel für den Verein holen, kann es trotzdem eine sehr gute Saison werden.»