Cristiano Ronaldo war in diesem Sommer ein Thema bei Bayern München. Das hat nun auch Klubboss Oliver Kahn bestätigt. Kahn erklärt, warum sich die Bayern gegen die Verpflichtung des fünffachen Weltfussballers entschieden haben.
«Wir haben das Thema diskutiert – sonst würden wir unseren Job nicht gut machen. Ich persönlich finde, dass Cristiano Ronaldo einer der grössten Fussballer ist, die es jemals auf diesem Planeten gab. Aber wir kamen zu dem Schluss, dass er bei aller Wertschätzung von uns allen in der aktuellen Situation nicht zu unserer Philosophie gepasst hätte», sagt Bayerns Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn der «Sport Bild».
Offenbar spielten bei den Ronaldo-Überlegungen die sportlichen Aspekte eine eher untergeordnete Rolle. Es wurde in München mehr darüber gesprochen, welche Möglichkeiten der Refinanzierung es für CR7 gäbe. Wie viele neue Fans würde Ronaldo mitbringen? Wie viele Trikots würde man mit Ronaldo verkaufen können? Und würde sich ein Transfer auf die Social-Media-Zahlen auswirken?
Die Bayern sind offensichtlich zum Schluss gekommen, dass ein Ronaldo-Transfer eher schädlich gewesen wäre für die Chemie im Team. Mit seinem Monstergehalt von knapp 30 Millionen Euro pro Jahr hätte er fast doppelt so viel verdient wie die aktuellen Topverdiener Manuel Neuer und Joshua Kimmich (ca. 16 Millionen Euro) und so jahrelange Schlüsselspieler womöglich auch sauer gemacht.
Die Suche nach dem 1:1-Ersatz
«Wichtig ist, dass wir auf dem Transfermarkt intelligent agieren», sagt Kahn. «Wir haben unsere wichtigsten Hausaufgaben früh gemacht.» Mit Sadio Mané wurde ein anderer Topspieler verpflichtet, der Transfer wurde ziemlich früh abgewickelt. Und mit Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui, Ryan Gravenberch und Mathys Tel wurden weitere vielversprechende Profis geholt.
Laut der «Sport Bild» wurde ein Computer-Programm erstellt, das den Kader mit verschiedensten Variablen darstellt. Dieses Tool präsentiert etwa beim Abgang von Robert Lewandowski sofort andere Spieler, die ins Profil passen – sportlich wie auch finanziell. De Ligt gleicht von den Anlagen her Niklas Süle, den es nach Dortmund zog. Und Gravenberch ist ein ähnlicher Spielertyp wie Corentin Tolisso, der zu Olympique Lyon wechselte.
Kane-Angriff im Sommer 2023?
Nur für Robert Lewandowski (zu Barça) hat man noch keinen 1:1-Ersatz gefunden. Beziehungsweise haben es die Münchner noch nicht geschafft, einen neuen Weltklasse-Stürmer zu holen. Harry Kane soll aber weiterhin ein heisses Thema sein, wenn auch nicht unbedingt in diesem Sommer.
«Kane ist ein hervorragender Stürmer, der bei Tottenham unter Vertrag steht», hält sich Kahn kurz. Nachdem Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zuletzt öffentlich von Kane schwärmte und Tottenham-Coach Antonio Conte damit auf die Palme brachte, wollen die Bayern jetzt leisere Töne formulieren.
Kane wisse dem Bericht zufolge aber, dass Bayern im Sommer 2023 einen Anlauf nehmen wird, um den englischen Topstürmer zu verpflichten. Man nehme deshalb bewusst eine Saison ohne klassische Nummer neun in Kauf. Das Interesse ist beim Spieler längst hinterlegt, Kanes Vertrag läuft in Nordlondon noch bis 2024. Jetzt soll erst mal abgewartet werden.
Der Transfersommer der Bayern scheint abgeschlossen. Wichtig sei auch, «dass wir unsere Säulen und auch entwicklungsfähigen Spieler langfristig halten», erklärt Kahn. «Das Ziel ist, dass die Spieler bei uns weiter die besondere Identität des FC Bayern aufnehmen und leben – und dann, siehe Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Kingsley Coman, auch ihre Verträge immer wieder verlängern.»