Der Knoten ist geplatzt Bayern zurück an der Tabellenspitze – Sommer lässt kein Tor zu

Christian Kunz, dpa

30.4.2023 - 17:38

Yann Sommer muss für einmal nicht hinter sich greifen.
Yann Sommer muss für einmal nicht hinter sich greifen.
Keystone

Der FC Bayern ist wieder Tabellenführer der Fussball-Bundesliga. Die Münchner tun sich nach dem BVB-Patzer beim Heimerfolg gegen Hertha lange schwer – und feiern dann doch.

DPA, Christian Kunz, dpa

Der FC Bayern hat den Patzer von Borussia Dortmund genutzt und Kurs auf die elfte Meisterschaft in Serie genommen. Die Münchner bejubelten als neuer Spitzenreiter nach lange vergeblichem und ineffizientem Anrennen ein 2:0 (0:0) gegen den Tabellenletzten Hertha BSC.

Serge Gnabry (69. Minute) und Kingsley Coman (79.) retteten Trainer Thomas Tuchel und den Bayern-Bossen einen mühsamen Nachmittag. «Deutscher Meister wird nur der FCB», schallte es lautstark durch die Münchner Arena.

Nachdem der BVB am Freitag nur zum heiss diskutierten 1:1 beim VfL Bochum gekommen war, führen die Bayern um den zweifachen Tor-Vorbereiter Joshua Kimmich die Tabelle der Fussball-Bundesliga vier Spieltage vor dem Saisonende wieder mit einem Punkt Vorsprung an. Die stark ersatzgeschwächten Berliner von Trainer Pal Dardai sind trotz aufopferungsvoller Abwehrarbeit nach der nächsten Niederlage und (Teil-)Erfolgen der Konkurrenz auf dem Weg in die 2. Liga. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsrang.

Rummenigge und Hoeness auf der Ehrentribüne

Wie in besten Zeiten als Führungsduo sassen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness auf der Ehrentribüne zusammen. Einen nach dem BVB-Remis beflügelten Bayern-Auftritt bekamen sie aber nicht zu sehen. Ihr Herzensclub verbuchte reichlich Ballbesitz, viele Eckbälle und Schussversuche. Torjubel konnten Rummenigge und Ehrenpräsident Hoeness gegen das defensiv-schwache Bundesliga-Schlusslicht erst in der Schlussphase geniessen. Das hatte sich Hoeness anders vorgestellt, als er in dieser Woche bei einem viel bestaunten Trainingsplatzbesuch zusammen mit Tuchel gefachsimpelt hatte.

Den erneut ohne Kapitän Thomas Müller in der Startelf aufgelaufenen Münchnern fehlte es an Tempo und Finesse, um die defensive Hertha-Mannschaft zu überwinden. Der Auftritt vor 75.000 Zuschauer war ein weiterer Beweis dafür, dass ein Vollstrecker im Angriffszentrum fehlt. Sadio Mané, der erneut anstelle des weiter verletzten Eric Maxim Choupo-Moting ganz vorne aufgebotenen wurde, liess Präzision und Timing vermissen. Mit unzufriedenen Mienen verfolgten die kritisierten Bayern-Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic die sehr engagierte, aber erst spät erfolgreiche Vorstellung auf dem Rasen. Sie pusteten erleichtert durch.

Pfiffe zur Halbzeitpause

Zwei gute Schüsse durch Coman (35.) und Gnabry (41.) nutzte Hertha-Keeper Oliver Christensen, um sich auszuzeichnen. Den nach dem elften Titel nacheinander gierenden Fans war das nicht genug – zur Pause quittierten es viel mit Pfiffen. Die gab es auch, nachdem Coman im Strafraum zu Fall gekommen war (27.). Auf den Elfmeterpunkt zeigte Schiedsrichter Patrick Ittrich, dessen Kollege Sascha Stegemann durch das Dortmund-Remis schwer kritisiert wurde, berechtigterweise nicht.

Mané (48.) und Matthijs de Ligt (50.) mit zwei Kopfbällen leiteten eine überlegene zweite Hälfte ein, in der Tuchel durch die Hereinnahme von Leroy Sané eine weitere Offensivkraft brachte, auch Müller kam. Doch zufrieden stimmte der Auftritt den 49 Jahre alte Trainer an der Seitenlinie lange zumindest sichtbar nicht. Befreit nahm er nach der Führung durch Gnabry auf der Bank Platz – nach vier Pflichtspielen ohne Sieg durfte er endlich wieder einen Erfolg bejubeln. Nach Comans Treffer huschte ihm auch ein Lächeln über das Gesicht.