Auch nach dem 4:2 beim VfL Wolfsburg dominiert die deutliche Kritik von Manuel Neuer die Debatten um den FC Bayern. Thomas Müller wertet den sportlichen Sieg als «Beweisführung».
Nach dem grossen Wirbel um das Interview ihres Torwarts Manuel Neuer haben die Spieler des FC Bayern München sehr erleichtert auf das 4:2 beim VfL Wolfsburg in der Fussball-Bundesliga reagiert. «Das Allerwichtigste ist, dass wir die Tabellenführung erobert haben. Wir haben heute einen Muss-Sieg gefeiert. Wir haben dem Druck standgehalten, gewinnen zu müssen», sagte Ersatz-Kapitän Thomas Müller am Sonntagabend in der Volkswagen-Arena.
Der 1. FC Union Berlin war am Vortag durch ein 2:1 gegen den FSV Mainz 05 kurzzeitig an den Bayern vorbeigezogen. Der deutsche Meister musste seine sportliche Antwort mitten in einer Phase geben, in der sich in München fast alles um die massive Kritik von Neuer an der Vereinsführung drehte.
Der derzeit verletzte 36-Jährige hatte die Bayern-Bosse in Interviews wegen der Trennung des Clubs von seinem engen Freund und Torwarttrainer Toni Tapalovic angegriffen. Vorstands-Chef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic wiesen das sehr deutlich zurück.
Streit ging nicht spurlos am Team vorbei
«Die Widerstände, gegen die wir heute angegangen sind, waren nicht so gering. Von daher grosses Kompliment an die Mannschaft», sagte Nationalspieler Leon Goretzka.
Und auch Müller fügte hinzu: «Der Jahresstart war bei den Themen, die nicht das Sportliche betreffen, vielleicht ein bisschen zu viel. Man kann aber die letzten beiden Spiele als Beweisführung nehmen, dass uns das als Fussball-Mannschaft nicht beeinflussen darf und auch nicht wirklich beeinflusst.»
Trainer Julian Nagelsmann wiederholte nach dem Spiel seine Kritik an Neuer, die er schon vor dem Anpfiff in einem DAZN-Interview geäussert hatte. Was die Trennung von Tapalovic angehe, habe er mit Neuer «in einem ausführlichen und extrem ehrlichen Vier-Augen-Gespräch alles offen gelegt», sagte Nagelsmann bei der Pressekonferenz in Wolfsburg.
Er werde sich dazu aber nicht öffentlich äussern. «Ich hätte das Interview nicht gemacht. In einer Passage ist zu lesen, dass Bayern München im Mittelpunkt steht. Völlig losgelöst von meiner Person war es nicht zuträglich für den Club, was Ruhe angeht. Das sieht man daran, dass ich von 17 Fragen jetzt 16 zu dem Thema beantworten muss.» Auch deshalb «steht der Sieg heute über allem».
Ob es beim FC Bayern nach dem Wolfsburg-Erfolg nun ruhiger werde, wurde Nagelsmann an der Pressekonferenz gefragt. «Ich zünde nix an. Deshalb hoffe ich, dass es so ist», so der Trainer.
DPA/SB10