Studie Gewichtszunahme im Alter: Forscher haben mögliche Ursache gefunden

dpa/uri

16.9.2019

Wer zu viele Kilos mit sich schleppt, kann das womöglich auch aufs Alter schieben. (Symbolbild)
Wer zu viele Kilos mit sich schleppt, kann das womöglich auch aufs Alter schieben. (Symbolbild)
Keystone

Schwedische Forscher liefern eine mögliche Erklärung für die  Gewichtszunahme im Alter: Demnach erlahmt der Fettstoffwechsel und gespeichertes Fett wird schlechter abgebaut. 

Die Entdeckungen, über die die Wissenschaftler im Fachmagazin «Nature Medicine» berichten, könnten ein Grund dafür sein, dass viele Menschen im Alter zunehmen, obwohl sie nicht mehr essen oder weniger Sport treiben. Deutsche Experten sehen die Studie allerdings mit Vorbehalt.

Fett wird im Körper in Fettzellen gespeichert, den sogenannten Adipocyten. Sie machen etwa 90 Prozent des weissen Fettgewebes aus. Fortwährend wird in den Zellen gespeichertes Fett abgebaut und neues eingelagert. Um zu prüfen, wie sich dieser Stoffwechsel im Laufe des Lebens verändert, hatte das Team um Peter Arner vom Karolinska University Hospital in Stockholm (Schweden) 54 Personen untersucht. Von diesen hatten sie zweimal im Verlauf von durchschnittlich 13 Jahren eine Probe des Fettgewebes entnommen.



Die Wissenschaftler untersuchten das Alter der Triglyceride – Fettmoleküle. Es zeigte sich, dass sich mit zunehmendem Alter der Fettabbau verlangsamte. Und zwar unabhängig davon, ob die Person zugenommen hatte, ihr Gewicht hielt oder über die Jahre abnahm. Probanden, die ihre Kalorienaufnahme nicht reduziert hatten, legten über den Untersuchungszeitraum etwa 20 Prozent Körpergewicht zu.

Ableiten der These

In einem zweiten Studienteil hatten die Wissenschaftler 41 stark übergewichtige Menschen untersucht, die sich den Magen verkleinern lassen hatten. Die Forscher fanden, dass nur die Personen, die vor der Operation eine niedrige Fettabbaurate hatten, nach der Operation langfristig ihr Gewicht halten konnten. Sie vermuten, dass diese Menschen wahrscheinlich mehr Spielraum hatten, ihre Fettstoffwechselrate noch zu erhöhen.

«Die Ergebnisse legen erstmals nahe, dass es Prozesse in unserem Fettgewebe gibt, welche unabhängig von anderen Faktoren, das Körpergewicht im Alter beeinflussen. Daraus könnten sich neue Möglichkeiten zur Behandlung von Übergewicht ergeben», sagte Arner laut einer Pressemitteilung des Karolinska Instituts.



Helmut Frohnhofen, Abteilungsarzt für Altersmedizin am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen, betont allerdings, dass die Studie nur eine Hypothese liefern kann, keine verlässlichen Aussagen: «Die Ergebnisse der Studie sind ein interessanter Hinweis, aber es geht hier um recht wenige Probanden», so der Mediziner. Grundsätzlich sei Übergewicht nicht rein biologisch bedingt: «Da spielen viele Faktoren eine Rolle, das ist zum Teil genetisch, zum Teil verhaltensabhängig. Wenn im Alter sportliche Aktivitäten eingeschränkt sind, lässt sich das Gewicht am besten über die Ernährung beeinflussen», so Frohnhofen.

Für Helmut Wallrafen von der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie ist Übergewicht zumindest in der Altenpflege kaum Thema: «Wenn Menschen im Alter etwas Gewicht zunehmen, ist das eher für sie ein subjektiv empfundenes, ästhetisches Problem, als ein medizinisches. Als Praktiker und Pflegefachkraft ist mir das Thema Übergewicht nur ganz punktuell untergekommen, wir haben normalerweise eher die Herausforderung, dass Menschen im Alter an Unterernährung leiden».

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