Arten Jäger schiessen lieber tolle Böcke

SDA

21.5.2018

Jäger bevorzugen starke Tiere mit langen Hörnern: Auf die Steinbockkolonien hat sich diese Vorliebe allerdings gemäss einer Studie nicht negativ ausgewirkt. (Archivbild)
Jäger bevorzugen starke Tiere mit langen Hörnern: Auf die Steinbockkolonien hat sich diese Vorliebe allerdings gemäss einer Studie nicht negativ ausgewirkt. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Jäger schiessen tendenziell Steinböcke mit überdurchschnittlich langen Hörnern. Die Bestände der verbleibenden Kolonien werden durch den Abschuss von starken Böcken aber nicht beeinträchtigt, wie eine internationale Studie zeigt.

Als ehemals ausgerottete Art gehört der Alpensteinbock zu den gut überwachten Wildtierarten des Alpenraums. Er gilt heute als eines der Flaggschiffe des Schweizer Naturschutzes.

Die Jagd auf den Steinbock steht unter besonderer Beobachtung, weil diese Tierart langlebig ist, eine relativ geringe Reproduktionsleistung hat und sich deshalb eine unkontrollierte Bejagung auf den Tierbestand negativ auswirken könnte.

Die im «Journal of Animal Ecology» veröffentlichte internationale Studie mit Beteiligung der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL zeigt nun, dass Steinböcke mit überdurchschnittlich langen Hörnern eine grössere Wahrscheinlichkeit haben, früher geschossen zu werden als gleichaltrige Böcke mit kürzeren Hörnern.

Vorschriften setzen Jägern Grenzen

Innerhalb einer mehrere Jahre umfassenden Altersklasse dürften Jäger gemäss den Vorschriften nur eine bestimmte Anzahl Tiere schiessen. Die Zahlen belegen nun gemäss den Forschern, dass Jäger auf Nummer sicher gehen. Sie schiessen innerhalb einer Klasse tendenziell eher Böcke mit überdurchschnittlich langen Hörnern, wie es weiter heisst.

Gleichzeitig versuchten sie, die Wahrscheinlichkeit eines Regelverstosses zu minimieren, indem sie an der unteren und oberen Altersklassengrenze möglichst wenig Tiere mit minimaler beziehungsweise maximaler Hornlänge schiessen.

Das Forscherteam unter Leitung der WSL und der Universität Cambridge untersuchte in Zusammenarbeit mit dem Amt für Jagd und Fischerei Graubünden das Wachstum der Hörner der von 1978 bis 2013 im Bündnerland erlegten Steinböcke.

Die Forschenden analysierten, nach welchen Kriterien die Jäger ihre Beute auslesen und ob sich möglicherweise das Hornwachstum oder das Körpergewicht der 8355 geschossenen Böcke während der letzten 40 Jahre verändert hat. Denn diese Merkmale liessen Rückschlüsse auf die Überlebenschancen der Einzeltiere und der Kolonien zu.

Jagd wird als nachhaltig bezeichnet

«Aus fachlicher Sicht am wichtigsten ist der Befund, dass sich die Steinbockjagd während der letzten 40 Jahre nicht negativ auf die Konstitution der Tiere ausgewirkt hat», wird Kurt Bollmann von der WSL in der Mitteilung zitiert.

Positiv für Jagd wie Naturschutz sei, dass sich das Hornwachstum der Bündner Steinböcke im Laufe der Jahrzehnte nicht verringert habe und auch ihr durchschnittliches Körpergewicht gleich geblieben sei, obwohl eine jagdliche Vorliebe für starke Tiere bestehe.

Hannes Jenny vom Amt für Fischerei Graubünden, wo 40 Prozent aller Steinböcke der Schweiz leben, äusserte sich froh darüber, dass sich das in der Praxis gesammelte Wissen zu den Steinbockkolonien wissenschaftlich erhärten liess. Die Bündner Steinbockjagd könne als nachhaltig bezeichnet werden.

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