FaktencheckIst man mit positivem Coronatest in jedem Fall ansteckend?
dpa/tmxh
22.11.2020 - 00:02
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Infektion mit Sars-CoV-2 festzustellen. Die gängigste Variante derzeit sind die sogenannten PCR-Tests. Was genau weisen sie nach und wie zuverlässig sind sie?
Wie sicher lässt sich eine Infektion mit dem Coronavirus nachweisen? Wie zuverlässig sind die eingesetzten PCR-Tests? Diese Fragen stehen immer wieder im Fokus der Aufmerksamkeit.
Zudem stellt sich die Frage nach der Bedeutung eines positiven Testergebnisses: Ist ein positiv Getesteter zwangsläufig ansteckend? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Was wird mit PCR-Tests nachgewiesen?
Bei einem PCR-Test (PCR: polymerase chain reaction, deutsch: Polymerase-Kettenreaktion) wird meist aus dem Rachenraum ein Abstrich genommen, der im Labor auf Genmaterial von Sars-CoV-2 untersucht wird. Dafür wird das nur in geringen Mengen vorhandene genetische Material einer Probe zunächst in mehreren Durchgängen vervielfältigt. Anschliessend kann man sehen, ob Gensequenzen des Virus vorliegen oder nicht.
Der Test stellt eine Infektion im Sinne des Infektionsschutzgesetzes fest. Demnach gilt als Infektion «die Aufnahme eines Krankheitserregers und seine nachfolgende Entwicklung oder Vermehrung im menschlichen Organismus». Krankheitserreger sind unter anderem Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten, die bei Menschen «eine Infektion oder übertragbare Krankheit verursachen» können. Für den Nachweis einer Infektion ist es irrelevant, wie viel Virus ein Mensch in sich trägt.
Wie sieht es mit der Fehlerquote bei PCR-Tests aus?
PCR-Tests sind sehr genau, können aber in sehr seltenen Fällen auch falsche Ergebnisse liefern. Wissenschaftler unterscheiden hier zwei statistische Grössen: Die Sensitivität gibt an, wie gut ein Test mit Sars-CoV-2 infizierte Menschen richtig erkennt. Die Spezifität gibt an, wie gut der Test einen Nicht-Infizierten korrekt als solchen erkennt. Es stehen eine Reihe von kommerziellen Testsystemen zur Verfügung, für die sehr hohe – und damit sehr gute – Werte für Sensitivität und Spezifität angegeben werden.
Wie oft es zu falsch positiven und falsch negativen Testergebnissen kommt – wie oft also ein Gesunder fälschlicherweise als infiziert und ein Infizierter fälschlicherweise als virusfrei eingestuft wird – lässt sich aber nicht sicher angeben. Das liegt unter anderem daran, dass dabei auch die Umstände bei der Probennahme, Transport und Lagerung sowie der Bearbeitung im Labor eine Rolle spielen.
Grundsätzlich gilt: Je wahrscheinlicher es ist, dass sich eine Person infiziert hat, desto höher ist auch die Aussagekraft eines positiven Tests – und umgekehrt. Experten nennen das Vortestwahrscheinlichkeit.
«Infektiöse Personen können zum Zeitpunkt der Probenentnahme sehr zuverlässig erkannt werden», schreibt das BAG auf seiner Website. Das betrifft – trotz etwas geringerer Empfindlichkeit – auch die Antigen-Schnelltests. Dafür braucht es allerdings die richtige Technik und damit «ausgebildete und erfahrene Personen. Deshalb sollten Sie die Probe nicht selbst zu Hause entnehmen», heisst es auf der Informationsseite des BAG.
Sind alle Menschen mit positivem PCR-Ergebnis ansteckend?
Nein. PCR-Tests weisen nicht nach, ob ein Mensch zum Zeitpunkt des Abstriches infektiös ist oder nicht. Erbgut findet sich auch in totem Virusmaterial, das zum Beispiel nach einer vom Immunsystem erfolgreich bekämpften Infektion noch vorhanden ist. Solches Material kann sich auch noch viele Tage bis mehrere Wochen nach einer Infektion nachweisen lassen – ansteckend ist der Betroffene dann unter Umständen längst nicht mehr.
Labordaten legen nahe, dass Infizierte zwei Tage vor Symptombeginn und zu Beginn der Krankheit am ansteckendsten sind, wie es von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heisst. Je nachdem, wann der Test erfolgt, kann ein nachweislich Infizierter bereits nicht mehr ansteckend sein – aber auch später noch infektiös werden. Auch bei einem asymptomatischem Infektionsverlauf kann das Virus übertragen werden.
Was sagt der sogenannte Ct-Wert beim PCR-Test aus?
Der Ct-Wert gibt einen Hinweis auf die Virusmenge, die ein Infizierter in sich trägt. Er zeigt an, wie viele Zyklen die PCR laufen muss, bis Virus-Erbgut entdeckt wird. Ist die Virenmenge in der Probe gross, reichen dafür relativ wenige Runden. Je geringer die Viruskonzentration in der Probe ist, desto mehr Zyklen sind nötig – und desto höher ist der Ct-Wert.
Ist der Ct-Wert grösser als 30, wird das als Hinweis auf eine niedrige Viruskonzentration gewertet. In vielen Laboren, die PCR-Tests auswerten, wird die Analyse erst bei einem Ct-Wert von deutlich über 30 gestoppt – vor allem bei anlasslosem Testen können darum auch Menschen ein positives Testergebnis erhalten, die nicht mehr ansteckend sind. Allerdings variieren Ct-Werte auch in Abhängigkeit von Abstrichqualität und Testdetails.