Weiterer Klima-Killer? Forscher entdecken Mikroplastik in Wolken

phi

29.9.2023

Videografik: So gefährlich ist Mikroplastik

Videografik: So gefährlich ist Mikroplastik

Videografik: So gefährlich ist Mikroplastik

29.05.2023

Mikroplastik findet sich nicht nur im menschlichen Kot, sondern sogar in der Plazenta von Schwangeren: Verbreitet wird der Kunststoff nicht nur über Flüsse, sondern auch durch Wolken, melden Forschende.

phi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Japanische Forschende haben an drei Bergen Wasserproben von Wolken entnommen.
  • Sie haben darin zwischen 6,7 und 13,9 Teile von Mikroplastik pro Liter entdeckt.
  • Das Mikroplastik kann als Kondensationskern dienen und zur Wolkenbildung beitragen.
  • Gleichzeitig zersetzt es sich in der oberen Atmosphäre schneller und bildet mit ultraviolettem Licht Treibhausgase.
  • Wie stark sich die Effekte auf das Klima auswirken, muss untersucht werden.

Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, werden Mikroplastik genannt, das sich in industriellen Abwässern findet oder beim Zerfall grösserer Plastikstücke entsteht.

Der Mensch nimmt das Mikroplastik auf oder atmet es ein: Es kann in der Lunge und im Herz, aber auch im Blut oder im Stuhl nachgewiesen werden. Millionen von Tonnen landen im Meer. Japanische Forschende sind nun der Frage nachgegangen, ob das Mikroplastik von dort auch in die Atmosphäre gelangt.

Recycling in Dhaka in Bangladesch: Kleine Plastikteile wurden nun sogar in Wolken nachgewiesen. 
Recycling in Dhaka in Bangladesch: Kleine Plastikteile wurden nun sogar in Wolken nachgewiesen. 
IMAGO/aal.photo

Das Team hat unter Führung von Hiroshi Okochi von der Universität Waseda Proben von kondensiertem Wasser an zwei Stellen des Vulkans Fuji und am Bergmassiv Oyama genommen – also in Höhen zwischen 1300 und 3776 Metern. Das Wolken-Wasser haben sie in bildgebenden Verfahren analysiert.

Die Wissenschaftler*innen haben dabei neun verschiedene Typen von Polymeren und eine Form von Gummi entdeckt, teilt die Universität Waseda mit. Sie haben einen Feret-Durchmesser von 7,1 bis 94,6 µm. Die meisten Polymere sind dabei hydrophil: Wassertropfen heften sich an sie an und kondensieren.

Das bedeutet, dass Mikroplastik zur Wolkenbildung beiträgt, was Einfluss auf das Klima haben dürfte. Pro Liter Wasser seien zwischen 6,7 und 13,9 Teile gefunden worden. Das Mikroplastik stamme vor allem aus den Meeren, in die jährlich Millionen Tonnen von kleinteiligen Polymeren einfliessen.

Mit den Wolken wird der Kunststoff über den gesamten Planeten verteilt. «Mikroplastik in der Luft zersetzt sich wegen der starken ultravioletten Strahlung in der oberen Atmosphäre sehr viel schneller als am Boden», wird Professor Okochi zitiert. «Und diese Zersetzung setzt Treibhausgase frei, die zur globalen Erwärmung beitragen.» Wie stark der Effekt ist, müssten nun weitere Studien zeigen.

Die Ergebnisse haben die Forschenden in den «Enviromental Chemistry Letters» veröffentlicht.

Von Sportplatz bis Kosmetik: EU verbietet Mikroplastik

Von Sportplatz bis Kosmetik: EU verbietet Mikroplastik

Von Sportplatz bis Kosmetik: Mikroplastik steckt in vielen Produkten. Häufig landet es im Meer und in Tieren. Nun wird der Verkauf und Einsatz in verschiedensten Bereichen in der Europäischen Union schrittweise verboten. Das Verbot betrifft demnach beispielsweise Granulatmaterial auf Sportanlagen, Kosmetika wie Peelings oder Glitter, ebenso Spielzeug und Pflanzenschutzmittel.

29.09.2023