Weltklimarat warnt Anstieg des Meeresspiegels wurde bisher unterschätzt

SDA/uri

25.9.2019

Im Osten von Grönland lässt sich die Eisschmelze gut beobachten. (Archiv)
Im Osten von Grönland lässt sich die Eisschmelze gut beobachten. (Archiv)
Bild: Nasa/Keystone

Ozeane und Eisregionen verändern sich durch die Klimaerwärmung stärker als angenommen. Die gesamte Weltbevölkerung sei davon betroffen, warnt der Weltklimarat in einem heute vorgelegten Sonderbericht.

Der Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zeigt die Veränderungen auf, die die Ozeane und weltweiten Eis- und Schneevorkommen wegen des Klimawandels durchlaufen haben – und wahrscheinlich auch noch weiter durchlaufen werden. Und die damit verbundenen Risiken, die je nach Grad der Klimaerwärmung zunehmen.

Je nach Szenario wird der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um 43 bis 84 Zentimeter steigen. Gebiete werden dadurch unbewohnbar, in denen heute Hunderte Millionen Menschen leben. Gletscher dürften von 2015 bis 2100 zwischen 18 und 36 Prozent ihrer Masse verlieren, in Europa sogar über 80 Prozent. Ohne Klimaschutz werden bis Ende des Jahrhunderts 49 bis 89 Prozent der wenig tiefen Permafrostböden tauen.



«Die Hänge in den Alpen und anderswo werden durch die immer wärmeren Permafrostböden instabil und setzen in den Polarregionen Kohlenstoff-Reservoire frei, die dort seit Tausenden von Jahren ruhten», liess sich Konrad Steffen, Direktor der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL und Autor des IPCC-Berichtes, in einer Mitteilung der Akademie der Naturwissenschaften SCNAT zitieren. Dadurch gelangen bis Ende 2100 Dutzende oder gar Hunderte von Gigatonnen als Kohlendioxid oder Methan in die Atmosphäre.

Wanderer blicken auf den Grossen Aletschgletscher, den grössten und längsten Gletscher der Alpen. Laut einer Simulation der ETH-Zürich dürfte bis 2100 bereist nicht mehr viel vom Gletscher übrig sein.
Wanderer blicken auf den Grossen Aletschgletscher, den grössten und längsten Gletscher der Alpen. Laut einer Simulation der ETH-Zürich dürfte bis 2100 bereist nicht mehr viel vom Gletscher übrig sein.
Bild: Keystone

Eisschmelze in der Antarktis unterbewertet

Das Schmelzen der Eisschilde und Gletscher beschleunige den Anstieg des Meeresspiegels, sagte Nicolas Gruber von der ETH Zürich, ebenfalls Autor des Berichts. Zwischen 2006 und 2015 lag der Anstieg bereits bei 3,6 Millimetern pro Jahr und damit 2,5 mal höher als der durchschnittliche jährliche Anstieg zwischen 1901 und 1990, wie der «Summary for Policymakers» des Sonderberichts zu entnehmen ist.



Bei den bisherigen Prognosen des Meeresspiegelanstiegs wurde gerade der Anteil des schmelzenden Eises in der Antarktis bisher unterschätzt, schrieb die SCNAT. Mit dem steigenden Meeresspiegel nehmen in diesem Jahrhundert Risiken wie Fluten oder Küstenerosion deutlich zu. Alleine die Schäden durch Überschwemmungen werden jährlich auf das 100- bis 1000-fache ansteigen.

Der Bericht, an dem über 100 Forschende aus über 37 Ländern mitarbeiteten, unterstreicht die Dringlichkeit von Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen. Die Treibhausgas-Emissionen müssten «dringend und ambitioniert» gesenkt und die Folgen des Klimawandels auf die lebenserhaltenden Ozeane und die Kryosphäre gemindert werden, z.B. durch den Ausbau des Küstenschutzes durch Bauten oder Bepflanzungen.



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