Fund in Kaiseraugst Mit diesem Amphitheater hat hier niemand gerechnet

toko

20.1.2022

Blick aus der Luft in die Vergangenheit: Das neu entdeckte Amphitheater in Kaiseraugst liegt unmittelbar am Rheinufer und wird im Boden belassen.
Blick aus der Luft in die Vergangenheit: Das neu entdeckte Amphitheater in Kaiseraugst liegt unmittelbar am Rheinufer und wird im Boden belassen.
Kantonsarchäologie Aargau / Keystone

In Kaiseraugst im Aargau haben Archäologen eine besondere Entdeckung gemacht: Das bisher unbekannte Amphitheater stammt aus einer Zeit, als die Römer eigentlich keine mehr gebaut haben.

toko

20.1.2022

Eine bisher unbekannte Arena aus der Römerzeit ist in Kaiseraugst entdeckt und nun ausgewertet worden. Es handelt sich um das zweite Amphitheater im Aargau und um das dritte in der Römerstadt Augusta Raurica, wie die Kantonsarchäologie mitteilt.

Amphitheater gibt es auch in Windisch (Vindonissa), in Martigny im Wallis, Avenches und Nyon in der Waadt sowie auf der Enge-Halbinsel in Bern. In den Arenen waren in römischer Zeit Spiele wie Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen dargeboten worden.

Beim nun entdeckten Objekt fanden aber wohl keine Gladiatorenkämpfe statt. Weil es mit dem aufkommenden Christentum nicht mehr vereinbar war, haben diese schon im Verlauf des 4. Jahrhunderts an Bedeutung verloren, sagt Ausgrabungsleiter Jakob Baerlocher dem SRF.

Das Team gehe vielmehr davon aus, dass in in der Arena Tierhatzen durchgeführt wurden. So seien im Amphitheater entweder wilde Tiere aufeinander losgelassen oder exotische Tiere von Jägern erlegt worden.

Die im Dezember entdeckte Anlage in Kaiseraugst vor den Toren Basels ist rund 50 Meter lang und 40 Meter breit und liegt in der Senke eines noch in römischer Zeit aufgegebenen Steinbruchs unmittelbar westlich des Kastells Kaiseraugst, des Castrum Rauracense.

Im Süden der Anlage konnte ein grosses Tor freigelegt werden, das beidseits von zwei Seiteneingängen flankiert war. An dem Fund habe Baerlocher am meisten überrascht, dass das grosse Bauwerk überhaupt so lange unentdeckt bleiben konnte. «Dass aber in dem bereits aufgelassenen Steinbruch dann noch ein Amphitheater zu einem späteren Zeitpunkt erbaut worden ist, war wirklich eine grosse Überraschung.»



Jüngstes bekanntes Amphitheater

Die Innenseite der Arenamauer war der Kantonsarchäologie Aargau zufolge verputzt. Die Tribünen bestanden aus einer Holzkonstruktion, von der sich noch der Abdruck eines Holzpfostens nachweisen liess. Das Amphitheater sei wahrscheinlich im 4. Jahrhundert nach Christus errichtet worden. Es sei das jüngste bekannte Amphitheater des Imperium Romanum.

Das Monument unterstreicht die Bedeutung des Castrum Rauracense im 4. Jahrhundert. Das Kastell war eine wichtige Siedlung mit militärischer Funktion an der römischen Grenze, aber auch ein administratives Zentrum.

Entdeckt bei Bauarbeiten

Als archäologische Fundstelle «Römerstadt Augusta Raurica» bilden die kaiserzeitliche Stadt Augusta Raurica und das spätantike Kastell Castrum Rauracense eine Einheit. Heute erstreckt sich die Fundstelle sowohl auf aargauischem wie auch auf basellandschaftlichem Gebiet.

Entdeckt wurde das Amphitheater im vergangenen Dezember bei der archäologischen Begleitung von Bauarbeiten für das neue Bootshaus des Basler Ruderclubs in Kaiseraugst. Das Bauprojekt wurde nun so angepasst, dass das Amphitheater von Kaiseraugst im Boden erhalten bleibt.

Eine Aufschüttung schütze die archäologische Substanz, hält die Kantonsarchäologie fest. Darüber werde der Neubau errichtet. Das Monument bleibe so an seinem originalen Platz und sei optimal geschützt.

Aussergewöhnlich ist der Fund Baerlocher zufolge deshalb, weil zu dieser Zeit zumindest in den Nordwestprovinzen «eigentlich keine neuen Amphitheater mehr errichtet worden sind.» Dass noch weitere gefunden werden, hält er für unwahrscheinlich.

Immer wieder werden in der Schweiz Entdeckungen aus der Römerzeit gemacht. Erst kürzlich legte die Aargauer Kantonsarchäologie die Grundmauern einer römischen Badeanlage in Baden frei.

Mit Material von SDA.