Prognosen der WEF-Teilnehmer «Der Horizont verdunkelt sich»

uri

27.5.2022

Scholz: Putin hat alle strategischen Ziele in Ukraine verfehlt

Scholz: Putin hat alle strategischen Ziele in Ukraine verfehlt

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich erneut überzeugt davon gezeigt, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen wird. «Schon jetzt hat er alle seine strategischen Ziele verfehlt», sagte Scholz am Donnerstag in seiner Rede zum Abschluss der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos in der Schweiz.

27.05.2022

Das WEF 2022 ist Geschichte: Das sind die Prognosen für die Zukunft der globalen Wirtschaft und der Weltordnung, die die Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in Davos getroffen haben.

uri

27.5.2022

Der Krieg in der Ukraine und Folgen der Corona-Pandemie zeigen schwerwiegende Folgen: Die Inflation schnellt in die Höhe, Lieferketten bleiben unterbrochen, Nahrungsmittel werden knapp. Auf dem WEF verkündeten Expert*innnen düstere Aussichten für die Zukunft.

Wachstum und Nahrung

Skeptisch bewertet die Direktorin des Internationaler Währungsfonds IWF, Kristalina Georgieva, die Aussichten der Weltwirtschaft. Man habe die Wachstumsprognosen für 143 Länder für dieses Jahr senken müssen, sagte die Chefin der Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die für die Stabilisierung von Wechselkursen und die Überwachung der Geldpolitik zuständig ist.

«Der Horizont verdunkelt sich. (…) Wir gehen von 3,6 Prozent globalem Wirtschaftswachstum aus», zitiert sie SRF. Das sei noch weit weg von einer Rezession, allerdings gelte auch: «Wir werden wohl in einigen Ländern eine Rezession sehen.»

Neben einem Rohstoffpreisschock in vielen Ländern müsse die Aufmerksamkeit aber auch auf ein anderes Problem gerichtet werden, so Georgieva: «Die Lebensmittelpreise steigen weiter, steigen, steigen, steigen». Die Sorgen um einen weltweiten «Zugang zu Nahrungsmitteln zu einem vernünftigen Preis erreichen die Decke.»

Europa im Zentrum der Probleme

Jane Fraser, CEO des Finanzdienstleiters Citigroup, verwies auf einem von den CNBC-Nachrichtensendern geleiteten Panel das Problemfeld, das durch die Begriffe Russland, Rezession und Zinsen abgesteckt werde. Entscheidend sei hier aber vor allem auch die Geografie. Während die USA hier bessere Aussichten hätten, werde es vor allem für Europa schwer. Der Kontinent liege nämlich «mitten in den Stürmen der Lieferketten, der Energiekrise und sehr an den Kriegsgräueln in der Ukraine».

Kristalina Georgieva, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, äussert an einer Diskussionsrunde am WEF einen pessimistischen Blick in die nahe Zukunft.
Kristalina Georgieva, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, äussert an einer Diskussionsrunde am WEF einen pessimistischen Blick in die nahe Zukunft.
Bild: Keystone

Man sehe deutliche Folgen der russischen Invasion in der Ukraine, konstatierte auch der Vizepräsident der EU-Kommission und Kommissar für Wirtschaft und Kapitaldienstleistungen, Valdis Dombrovskis, gegenüber CNBC. Wegen der Ukraine-Schockwellen sei die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum erheblich nach unten korrigiert worden.

«Und das Gleiche gilt für die EU», so Dombrovskis. «Daher lautet unsere jüngste Wirtschaftsprognose für dieses Jahr ein Wachstum von 2,7 Prozent. Vor dem Krieg lag unsere Prognose bei 4 Prozent, das ist also eine ziemlich erhebliche Verlangsamung der Wirtschaft.»

George Soros über die Corona-Nachwehen

Finanzinvestor und Milliardär George Soros richtete den Blick zudem auf die Corona-Lockdowns in China, die «desaströse Konsequenzen» zeigen würden. «Sie haben die chinesische Wirtschaft in freien Fall gebracht. (…) Zusammen mit der Immobilienkrise wird der Schaden so gross sein, dass er die globale Wirtschaft beeinflusst und Lieferketten stört. Aus der globalen Inflation könnte eine globale Depression werden», zitiert ihn SRF.

Soros sieht jedoch noch bedeutend dunklere Wolken abseits der Wirtschaft auftauchen, falls wegen des Kriegs in der Ukraine andere Menschheitskrisen wie der Klimawandel in den Hintergrund gerückt würden. «Deshalb sage ich, dass unsere Zivilisation möglicherweise nicht überleben wird», erklärte der 91-Jährige am Rande des WEF. Im Kampf gegen den Klimawandel sei die Gesellschaft stark zurückgefallen. Möglicherweise sei der Klimawandel bereits unumkehrbar.

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Der «beste und vielleicht einzige Weg, unsere Zivilisation zu bewahren, besteht darin, Putin so schnell wie möglich zu besiegen», sagte Soros weiter. Lob hatte er immerhin für Europa übrig. Der Kontinent habe auf die Invasion schneller, geschlossener und kraftvoller reagiert als je zuvor in seiner Geschichte.

Der Weg zum Ende des Krieges in der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine gefährdet auch aus Sicht der früheren ukrainischen Finanzministerin Natalie Jaresko die globale Stabilität. Es drohe eine Nahrungsmittelkrise, wenn die Ukraine ihr Getreide nicht exportieren könne. «Und in vielen Teilen der Welt führt Hunger zu zivilen Unruhen», sagte Jaresko am Rande des WEF der Deutschen Presse-Agentur. Der einzige Weg, einen globalen wirtschaftlichen Abschwung zu verhindern, sei der Ukraine zu ermöglichen, den Krieg zu gewinnen, so Jaresko.

Eine andere Perspektive, um die Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg einzuhegen, skizzierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie stellte Russland unter bestimmten Umständen eine Rückkehr in den Orbit der europäischen Länder in Aussicht. Voraussetzung sei, dass das Land zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Respekt vor der regelbasierten internationalen Ordnung zurückfinde.

Die historischen und kulturellen Verbindungen zwischen Europa und Russland betonend sagte sie, eine Versöhnung sei sicherlich ein ferner Traum und eine Hoffnung. «Aber das sagt auch, dass unser Aufstehen gegen diese brutale (russische) Invasion (in die Ukraine) ein Aufstehen gegen die Führung in Russland ist. Es ist das russische Volk, das über die Zukunft seines Landes entscheidet. Sie haben es in der Hand.»

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Mit Material der Nachrichtenagentur dpa