Das Ende der Negativzinsen Nationalbank erhöht Leitzins auf 0,5 Prozent – und stellt weitere Schritte in Aussicht

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22.9.2022 - 10:30

SNB-Präsident Thomas Jordan strafft die Zügel. (Archivbild)
SNB-Präsident Thomas Jordan strafft die Zügel. (Archivbild)
Keystone

Die Ära der Negativzinsen ist Geschichte: Um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken, erhöht die Schweizerische Nationalbank den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf plus 0,5 Prozent. Weitere Zinserhöhungen könnten folgen. 

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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt nach dem Abschied von den Negativzinsen bereits weitere Zinsschritte in Aussicht. Zuvor hatten die Währungshüter den sogenannten SNB-Leitzins kräftig angehoben.

Eine weitere Straffung der Geldpolitik in den nächsten Quartalen sei nicht auszuschliessen, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung. Er verwies darauf, dass die jüngste Prognose der Währungshüter ohne eine weitere Straffung Inflationsraten oberhalb des Bereichs der Preisstabilität voraussagt.

Mit dem Wechsel des Zinsregimes bekräftigte Jordan auch die zu erstmals vor drei Monaten geäusserte Absicht, möglicherweise auch Devisen zu verkaufen. Die SNB sitzt auf einem gewaltigen Berg an Devisenreserven – angehäuft während der Verteidigung des 2015 aufgegebenen Euro-Mindestkurses und danach zur Schwächung des Franken.

Abschied von den Negativzinsen

Am Morgen hatte die SNB zuvor eine weitere Anhebung des Leitzinses bekannt gegeben: Sie erhöht den sogenannten SNB-Leitzins um 0,75 Prozentpunkte. Damit liegt er neu wieder im positiven Bereich bei 0,5 Prozent.

Mit dem Schritt wollen die Währungshüter dem erneut gestiegenen Inflationsdruck entgegenwirken, erklärte die SNB am Donnerstag. Zudem soll ein Übergreifen der Teuerung auf bisher weniger betroffene Waren und Dienstleistungen erschwert werden.

Erster Schritt erfolgte bereits im Juni

Die SNB hatte bereits Mitte Juni die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen. Seither hat die Teuerung in der Schweiz weiter angezogen. Für den August 2022 wiesen die Statistiker eine Inflation von 3,5 Prozent aus, nach 3,4 Prozent in den Monaten Juni und Juli.

Damit sind die Negativzinsen der SNB nach beinahe acht Jahren Geschichte. Die Notenbank hatte diese am 18. Dezember 2014 eingeführt, zuerst mit einem Zins von -0,25 Prozent. Im Januar 2015 wurde der Leitzins mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das rekordtiefe Niveau von -0,75 Prozent gesenkt.

US-Notenbank weit voraus

Als einer der Vorreiter der geldpolitischen Wende gilt die US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins bereits fünf Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie erhöht hat, das letzte Mal am Vorabend. Der US-Leitzins liegt nun bei einer Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum hatte vor zwei Wochen zur Bekämpfung der Rekordinflation die grösste Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen. Der Leitzins im Euroraum stieg um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent.

Die Schweizer Notenbank betonte am Donnerstag ausserdem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv zu sein. Die SNB hatte 2021 für 21,1 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft.

Folgen auf Häusermarkt erwartet

Die SNB geht davon aus, dass die Zinserhöhung Folgen auf den Hypothekar- und Immobilienmarkt haben wird. «Ausblickend dürfte die Straffung der Geldpolitik auch zu einer Entspannung der Risikosituation beitragen», sagte SNB-Vizepräsident Martin Schlegel am Donnerstag anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung.

Er räumte ein, dass dies bislang nicht der Fall gewesen sei. «Die Zinsentwicklung hatte bisher wenig Auswirkungen auf das Wachstum am Hypothekar- und Immobilienmarkt», so Schlegel. So seien die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen weiter gestiegen. Auch das Hypothekarvolumen habe weiter zugenommen.

Ein möglicher Grund für diese Entwicklungen liegt laut Schlegel darin, dass die effektiven Zinskosten für Immobilienkäufe aufgrund der Verschiebung von Festhypotheken zu Saron-Hypotheken nur leicht gestiegen sind.

Immerhin habe es zuletzt Anzeichen für eine Abschwächung im Segment der Wohnrenditeliegenschaften gegeben. «Die verfügbaren Daten für Mehrfamilienhäuser deuten auf einen leichten Preisrückgang im zweiten Quartal hin», sagte Schlegel.

Er erinnerte ausserdem daran, dass per Ende September der antizyklische Kapitalpuffer reaktiviert wird. Dies solle dazu beitragen, die Widerstandskraft des Bankensystems aufrechtzuerhalten.