Coronavirus – Schweiz Am letzten Arbeitstag erlebt SBB-Chef Meyer einen «Albtraum»

SDA/sob

31.3.2020 - 05:43

Mitten in der Corona-Krise hat SBB-Chef Andreas Meyer seinen letzten Arbeitstag. (Archiv)
Mitten in der Corona-Krise hat SBB-Chef Andreas Meyer seinen letzten Arbeitstag. (Archiv)
Source: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Mitten in der Corona-Krise hat SBB-Chef Andreas Meyer heute seinen letzten Arbeitstag. Die Situation mit gesundheitlichen Bedrohungen, Unsicherheit und weitgehendem Lockdown auch im öffentlichen Verkehr sei ein «Albtraum».

Der abtretende SBB-Chef Andreas Meyer ist verzweifelt. Die SBB hätten Nachfragerückgänge von 80 bis 90 Prozent. «Selbst in Hauptverkehrszeiten trifft man in manchen Wagen nur eine oder zwei Personen an», sagt er in einem Interview mit dem «Blick».

Als Reaktion auf die Corona-Krise wurde das Angebot im öffentlichen Verkehr stark heruntergefahren. Ob es eine weitere Reduktion geben wird, ist laut Meyer noch unklar «Wir werden die Situation genau beobachten und haben vorbehaltene Entscheide getroffen. Sollte ein weiterer Schritt nötig sein, müssten wir die Fernverkehrslinien weiter ausdünnen.»

«Unter 50 Prozent können wir nicht gehen»

Das Angebot sei derzeit um rund 25 Prozent reduziert. «Unter eine Schwelle von rund 50 Prozent können wir im Personen- und Güterverkehr nicht gehen. Weil viele Verbindungen nicht mehr funktionieren würden und die Landesversorgung damit nicht mehr sichergestellt werden könnte.»

Meyer ist überzeugt, dass die aktuelle Situation Auswirkungen auf das Arbeits-, Lern- und Mobilitätsverhalten haben wird. «Sobald wir uns wieder frei bewegen können, wird es insbesondere im Freizeitbereich einen Nachholbedarf geben.»

Meyer hofft nach der Krise auf mehr Einsicht

Er hoffe, dass viele Menschen jetzt merkten, wie viele gute Möglichkeiten es gebe, die stark belasteten Züge zu Stosszeiten zu meiden. «Man kann zum Beispiel eine oder zwei Stunden später zur Arbeit fahren. Oder eine Hochschule sagt, dass sie gewisse Angebote von nun an digital anbiete.»

Ein grosses Fragezeichen sei die wirtschaftliche Entwicklung, sagte Meyer. «Es wird nach der Solidarität für das Überleben auch noch einen Pakt zwischen Unternehmen, Mitarbeitenden und dem Staat brauchen, um Arbeitsplätze zu retten und Lieferketten sicherzustellen. Eine Herkulesaufgabe.»

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