Cyber-Kriminalität Gestohlene Bundes-Daten aus Darknet verschwunden

sda

2.7.2023 - 14:32

(Symbolbild)
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SASCHA STEINBACH/KEYSTONE

Die heiklen gestohlenen Bundes-Daten sind nach Angaben des Nationalen Zentrums für Cybersicherheit (NCSC) wieder aus dem Darknet verschwunden. Warum die Daten nicht mehr verfügbar sind, entziehe sich seiner Kenntnis, teilte das NCSC am Sonntag mit.

Keystone-SDA, sda

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  • Mitte Juni wurden sensible Daten des Bundes ins DarkNet geladen.
  • Nun sind sie wieder daraus verschwunden, teilt das Nationale Zentrum für Cybersicherheit mit.
  • Warum, ist bislang unklar.
  • Nach dem Cyber-Angriff wurden alle Zugangsdaten und Logins geändert.

Gemäss NCSC wurden die Daten am 13./14. Juni von der Gruppierung «Play» im Darknet aufgeschaltet. In der Zwischenzeit seien sie aber wieder entfernt worden, schrieb das NCSC.

Gemäss «NZZ am Sonntag» und «Sonntagsblick» wurden der Berner IT-Firma Xplain neben vertraulichen Dokumenten des Bundessicherheitsdienstes auch Angaben zu den Adressen von Bundesrätinnen und Bundesräten gestohlen sowie zu den Residenzen von unter Schutz stehender Top-Kadern.

In die Hände der Hacker fielen demnach überdies Haft- und Auslieferungsgesuche von Interpol sowie Fahndungsausschreibungen in Fällen von mutmasslichen Schwerverbrechern. Ausserdem könnten auch Login-Daten von Bundesämtern veröffentlicht worden sein, hiess es.

Bis jetzt gebe es keinen Hinweis darauf, dass sich jemand mit den Informationen Zugang zu einem IT-System des Bundes hätte verschaffen wollen, hiess es dazu beim NCSC. Ausserdem seien in der Bundesverwaltung gleich nach dem Ransomware-Angriff diverse Sicherheitsmassnahmen ergriffen worden, so auch die Änderung aller Zugangsdaten und Logins.

Kein Kommentar vom Fedpol

Eine der vom Datenklau betroffenen Stellen, das Bundesamt für Polizei (Fedpol), wollte am Sonntag auf Anfrage weder die Veröffentlichung einzelner Dokumente noch deren Aktualität oder Kontext bestätigen, «um den verschiedenen laufenden und angekündigten Untersuchungen nicht vorzugreifen».

Fedpol wolle nun geklärt haben, unter welchen Umständen die operativen Daten auf die Server von Privaten gelangt seien. Deshalb habe es auch Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht.

Krisenstab eingesetzt

Die Hacker hatten eine Schwachstelle auf den Servern des IT-Dienstleisters Xplain mit Ransomware angegriffen und dort Daten der Bundesverwaltung gestohlen. Weil sie kein Lösegeld erhielten, veröffentlichten sie erste Daten von Fedpol und des Bundesamtes für Zoll und Grenzschutz (BAZG) am 3. Juni im Darknet. Weitere operative Daten der Bundesverwaltung stellten sie dann vor rund zwei Wochen ins Darknet. Die Bundesanwaltschaft eröffnete ein Verfahren.

Am Mittwoch verabschiedete der Bundesrat das Mandat für einen Krisenstab mit dem Namen «Datenabfluss». Dieser soll die Arbeiten nach dem Hackerangriff koordinieren. «Es muss sichergestellt sein, dass dieser Datenabfluss nicht weitergeht und dass so etwas in Zukunft nicht mehr möglich ist», sagte Bundesrätin Karin Keller-Sutter am Mittwoch. Den Abfluss der Daten bezeichnete sie als «beunruhigend».