Geheimpapier Coop soll gegen geltendes Arbeitsrecht verstossen

sob

28.1.2020

Regale auffüllen, kassieren, putzen: Die Coop-Angestellen müssen oft viel länger arbeiten als das Gesetz erlaubt, vor allem wenn Feiertage anstehen. Ein internes Dokument bringt Licht ins Dunkel.
Regale auffüllen, kassieren, putzen: Die Coop-Angestellen müssen oft viel länger arbeiten als das Gesetz erlaubt, vor allem wenn Feiertage anstehen. Ein internes Dokument bringt Licht ins Dunkel.
Keystone

Wer bei Coop arbeitet, hat offenbar allen Grund zu klagen. Der Detailhändler lässt Angestellte mehr als die erlaubten wöchentlichen Stunden arbeiten. Oft sei auch der Arbeitstag länger als das Gesetz erlaubt.

Ein internes Coop-Dokument, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist, belegt es schwarz auf weiss: Der Detailhändler lässt Angestellte zu lange arbeiten. Die grössten Probleme gibt es mit der wöchentlichen Höchstarbeitszeit, die je nach Job bei 45 oder 50 Stunden liegt.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass zwischen Arbeitsbeginn und Arbeitsende oft mehr als 14 Stunden liegen – etwa weil die Mitarbeiter lange Mittagspausen einlegen müssen. Ausserdem werden Ruhezeiten oft nicht eingehalten – ein klarer Regelbruch, wie der «Blick» schreibt.

Internes Dokument

Die Zeitung stützt sich dabei auf ein exklusives Dokument. Es war für die Verkaufsgruppenleiter bestimmt und zeige detailliert, dass der Detailhändler im Dauer-Clinch mit dem Arbeitsgesetz stehe.

Das Dokument liste Hunderte Verstösse gegen das Arbeitsgesetz allein für die Region Bern auf. 475 Verstösse seien dokumentiert für den November. Bei knapp über 4'400 Mitarbeitern hiesse das: Die Anzahl Verstösse pro Mitarbeiter läge bei über 10 Prozent. Aufs Jahr hochgerechnet würden sich Tausende Verstösse ergeben.

Saisonale Schwankungen schuld

Offenbar schiebt Coop das Risiko saisonaler Schwankungen bei der Beschaffung und im Verkauf auf das Personal ab. Der Detailhändler habe die Echtheit der Angaben bestätigt. Und: Bern sei kein Ausreisser. «In anderen Regionen verhält es sich ähnlich», so Sprecherin Andrea Bergmann.

Coop-Personalchef Luc Pillard versichert, dass sich Coop darum kümmere, die Verstösse auf einem Minimum zu halten. Ganz vermeiden lasse sich das Problem allerdings nicht. Der Detailhändler werde ausserdem von den kantonalen Arbeitsinspektoraten kontrolliert. Laut den Coop-Verantwortlichen habe das Unternehmen in den letzten Jahren weder einen Verweis noch eine Busse kassiert.

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