Drei Züge entgleist Zahl der Todesopfer nach Horror-Crash steigt auf über 280 an

SDA, gbi

3.6.2023 - 16:19

Hunderte Tote bei Zugunglück in Indien

Hunderte Tote bei Zugunglück in Indien

Weit über 200 Todesopfer, und es könnten noch mehr werden: Nach Angaben der Regierung des ostindischen Bundesstaates handelt es sich um das schwerste Zugunglück in Indien seit über zehn Jahren.

03.06.2023

Bei einem der verheerendsten Zugunglücke der vergangenen Jahrzehnte sind im Osten Indiens mindestens 288 Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurden rund 900 Menschen verletzt. 

3.6.2023 - 16:19

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Zahl der Menschen, die bei einem schweren Zugunglück im Osten Indiens getötet oder verletzt wurden, steigt weiter an.
  • Nach aktuellen Zahlen kamen mindestens 288 Menschen ums Leben, mehr als 900 weitere Menschen wurden verletzt.
  • Zwei Passagierzüge sowie ein Güterzug waren in den Horror-Crash im Bundesstaat Odisha involviert.
  • Die Bergung der Opfer und die Ermittlungen zum Unfallhergang sind noch im Gange. 

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

Es ist eine Katastrophe, die sich am Freitagabend gegen 19 Uhr Ortszeit (15 Uhr MESZ) im indischen Bundesstaat Odisha ereignet hat. Und erst nach und nach wird ihr Ausmass wirklich sichtbar. 

Zwei Passagierzüge und ein Güterzug verunglückten nacheinander auf zwei parallel verlaufenden Gleisabschnitten. Wie genau es dazu kommen konnte, das war auch Stunden nach dem Unfall immer noch nicht klar.

Auch die Zahl der Opfer ist noch nicht abschliessend geklärt. Mindestens 288 Menschen sind bei dem Crash ums Leben gekommen. Zudem wurden rund 900 Menschen verletzt, wie die Behörden des Bundesstaats Odisha am Samstagmorgen mitteilten.

Da noch weitere Tote unter den umgestürzten Waggons vermutet wurden und die Rettungskräfte während der Nacht unter erschwerten Bedingungen zu arbeiten hatten, waren weiter steigende Opferzahlen zu befürchten.

Welcher Zug ist zuerst entgleist?

Das Unglück ereignete sich in einer ländlichen Gegend des Bezirks Balasore, gut 200 Kilometer südwestlich von Kolkata (früher: Kalkutta). 

Medienberichten zufolge war vermutlich erst einer der beiden Passagierzüge entgleist, der andere dann auf der wenige Meter entfernten Parallelstrecke in die dort auf den Gleisen liegengebliebenen Waggons gerast. Welcher der beiden Züge zuerst entgleiste und aus welchen Gründen, das blieb zunächst ungeklärt – ebenso wie die Frage, ob der Güterzug zum Zeitpunkt des Unfalls wirklich auf einem anderen Gleis abgestellt war und von einem der entgleisten Passagierzüge gerammt wurde, wie es manche Medien beschrieben. Andere schilderten abweichende Versionen.

Rettungskräfte arbeiten an der Unglücksstelle, nach einem schweren Zugunglück im indischen Bundesstaat Odisha. 
Rettungskräfte arbeiten an der Unglücksstelle, nach einem schweren Zugunglück im indischen Bundesstaat Odisha. 
Keystone/AP

Mit Tagesanbruch am Samstag wurde das Ausmass des Desasters besser sichtbar. Etwa ein Dutzend havarierte Waggons lagen auf und neben den Gleisen, in die Höhe ragende Stahlkolosse, einige mit aufgerissenen Abteildecken, die Fenster zerschmettert. Auf und neben den Waggons versuchten Dutzende Helfer in Zivilkleidung und Rettungskräfte mit orangenen Schutzanzügen verzweifelt, verletzte Passagiere unter den tonnenschweren Trümmern zu retten.

«Es war dunkel und ich konnte Schreie hören»

Ein Augenzeuge sagte dem örtlichen Fernsehsender NDTV, er sei aus dem Schlaf gerissen worden, als sein Zug plötzlich entgleiste – und das Chaos losbrach. «10 bis 15 Menschen fielen auf mich», erzählte er dem Sender. Er selbst sei mit Verletzungen am Hals und an den Händen davongekommen, habe dann aber überall abgetrennte Körperteile von Menschen erblickt.

«Es war ein ohrenbetäubender Lärm, ich spürte den Boden unter meinen Füssen erzittern. Unser Zug wurde vor- und zurückgeworfen», wurde ein Passagier von der Zeitung «Times of India» zitiert. Dann habe er aus dem Fenster geschaut und die entgleisten Waggons gesehen, mit darunter eingeklemmten Menschen. «Es war dunkel und ich konnte Schreie hören.»

Ein anderer Mann schilderte, wie völlig aufgelöste Angehörige später in einem Feld verstümmelter Leichen nach ihren Liebsten suchten. «Der Anblick war zu schrecklich, um ihn zu beschreiben.»

Regierung verspricht Entschädigung für Betroffene

Indiens marodes Bahnsystem mit alten Zügen und vielerorts überholungsbedürftigen Gleisanlagen ist bekannt für häufige Unfälle. Doch derart hohe Opferzahlen sind selbst in dem riesigen Land mit 1,4 Milliarden Einwohner*innen äusserst selten.

Bahnminister Ashwini Vaishnaw sagte der Nachrichtenagentur ANI, er habe eine Untersuchung zur Ursache der Zugkatastrophe angeordnet. Am Samstagmorgen traf er an der Unfallstelle ein, um sich ein Bild vom Ausmass der Tragödie zu machen. Premierminister Narendra Modi zeigte sich erschüttert und schrieb auf Twitter: «In dieser Stunde der Trauer sind meine Gedanken bei den trauernden Familien.» Der Samstag wurde in Odisha zum Trauertag erklärt.

Das Büro des Premierministers kündigte schon kurz nach dem Unglück eine Entschädigung für die Angehörigen der Toten von je 200'000 Rupien (rund 2210 Franken) an. Verletzte sollen demnach je 50'000 Rupien bekommen.

Bahnminister Ashwini Vaishnaw versprach zusätzlich eine Entschädigung in Höhe von einer Million Rupien für die Angehörigen der Toten. Schwerverletzte sollen den Angaben zufolge je 200'000 Rupien und Leichtverletzte je 50'000 Rupien erhalten.

SDA, gbi