Brände und Stromabschaltungen Kalifornien ruft den Notstand aus

dpa/dor

28.10.2019

Die Waldbrände in Kalifornien wüten weiter. Trockenes Wetter mit anhaltend starken Winden bereitet den Behörden Sorgen. Fast 200'000 Menschen mussten bisher vor den Flammen fliehen. 

Verheerende Waldbrände fressen sich weiter durch Teile Kaliforniens. Die seit Tagen wütenden Brände haben bereits Dutzende Häuser zerstört und Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. Am verheerendsten sei derzeit das «Kincaid»-Feuer in Sonomo County, einer Weinbauregion rund 120 Kilometer nördlich von San Francisco, teilten die Behörden mit.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hat wegen der Waldbrände und wegen extremer Wetterbedingungen den Notstand ausgerufen. Die Behörden würden «jede verfügbare Ressource» entsenden, um auf die Waldbrände zu reagieren, teilte Newsom mit.

Die Flammen breiteten sich auf einer Fläche von mehr als 100 Quadratkilometern aus – grösser als die Fläche Manhattans. Rund 185'000 Menschen waren aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Rund 80 Anwesen und mindestens zwei Weingüter brannten ab. Mehr als 2800 Helfer waren im Einsatz.

Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht: Der Nationale Wetterdienst warnte vor gefährlich starken Winden bei gleichzeitig niedriger Luftfeuchtigkeit bis einschliesslich Montag. Diese angesichts der Stärke und Dauer der Winde gefährliche Kombination könnte zur schnellen Ausweitung möglicher Brände führen.

Feuer in Südkalifornien

In Südkalifornien wütete das «Tick»-Feuer nahe der Stadt Santa Clarita. Unterdessen mussten 40'000 Menschen ihre Häuser verlassen, viele konnten nach kurzer Zeit aber wieder zurückkehren. Bei dem Brand rund 50 Kilometer nördlich von Los Angeles sind bislang 16 Gebäude zerstört und 18 weitere beschädigt worden. Rund 10'000 Bauwerke gelten weiterhin als gefährdet. Eine Fläche von mehr als 18 Quadratkilometern wurde verkohlt.



Mehr als 900 Helfer waren Sonntagabend zur Bekämpfung dieses Feuers im Einsatz. Weder beim «Kincaid»- noch beim «Tick»-Feuer wurden bis Sonntagmorgen Tote oder Verletzte gemeldet.

Kaliforniens Feuer ist im Dauereinsatz – wie auch am Sonntag in Healdsburg im nordkalifornischen Weinanbaugebiet Sonoma County.
Kaliforniens Feuer ist im Dauereinsatz – wie auch am Sonntag in Healdsburg im nordkalifornischen Weinanbaugebiet Sonoma County.
Bild: AP Photo/Noah Berger

Auch im mexikanischen Bundesstaat Baja California – mehrere hundert Kilometer weiter im Süden – wüteten Waldbrände. Am stärksten betroffen war die Gemeinde Ensenada an der Pazifikküste, wie Mexikos Zivilschutzbehörde am Samstag mitteilte. Am Freitag waren bei Bränden in der Region drei Menschen ums Leben gekommen, vier wurden verletzt. Hunderte Soldaten waren zur Brandbekämpfung im Einsatz.

Wegen der hohen Waldbrandgefahr begann der Energieversorger Pacific Gas & Electric (PG&E) am Samstagabend, fast einer Million Haushalte, das entspricht rund drei Millionen Menschen, in Nord- und Zentral-Kalifornien den Strom abzustellen. 940'000 Kunden müssen nach Angaben von PG&E bis Montag ohne Elektrizität auskommen – 90'000 mehr als zunächst geplant. In Erwartung anhaltend starker Winde kündigte der stark in die Kritik gekommene Versorger für Dienstag und Mittwoch mögliche Stromabschaltungen in bis zu 32 Bezirken an.

Bei starken Winden droht die Gefahr, dass Strommasten umstürzen oder Äste Leitungen abreissen und somit Feuer auslösen. Der Waldbrand in der nordkalifornischen Ortschaft Paradise, der im November vergangenen Jahres mindestens 85 Menschen das Leben gekostet hatte, wurde durch defekte PG&E-Stromleitungen verursacht, wie Untersuchungen der staatliche Brandermittler ergaben. Wegen Entschädigungszahlungen meldete der Stromanbieter Insolvenz an. Nun versuchen die Stromkonzerne, durch Stromabschaltungen die Gefahr durch Funkenflug ihrer maroden Leitungen zu vermeiden.

Gier und jahrelanges Missmanagement

Gouverneur Gavin Newsom warf dem privaten Versorger PG&E vor, die Blackouts seien das Ergebnis von «jahrelanger Gier, jahrelangem Missmanagement». PG&E habe es versäumt, seine Anlagen zu modernisieren und sicherer zu machen, etwa durch Investitionen in unterirdische Kabel. Newsom kündigte an, das Unternehmen für die wirtschaftlichen Schäden und für die Kosten zur Kasse zu bitten.

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