737-Max Trotz Flugverboten: Boeing hält an Absturzflieger fest

dpa

15.3.2019

Nach zwei Abstürzen darf die Boeing 737 Max 8 nirgendwo mehr starten.
Nach zwei Abstürzen darf die Boeing 737 Max 8 nirgendwo mehr starten.
Foto: Preston Fiedler/AP

Der US-Flugzeugbauer hält an der Produktion der 737-Max-Flieger fest. Und das, obwohl sie derzeit nicht mehr ausgeliefert werden dürfen. Zudem drohen dem Konzern Schadenersatzforderungen.

Vor den Boeing-Werken werden sich bald nagelneue Flugzeuge aus der Reihe 737 Max stauen. Der US-Luftfahrtkonzern will unverändert an der Produktion des Unglücksfliegers festhalten - zumindest wohl solange, bis es nicht mehr genügend Parkplätze für die neuen Maschinen gibt. Der Flugzeugbauer produziert Analysten zufolge etwa 50 der Flieger im Monat, doch wegen des Flugverbots der US-Luftfahrtbehörde FAA kann Boeing die Maschinen nicht mehr ausliefern. Das Unternehmen spricht von einer «Lieferpause». Der Druck auf Boeing steigt dadurch weiter.

Boeing zufolge haben mehr als 100 Kunden insgesamt gut 5000 Flugzeuge der neuesten Variante des 737-Klassikers bestellt. Doch nach zwei Abstürzen einer Boeing 737 Max 8 innerhalb weniger Monate steckt Boeing in einer Krise, die Aktie ist gefallen. Berichten zufolge erwägen erste Airline-Kunden, Bestellungen zu stornieren - der Nutzniesser davon könnte der Konkurrent Airbus sein. Zudem drohen Boeing Vertragsstrafen und Entschädigungsforderungen von Airlines, die ihre neuen Boeings plötzlich nicht mehr fliegen dürfen.

Die Fluggesellschaft Air Canada strich am Freitag wegen des Flugverbots ihre Gewinnziele für das laufende Jahr. Die Airline arbeite weiter an einem Notfallplan, um mit der Situation umzugehen, teilte das Unternehmen im kanadischen Montreal mit. Air Canada hat mehr als 20 Maschinen der Modellreihe Boeing 737 Max in ihrer Flotte.

Auswertung der Flugschreiber beginnt

Entscheidend für Boeing und mögliche Regressforderungen wird die Klärung der Ursache des Absturzes vom Sonntag in Äthiopien sein. Für die Luftfahrt wird die Frage entscheidend sein, ob die Ethiopian-Airlines-Maschine aus dem gleichen Grund abgestürzt ist wie jener der indonesischen Lion Air im Oktober. In beiden Fällen war die Boeing Max 737 8 im Einsatz, und Experten bis hin zur US-Luftfahrtbehörde sprechen bereits von «Ähnlichkeiten».

Mitarbeiter der französischen Luftsicherheitsbehörde (BEA) und Experten aus Äthiopien begannen am Freitag am Stadtrand von Paris mit der Auswertung der Flugschreiber, wie Ethiopian Airlines erklärte. Wie lange die BEA für die Analyse brauchen wird, hängt davon ab, wie stark die Flugschreiber beim Absturz beschädigt wurden. Die sogenannten Blackboxes zeichnen den Sprechfunk im Cockpit und alle Flugdaten auf, weswegen sie für die Klärung der Unglücksursache wohl entscheidend sein werden.

Probleme nach dem Start

Die «New York Times» berichtete unter Bezug auf eine nicht namentlich genannte Quelle von der Kommunikation des Piloten der verunglückten Maschine ET 302 mit dem Kontrollturm in Addis Abeba. Der erfahrene Pilot soll demnach bereits eine Minute nach dem Start am Sonntag Probleme bei der Kontrolle des Flugzeugs gemeldet haben. Der Kontrollturm erlaubte ihm zum Flughafen zurückzukehren und wies zwei ankommende Flugzeuge an, zunächst in grösserer Höhe zu verbleiben, wie die Zeitung weiter berichtete. Eine Bestätigung der Angaben gab es zunächst nicht.

Die Fluglotsen sahen nach Angaben der «New York Times» auf dem Radar auch, dass die Boeing mit zu hoher Geschwindigkeit geflogen sei und abwechselnd Höhe gewonnen und verloren habe - was auf ein ernstes Problem hingedeutet habe. Nach etwa fünf Minuten sei die Sprechfunkverbindung mit dem Piloten abgerissen, kurz darauf habe die Maschine aufgeschlagen, schreibt das Blatt.

Bei dem Unglück in Indonesien waren Ermittler in einem Zwischenbericht davon ausgegangen, dass eine eigens für die Boeing 737 Max entwickelte Steuerungssoftware eine entscheidende Rolle gespielt hat. Boeing hatte daraufhin ein Update für die Software versprochen - die Kunden warten allerdings weiterhin darauf.

Die US-Aufsicht FAA hatte am Mittwoch wegen der Ähnlichkeiten bei den beiden Abstürzen ein Startverbot für den Flugzeugtyp verhängt. Vor den USA hatten bereits die EU und zahlreiche andere Länder Startverbote erteilt. Die mehr als 370 seit 2017 ausgelieferten Maschinen des Flugzeugtyps müssen nun am Boden bleiben.

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