Cameron zur «Titan»-Tragödie «Habe gesagt: ‹Irgendjemand wird einmal sterben›»

phi

23.6.2023 - 09:21

«Titan»-Drama endet mit Fund von Trümmern – Abenteurer ohne Chance

«Titan»-Drama endet mit Fund von Trümmern – Abenteurer ohne Chance

«Titan»-Drama endet mit Fund von Trümmern – Abenteurer ohne Chance

23.06.2023

James Cameron hat selbst Tiefsee-U-Boote gebaut und ist ganze 33 Mal zum Wrack der «Titanic» abgetaucht. Der «Titanic»-Regisseur sagt mit Blick auf die «Titan», dass das Unglück klar vorhersehbar gewesen sei.

«Ich war oft da unten», sagt James Cameron. «Ich kenne den Ort des Wracks sehr gut», fährt der Regisseur des Blockbusters «Titanic» beim US-Sender ABC fort. «Ich habe 33 Tauchgänge gemacht.»

Der 68-Jährige ist sogar ein Konstrukteur: «Ich habe ein U-Boot entworfen und gebaut, das dreimal tiefer tauchen kann als zum Wrack der ‹Titanic›. Ich verstehe also die Probleme der Ingenieure, wenn man so eine Art von Gefährt baut, und die Sicherheitsprotokolle, die man einhalten muss.»

Regisseur James Cameron ist ein Prodi, was die Tiefsee angeht.
Regisseur James Cameron ist ein Prodi, was die Tiefsee angeht.
Ahn Young-Joon/AP/dpa

Das tiefe Tauchen sei eine «gereifte Kunst», versichert Cameron. Immerhin seien jetzt zum ersten Mal in diesem Zusammenhang Menschen gestorben. Unfälle habe es zuletzt in den 60ern gegeben – seither habe sich die Technik «drastisch» verbessert. Abgesehen von der «Titan» hätte die Branche eine saubere Weste, glaubt der gebürtige Kanadier.

Nun sei das passiert, was Cameron als den «Alptraum, mit dem wir alle gelebt haben» bezeichnet. Das Szenario starken Überdrucks, der zu einer Implosion führt, habe man als Ingenieur stets im Kopf. An seinem eigenen Tiefsee-U-Boot habe er mehr als drei Jahre gearbeitet – «am Computer, bevor wir das Ding überhaupt gebaut haben».

«Irgendjemand wird einmal sterben»

Bei der «Titan» verhalte es ich aber anders: «Viele Leute in der Community waren wegen dieses U-Boots besorgt», weiss der Mann, der auch schon den tiefsten Punkt der Erde, den Marianengraben, befahren hat. 

Dem Hersteller seien auch entsprechende Briefe geschrieben worden – wegen der unzuverlässigen Technik, fehlender Zertifikate und der Tatsache, dass dennoch Passagiere befördert werden: «Ich habe diesen Typen gesagt: ‹Irgendjemand wird einmal sterben – entweder in diesem U-Boot oder einem, das ähnlich ist›», klagt Cameron.

«Die Ähnlichkeit zur ‹Titanic› selbst haut mich um», gesteht der Oscar-Gewinner. «Der Kapitän wurde wiederholt wegen Eis gewarnt.» Er sei dennoch mit voller Fahrt «in einer mondlosen Nacht in ein Eis-Feld» gefahren. 

«Ähnliche Tragödie» wie bei der «Titanic»

Es sei daher eine «recht ähnliche Tragödie», die sich auch noch in lokaler Nähe zum Unglück von 1912 ereignet habe. «Es ist ziemlich erstaunlich und recht surreal», sagt Cameron. Es sei ein «sehr feindlicher Ort» und am Wrack der «Titanic» lauere zudem die Gefahr, dass man sich darin verfange.

Bei CNN ergänzt Cameron, er habe bereits am Montag eine Implosion des Gefährts befürchtet. Grund sei, dass die «Titan» nicht nur ihre Kommunikation verloren habe, sondern gleichzeitig auch nicht mehr getrackt werden konnte. «Das einzige Szenario, das mir in den Sinn kam und das dies erklären konnte, war eine Implosion.»

Allerdings habe auch er in den vergangenen Tagen die «widernatürliche Hoffnung» gehegt, dass er mit seiner Befürchtung falsch lag, betonte Cameron. «Aber in meinem Innersten wusste ich, dass das nicht der Fall war.»

Für sein mit elf Oscars prämiertes Filmdrama mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Hauptrollen hat Cameron 1995 zwölf Tauchfahrten mit Mir-U-Booten und Tauchrobotern organisiert, um Originalaufnahmen der echten «Titanic» zu zeigen. Diese verbindet der Film mit Rückblenden zur Jungfernfahrt des Luxusliners.

phi