Unwetter Doppelte Regenbögen +++ Niederschlagsrekord in Coldrerio 

SDA/red

28.7.2021

Nach starken Regenfällen im Tessin ist das Dach einer Tankstelle eingestürzt – die A2 musste zwischen Mendrisio und Bissone aufgrund eines Erdrutsches über Stunden gesperrt werden. Aktuelle News im Ticker. 

SDA/red

28.7.2021

Die Wetterlage im Überblick

Die Unwetter in der Schweiz waren für Erdrutsche und Hochwasser verantwortlich, richteten materielle Schäden an. Der starke Regen hinterlässt vor allem im Kanton Tessin Spuren. Rekordhohe Regenmengen haben dort zu Störungen im Auto- und Bahnverkehr geführt. Zahlreiche Strassen waren unpassierbar, und es kam zu Überschwemmungen. Die Bahnstrecke von Cadenazzo nach Luino in Italien ist aber am Mittwochnachmittag wieder geöffnet worden. In Coldrerio sind laut «Meteoschweiz» in 72 Stunden über 351 Millimeter Regen gefallen, so viel wie noch nie in drei Tagen seit dem Jahr 1918.

Momentan zeichnet sich beim Wetter eine Beruhigung ab. Doch bereits ab Donnerstagabend sollen die nächsten Gewitter aufkommen.

Doppelte Regenbogen

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    Wir beenden unseren heutigen Live-Ticker

  • 18.23 Uhr

    Notstand für Teile der Lombardei beantragt

    Erneut sind Rettungskräfte im Norden Italiens nach starken Regenfällen zu Dutzenden Einsätzen ausgerückt. Östlich des Lago Maggiore seien die Feuerwehrleute zu 40 Einsätzen in der Provinz Varese gerufen worden, teilten die Retter am Mittwochnachmittag mit.

    In der Gegend kam es zu Erdrutschen und Überschwemmungen. Auf Fotos waren Geröll und Schlamm zu sehen, die Autos einschlossen und in Häuser eingedrungen waren. Der Präsident der Lombardei, die besonders von den Unwettern betroffen war, liess den Notstand für mehrere Provinzen beantragen, darunter Varese, Como und Lecco. In einem Video auf Facebook sprach er von grossen Schäden.

    Geröll und Schutt begruben Häuser am Comer See nach Erdrutschen halb unter sich - hier in Laglio. Teilweise wurden Menschen in ihren Häusern eingeschlossen.
    Geröll und Schutt begruben Häuser am Comer See nach Erdrutschen halb unter sich - hier in Laglio. Teilweise wurden Menschen in ihren Häusern eingeschlossen.
    Bild: KEYSTONE/Claudio Furlan

    Bereits am Dienstag rückte die Feuerwehr in der Provinz Como am Comer See mehr als 100 Mal wegen Überflutungen und Erdrutschen aus. Teilweise waren Strassen nicht passierbar und Menschen in Häusern eingeschlossen. Auch in den Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien richteten Unwetter Schäden an. Für den Donnerstag sagte die Zivilschutzbehörde im äussersten Norden der Lombardei eine erhöhte Warnstufe und damit mögliche schwere Unwetter voraus.

  • 16.11 Uhr

    Niederschlagsrekord in Coldrerio

    Die extremen Regenfälle bescheren dem Tessin neue Rekorde. In Coldrerio sind laut «Meteoschweiz» in 72 Stunden über 351 Millimeter Regen gefallen, so viel wie noch nie in drei Tagen seit dem Jahr 1918. Laut «SRF Meteo» fallen in einem Durchschnitts-Juli etwa 120 Millimeter. In diesem Jahr seien es in Coldrerio bislang bereits 441 Millimeter Regen gewesen.

  • 14.45 Uhr 

    Bahnstrecke nach Luino (I) wieder offen

    Im Tessin ist die Bahnstrecke von Cadenazzo nach Luino in Italien am Mittwochnachmittag wieder geöffnet worden. Dies teilte die Bahnverkehrsinformation mit. Die Zugstrecke war nach heftigen Niederschlägen in der Nacht zunächst für Stunden unterbrochen gewesen.

    Wieder vorwärts rollen konnte der Verkehr auch auf der Autobahn A2 zwischen Lugano und Melide/Bissone. Dort war die Hauptverkehrsachse am Morgen nach einem Erdrutsch vorübergehend ebenfalls gesperrt gewesen. Der Verkehr wurde zunächst über die Gegenfahrbahn geleitet. Der Verkehrsdienst TCS warnte vor grossem Zeitverlust und Stau.

    Rekordhohe Regenmengen haben im Tessin zu Störungen im Auto- und Bahnverkehr geführt. Zahlreiche Strassen waren unpassierbar, und es kam zu Überschwemmungen.

  • 13.10 Uhr 

    «Miserable Witterung» verzögert Brücken-Sanierung

    Wegen der «miserablen Witterung» haben nicht alle Arbeiten rund um die Gesamterneuerung der A1 plangemäss ausgeführt werden können. So verlängert sich die Sperrung der Brücke der Kantonsstrasse Kirchberg-Utzenstorf um eine Woche.

    Ursprünglich war geplant, die Sperrung der Brücke am kommenden Freitag aufzuheben, teilte das Bundesamt für Strassen (Astra) am Mittwoch mit. Die Regenfälle der letzten Wochen hätten die Sanierungsarbeiten erheblich verzögert.

    Diese Woche soll der neue Fahrbahnübergang eingebaut werden, was wiederum von der Witterung abhängt. Die Sperrung der Brücke wird deshalb bis zum 6. August verlängert. Anschliessend kann sie bis zum Abschluss der Arbeiten Ende August wechselseitig befahren werden. Während der Vollsperrung wird der Verkehr via Koppigen umgeleitet.

    Die Arbeiten auf der Brücke der Kantonsstrasse Kirchberg-Utzenstorf dauern wetterbedingt länger als geplant.
    Die Arbeiten auf der Brücke der Kantonsstrasse Kirchberg-Utzenstorf dauern wetterbedingt länger als geplant.
    zvg/Astra
  • 12.11 Uhr 

    Stadt Lugano schliesst die Parks

    Die Stadt Lugano schliesst wegen der «widrigen Wetterbedingungen» aus Sicherheitsgründen ihre Parks, wie sie mitteilt. Zudem warnen die Behörden vor «erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen» auf den Strassen der Stadt. 

  • 11.49 Uhr 

    Mehrere Strassenverbindungen im Tessin unterbrochen

    Im Tessin sind aufgrund der Unwetter mehrere Strassen im ganzen Kanton sind gesperrt und nicht mehr befahrbar, wie die Kantonspolizei meldet. Besonders die Regionen um Bellinzona und Lugano sind demnach von den Rekord-Regenmengen betroffen.

    Wegen eines nächtlichen Erdrutsches musste die Via Al Sasso Grande in Gudo, Bellinzona, gesperrt werden. Drei Häuser mit neun Personen wurden evakuiert. In Gandria bei Lugano blockierte ein Erdrutsch die Kantonsstrasse unweit der Grenze zu Italien.

    In Pambio-Noranco, einem Stadtteil von Lugano, stürzte am Mittwochvormittag das Dach einer Tankstelle ein. Ausserdem kam es in der Umgebung zu zahlreichen Überschwemmungen.

    Nach Angaben des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz) wurde für Lugano eine Niederschlagsstundensumme von 55,3 Millimetern gemessen. Das ist dritthöchste Wert für diese Station seit Messbeginn.

  • 11.25 Uhr 

    A2 wieder offen

    Die A2 ist nach einem Erdrutsch bei Bissone wieder geöffnet, wie die Kantonspolizei Tessin auf Twitter meldet. Allerdings würden weiterhin Verkehrsprobleme zwischen Mendrisio und Lugano Nord bestehen. 

  • 10.23 Uhr 

    A2 im Tessin wegen Erdrutsch gesperrt

    Nach einem Erdrutsch ist die A2 ist zwischen Mendrisio und Bissone aufgrund eines Erdrutsches gesperrt. Das teilt die Kantonspolizei Tessin auf Twitter mit. Laut TCS wird der Verkehr umgeleitet – es muss mit grossen Zeitverlusten gerechnet werden.

  • 10.13 Uhr

    Tankstelle in Noranco eingestürzt 

    In Noranco im Tessin ist aufgrund der schweren Unwetter eine Tankstelle eingestürzt, wie «Ticino Online» berichtet. Die erst vor einigen Wochen eingeweihte Coop-Pronto-Tankstelle sei laut Augenzeugenberichten demnach gegen 9.30 Uhr teilweise in sich zusammengefallen.

    Nach ersten Informationen von RSI gab es bei dem Unglück keine Verletzten – gemäss Bildern wurde aber mindestens ein Fahrzeug verschüttet. 

  • 9.50 Uhr 

    Ab Donnerstagnacht drohen neue Gewitter

    Momentan zeichnet sich beim Wetter eine Beruhigung ab. Doch bereits ab Donnerstagabend kommen die nächsten Gewitter auf. Erneut sind dann lokal Unwetter mit Hagel, Starkregen und Sturmböen möglich, wie «SRF Meteo» schreibt. Die Prognose für den 1. August sei «noch unsicher». Es gebe «jedochModellberechnungen, welche intensive Niederschläge vorhersagen».

  • 9.28 Uhr 

    Weitere Niederschläge im Süden

    In der Nacht hat es in der Magadinoebene wieder stark geregnet. Laut «SRF Meteo» sind hier 70 Millimeter gefallen und zunächst ist ein Ende der Niederschläge nicht in Sicht. Laut der Prognose sollen Gewitter und Regenschauer erst heute am Mittag enden. 

  • 8.45 Uhr 

    Stadt Bern baut mobile Hochwasserschutz-Dämme ab

    In der Stadt Bern hat sich die Situation nach den Hochwassern von letzter Woche weiter entschärft. Der Abbau der mobilen Schutzdämme soll bis Ende Woche abgeschlossen werden. Rückblickend hätten sich die frühzeitig getroffenen Hochwasserschutzmassnahmen bewährt, teilte die Stadt Bern am Mittwoch mit. Grössere Schäden an Gebäuden und Infrastruktur konnten dadurch verhindert werden.

    Seit dem 10. Juli waren an der Aare zeitweise bis zu 80 Einsatzkräfte an der Arbeit. Schutz und Rettung Bern wurde dabei von den Feuerwehren Bolligen und Köniz sowie vom Zivilschutz unterstützt.

    Nebst der Installation von mobilen Schutzdämmen wurde frühzeitig mit dem Entfernen von Schwemmholz bei den Schwellen in der Matte begonnen. Diese Massnahme habe einen Rückstau verhindert und einen sicheren Wasserabfluss der Aare gewährleistet, hiess es weiter.

    Am Mittwochmorgen flossen bei der Messstelle in der Schönau noch 225 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, was eine geringe Gefährdung bedeutet (Gefahrenstufe 1). Letzte Woche war dieser Wert auf über 500 Kubikmeter pro Sekunde geklettert und hatte die höchste Gefahrenstufe 5 erreicht.

    Das Entfernen von Schwemmholz aus der Aare in der Matte verhinderte Rückstaus.
    Das Entfernen von Schwemmholz aus der Aare in der Matte verhinderte Rückstaus.
    Bild: Keystone
  • 5.40 Uhr 

    Bahnstrecke im Tessin unterbrochen

    Der starke Regen hinterlässt im Kanton Tessin Spuren. Seit der Nacht auf Mittwoch ist die Bahnstrecke von Cadenazzo nach Luino (I) unterbrochen. Bereits am Dienstag hatte die Polizei Schäden gemeldet. Unwetterschäden waren der Grund dafür, wie die Bahnverkehrsinformation in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. Alle Züge fallen aus. Gemäss den Angaben sollte die Störung bis Mittwoch um 13.00 Uhr dauern.

    In Teilen des Tessins fiel seit Sonntag ausserordentlich viel Regen, wegen kräftiger Gewitter. Der Wetterdienst Meteocentrale meldete allein in der Nacht auf Mittwoch bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter.

    Unwetterschäden gab es vor allem im Süden des Kantons: Die Polizei berichtete am Dienstag von Überschwemmungen, Erd- und Geröllrutschen sowie umgestürzten Bäumen im Mendrisiotto. Laut TCS-Verkehrsinformation waren mehrere Strassen im Südtessin gesperrt.

    Die Tessiner Kantonspolizei hat daher beschlossen, einen «Stato Maggiore» (Generalstab) einzurichten, der die Rettungsmassnahmen (Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen usw.) koordiniert.

    Nach den starken Regenfällen ist es im Tessin lokal – wie hier am 27. Juli in Melano – zu Überschwemmungen gekommen. 
    Nach den starken Regenfällen ist es im Tessin lokal – wie hier am 27. Juli in Melano – zu Überschwemmungen gekommen. 
    Bild: Keystone

Ausgangslage

Wegen der Unwetter in der Schweiz gibt es ein Todesopfer zu beklagen. Ein sechs Monate altes Kind erlag am Dienstag den Verletzungen, die es durch einen Astabbruch in Flums SG erlitten hatte. Das Kind wurde am Montagabend in seinem Kinderwagen von einem Ast getroffen, der von einer starken Windböe abgebrochen worden war. Auch seine Mutter und die Grosseltern wurden getroffen. Die Frau und ihr Kind wurden verletzt in ein Spital gebracht.

In der Nacht auf Dienstag erlag das Kind seinen Verletzungen. Die Frau ist noch im Spital, ebenso der 71-jährige Grossvater. Die Grossmutter konnte das Spital wieder verlassen, wie die Kantonspolizei St. Gallen am Dienstag mitteilte.

250 Schadenmeldungen in Solothurn

Ansonsten richteten die Unwetter in der Schweiz erneut materielle Schäden an. Wegen des starken Regens gingen am Montagabend bei der Kantonspolizei Solothurn 250 Meldungen ein. Sie betrafen fast immer Wasser, das in die Häuser eindrang. Deshalb hätten die zuständigen Feuerwehren aufgeboten werden müssen, teilte die Polizei mit.

Das Südtessin versinkt derweil weiter im Regen. Allein in Coldrerio bei Mendrisio im südlichsten Zipfel der Schweiz fielen gemäss dem Wetterdienst Meteocentrale am Dienstagvormittag innerhalb von drei Stunden 80 Millimeter pro Quadratmeter. Nach Angaben von SRF Meteo von Dienstagmittag fielen auf Coldrerio in den vergangenen 48 Stunden 329,6 Millimeter Regen.

Flüsse innert Minuten angestiegen

Der Pegel am Luganersee stieg seit Samstagmittag um 20 Zentimeter. Er liegt aber noch 40 Zentimeter unterhalb der Grenze zur Gefahrenstufe 2, die mässige Hochwassergefahr anzeigt. Meteocentrale sagt für das Südtessin weitere Gewitter bis Mittwochnachmittag voraus.

Am Montag waren auch die Wasserstände zahlreicher Flüsse nach intensiven Gewitterniederschlägen innerhalb weniger Minuten steil angestiegen, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) schreibt. Insbesondere in den zentralen und östlichen Voralpen sowie im östlichen Jura erreichten viele kleinere Flüsse Werte im Bereich der Gefahrenstufen 2 und 3.

Noch grosse Gefahr an der Aare

Für die Aare unterhalb der Mündung Emme, den Rhein vom Bodensee bis zur Mündung Thur und die Rhone vom Genfersee bis Chancy GE galt am Dienstag aktuell Warnstufe 2. Bei kleinen und mittleren Flüssen können Gewitter gemäss Bafu erneut kurzfristig zu schnell steigenden Wasserständen führen. Eine Hochwasserwarnung der Stufe 4 - grosse Gefahr - gilt weiterhin bei der Aare vom Bielersee bis zur Mündung der Emme.

Derweil gingen die Pegel der von Hochwasser betroffenen Seen trotz der starken Niederschläge weiter zurück. Die Wasserstände des Murten- und des Bielersees liegen gemäss Bafu nur noch auf Stufe 2. Noch erhebliche Gefahr - Stufe 3 - besteht für den Neuenburgersee. Der Pegel sinkt derzeit um 8 bis 10 Zentimeter pro Tag. Am Vierwaldstättersee, an der Sihl und an der Reuss besteht keine Hochwassergefahr mehr.