Stewardess Tatiana Kasatkina verhielt sich bei der Evakuierung der russischen Unglücksmaschine vorbildhaft, während einige Personen an Bord rücksichtslos ihr Handgepäck zusammenrafften. Die 34-Jährige stiess Passagiere beherzt den Notausgang hinaus.
41 Menschen sterben beim Absturz einer Superjet-100-Maschine in Moskau. Experten meinen, es hätte weniger Tote gegeben, wenn sich alle Passagiere an die Sicherheitsvorschriften gehalten und teilweise nicht noch um ihr Handgepäck gekümmert hätten. Flugbegleiterin Tatiana Kasatkina tat ihrerseits alles dafür, die Leute so schnell wie möglich aus dem brennenden Flugzeug zu befördern.
Als das Flugzeug nach der Notlandung noch mit hoher Geschwindigkeit unterwegs war, seien alle Passagiere von ihren Sitzen aufgestanden und hätten zu den Ausgängen gedrängt, berichtet Kasatkina gegenüber Medien wie BBC. Unmittelbar darauf habe man mit der Evakuierung begonnen. Zu diesem Zeitpunkt war noch kein Feuer in der Kabine zu sehen.
Nach eigenen Angaben trat die Flugbegleiterin die Tür des Notausgangs mit dem Fuss auf und stiess die Passagiere nach draussen auf die Rettungsrutsche. Dann war ein ein lauter Knall zu hören, und das Flugzeuginnere füllte sich mit dichtem Rauch. Am Ende habe sie die Passagiere am Kragen gepackt, um sie vor dem Flammentod zu retten.
Kollege bleibt bis zuletzt
Während sie selbst die Unglücksmaschine unversehrt verlassen konnte, opferte ihr Kollege Maksim Moisejew für das Wohl der Passagiere sein Leben. Er unternahm den Versuch, eine Tür im Heck des Flugzeugs zu öffnen. Als ihm dies nicht gelang, leitete er so viele Insassen wie möglich auf anderen Wegen aus der Maschine. Der 22-Jährige blieb bis zuletzt und kam in dem Inferno ums Leben.
Inzwischen kursiert eine Liste mit der genauen Sitzordnung aus dem Flugzeug, wie Blick berichtet. Demnach waren für Insassen im hinteren Teil ab Reihe elf die Chancen gering, lebend oder gar unversehrt aus dem Flugzeug zu entkommen. Aus den vorderen acht Reihen überlebten hingegen alle Passagiere.
Warum kamen in den hinteren Reihen so viele Menschen ums Leben? Der russischen Zeitung Komsomolskaja Prawda zufolge hat möglicherweise der harte Aufschlag dazu geführt, dass die Passagiere weiter hinten bereits bei der Notlandung schwer verletzt oder ohne Bewusstsein waren. 37 Personen konnten innerhalb einer Minute evakuiert werden.
Rauchgas hindert am Entkommen
Danach sei der Gang frei gewesen, und kein Passagier habe mehr versucht, nach draussen zu gelangen. Möglicherweise habe auch eine akute Rauchgasvergiftung viele der umgekommenen Passagiere daran gehindert, den Flammen noch aus eigener Kraft zu entkommen.
Nach dem Brand am Moskauer Flughafen Scheremetjewo suchen die Ermittler weiter nach der genauen Unfallursache. Dazu sollen Überlebende, Augenzeugen und Flughafenmitarbeiter befragt werden, wie das staatliche Ermittlungskomitee nach der Katastrophe am Sonntag mitteilte.
Zusätzlich werden jetzt die Flugschreiber ausgewertet. Beide seien im Wrack entdeckt worden, hiess es am Montag aus Sicherheitskreisen der Agentur Interfax zufolge. Das russische Zwischenstaatliche Luftverkehrskomitee (MAK) kümmere sich um die Auswertung, die jedoch mehrere Tage dauern könne.
Manche drehen Videos
Medien berichteten von einem möglichen Motorschaden. Es gab aber auch Aussagen von Augenzeugen, wonach das Flugzeug von einem Blitz getroffen worden sein soll. Als die Maschine mehrmals auf dem Rollfeld des Flughafens aufprallte, platzte nach ersten Erkenntnissen der Ermittler auch der voll befüllte Treibstofftank.
41 sterben in der Aeroflot-Maschine
41 Tote bei Brand von Aeroflot-Maschine
Ein russisches Passagierflugzeug hat kurz nach dem Start Feuer gefangen und steht nach einer Notlandung voll in Flammen.
Die mit Löschschaum bedeckte Sukhoi-SSJ100-Maschine am Moskauer Flughafen.
Grossaufgebot von Kranken- und Polizeiautos nach dem Brandunglück am Moskauer Flughafen Scheremetjewo.
Eine Aeroflot-Maschine des Typs Suchoi Superjet-100 ging kurz nach dem Start in Moskau in Flammen auf und musste notlanden. (Archiv)
Scheremetjewo gilt als der grösste und sicherste Flughafen Russlands.
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) teilte am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, dass derzeit keine Informationen über Schweizer Opfer vorlägen. Die Abklärungen dazu seien im Gang. Die Schweizer Vertretung in Moskau stehe in Kontakt mit den zuständigen Behörden vor Ort.
Wo auch immer die Opfer des Unglücks herkommen: Einige könnten wohl noch leben, wenn sich alle an die Sicherheitsvorschriften gehalten hätten. «Was wirklich besorgniserregend ist, sind die Bilder von Leuten, die Gepäck tragen und dass Passagiere drinnen Videos drehen», sagte Luftfahrtexperte Geoffrey Thomas der australischen Newswebsite 7 News.
Passagiere «dickfellig»
Es sei zwar noch zu früh für ein abschliessendes Urteil, doch es sei «sehr wahrscheinlich», dass mehr Leute lebend aus dem brennenden Flugzeug hätten entkommen können, wenn die Regeln eingehalten worden wären. Laut Thomas dauert eine solche Evakuierung normalerweise nicht länger als 90 Sekunden.
In Moskau dauerte es sechs Minuten, bis die Sukhoi nach der Landung in Flammen aufging – auch wenn nur zwei der vier Notausgänge offen waren. Der Sprecher der für die Zivilluftfahrt zuständigen australischen Behörde sagte, dass die Passagiere in Sachen Sicherheitsinstruktionen dickfellig geworden seien.
«Die meisten Leute fliegen normalerweise vernünftig», erklärt Peter Gibson. «Aber sehr vereinzelt kommt es zu Zwischenfällen. Zeit ist kritisch und das [Prozedere der Evakuierung] wurde basierend auf Untersuchungen frührerer Unfälle über Jahrzehnte entwickelt. Videos zu drehen, Gepäck mitzunehmen und alles, was die Räumung verzögert, gefährdet ihr Leben und das anderer.»
Standards nicht eingehalten
Die Suchoi Superjet-100 ist die erste Neuentwicklung des russischen Flugzeugbaus nach dem Ende der Sowjetunion, der Kurzstreckenflieger ist seit 2011 zugelassen. Aeroflot hat zurzeit 50 Jets dieses Typs im Einsatz, erst im vergangenen Herbst kündigte sie den Kauf von weiteren 100 Maschinen an. Die Jets sollten trotz des Unfalls zunächst weiter im Einsatz bleiben, hiess es.
Die Flugschreiber enthalten unter anderem Aufzeichnungen der Flugdaten und der Cockpitgespräche, was für Ermittler sehr wichtig ist bei der Klärung der Unfallursache. Die sogenannten Blackboxes sind so robust gebaut, dass sie normalerweise auch ein Unglück überstehen sollten.
Das Feuer wurde nach Angaben des Flughafens und des Zivilschutzes schnell gelöscht. Zahlreiche Passagiere hätten das Flugzeug in weniger als einer Minute über Notrutschen verlassen, teilte Aeroflot mit. «Die Crew hat alles Mögliche getan, um die Leben der Passagiere zu retten und den Betroffenen Nothilfe zu geben.»
Flugkatastrophen in Russland
An Bord des Fluges SU1492 waren 78 Menschen. Unter den Toten sind nach Angaben der Behörden zwei Kinder und ein Flugbegleiter. Viele der Verletzten erlitten laut Rettungskräften Rauchgasvergiftungen. An Bord der Maschine brach Panik aus, wie auf einem im Internet veröffentlichten Video zu hören und zu sehen war. Die Aufnahmen zeigten auch, wie die rechte Tragfläche der Maschine brannte.
In Russland kommt es immer wieder zu schweren Zwischenfällen im Luftverkehr und zu Unglücken mit vielen Toten. Beim Absturz eines russischen Passagierflugzeugs vom Typ Antonow starben im Februar vorigen Jahres in Nähe von Moskau 71 Menschen.
Die Maschine vom Typ An-148 der Fluggesellschaft Saratow Airlines war nach dem Start vom Hauptstadt-Flughafen Domodedowo vom Radar verschwunden. Die Maschine zerschellte auf einem Feld im Bezirk Ramenskoje südöstlich von Moskau. Im September wurden 18 Menschen bei der Notlandung eines Flugzeuges in der Schwarzmeerstadt Sotschi verletzt.
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Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
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Winterfest: Stammrosen sind im Rosenpark Dräger in Steinfurth, Deutschland, mit Folie kältesicher verpackt. (25.1.2021)
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