DNA-Spuren am Tatort So kam die Polizei den Bancomat-Sprengern auf die Schliche

tsha

28.10.2021

In der Schweiz werden immer wieder Bancomaten gesprengt, wie hier im März 2019 in Novaggio TI.
In der Schweiz werden immer wieder Bancomaten gesprengt, wie hier im März 2019 in Novaggio TI.
Bild: Keystone

Vor zwei Jahren erschütterten zwei besonders brutale Bancomaten-Sprengungen die Schweiz. Nun wurden neue Details zu den Taten bekannt.

tsha

28.10.2021

Die Täter kamen nachts. In Sevelen SG knallte es um 1.33 Uhr, in Neftenbach ZH gegen 2 Uhr in der Früh. Auch die Schäden waren gleichermassen verheerend, als in den beiden Gemeinden im Abstand von nur acht Tagen zwei Bancomaten in die Luft flogen: Einmal erbeuteten die Täter mehr als 126'000 Franken, beim zweiten Angriff eine unbekannte Summe. Allein der Sachschaden aber betrug jeweils mehr als 100'000 Franken.

Knapp zwei Jahre später kam es zur Anklage gegen einen 30-jährigen Rumänen, der laut Staatsanwaltschaft zusammen mit einem Komplizen den Bancomaten in Sevelen gesprengt haben soll. Dieser Komplize wiederum, ein 43-jähriger Rumäne, soll für die Attacke auf den Geldautomaten in Neftenbach verantwortlich sein. Ob auch der jüngere der beiden Männer in Neftenbach dabei war, geht aus einem Gerichtsbeschluss, über den nun der «Tages-Anzeiger» berichtet, nicht hervor.



Da sich der 30-Jährige gegen die Untersuchungshaft gewehrt hat, zeigt eben jener Gerichtsbeschluss nun neue Details zu den Fällen auf. Demnach fanden Ermittlerinnen und Ermittler der Kantonspolizei St. Gallen am Tatort in Sevelen zwei Schraubenzieher sowie zwei Brecheisen, auf denen DNA-Spuren sichergestellt werden konnten. Untersuchungen am zerstörten Automaten ergaben, dass die gefundenen Werkzeuge genutzt wurden, um die Maschine zu knacken.

Der Verdächtige bestreitet die Vorwürfe

Am Tatort in Neftenbach wurden ebenfalls DNA-Spuren entdeckt; diese stammen von dem älteren der beiden Männer. Ausserdem stellten die Forensiker fest, dass die beiden Automaten in Sevelen und Neftenbach mit Triacetontriperoxid (TATP) gesprengt wurden, einem hochexplosiven Stoff, der extrem instabil und deshalb sehr gefährlich ist.

Mithilfe von Europol kamen die Schweizer Ermittlerinnen und Ermittler den beiden Rumänen auf die Spur: Die DNA-Profile, die anhand der am Tatort gesicherten Spuren erstellt worden waren, passten zu zwei Männern, die im Ausland bereits wegen mehrerer Delikte angeklagt waren. Beide kennen sich offenbar seit längerer Zeit.

Dank eines internationalen Haftbefehls konnten die beiden mutmasslichen Täter im Juni 2020 gefasst werden: Der jüngere ging den Ermittlern im österreichischen Bregenz ins Netz und bestreitet die Vorwürfe, der 43-Jährige sitzt derzeit wegen neuer Delikte in einem dänischen Gefängnis.

Angriffe auf Schweizer Bancomaten nehmen seit einigen Jahren zu. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 45 Überfälle gezählt, ein Jahr zuvor waren es 56. Noch 2018 lag die Zahl mit 18 Überfällen auf Bancomaten deutlich niedriger. Für das laufende Jahr rechnet das Fedpol mit ähnlich hohen Zahlen wie zuletzt.